Flop Bei lausigen Herbsttemperaturen gelang es auch der Rockband "Blind Date" nicht, den Besuchern des Straßenfestes einzuheizen .
von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner
Forchheim — Die Idee zum Wochenende: Schau doch mal wieder beim Brückenfest vorbei. Da kommen einem verständlicherweise nette Erinnerungen in den Sinn - an flanierende, feiernde, fröhliche Menschen. Der Wetterbericht rät dann aber zu Lederjacke und Rollkragenpulli.
Die Besucher kuscheln sich richtig unter die grüne Überdachung unter den Platanen des Marktplatzes. Zwei lange Bierbänke Abstand hat der Sound von "Blind Date" zu überwinden. Schafft er lässig, verständlich. Die Perspektive von der Bühne muss so ähnlich sein wie die des Löwen auf dem Schmausenbuckfelsen im Nürnberger Tiergarten: ein breiter Graben und dahinter die Besucher. Der Bühnennebel tut ein Übriges, die Begegnung zu einem "Blind Date" werden zu lassen.
Beim Bierausschank stehen etliche, die mit beiden Händen den Krug umfassen.
Die Geste gehört irgendwie nicht hierher, aber sie kommt trotzdem bekannt vor. Sie gehört zum Rathausplatz, zum Weihnachtsmarkt: zum Glühweinstand! Dass nach dem Temperatursturz sich manche Verhaltensmuster verschoben haben, ist verständlich.
Die Bude mit dem Kirmeskrimskrams ist stockdunkel, einer packt letzte Waren ein. Schon so spät? Das letzte Blau am Himmel sagt: Nein. Davor erheben sich nachtschwarz die Gebäude des Brauhauses. Abrissbirnen leuchten nun mal nicht. Der Laden davor ist auch finster. Verständlich - bei einem Waffengeschäft. Auch das Gasthaus gegenüber. Betriebsurlaub. Verständlich.
Die Hornschuchallee wirkt wie die Lützelbergerkurve im Kellerwald - in der Nacht zum 20. November. Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels ist der Karnbaum, jahrein, jahraus der Treffpunkt der Fisch liebenden Forchheimer Gourmets. Die wahren Kenner outen sich heute durch das Weißweinglas. Verständlich.
Rotwein unter 14 Grad, das geht gar nicht. Mit einem delikat-duftenden heißen Pfännchen gegen die Wetterlage ankämpfen oder sich mit kühlem Matjes angleichen, ist die Frage. Und der passende Abschluss ist ein hausgemachter, garantiert wespenfreier Zwetschgenkuchen. Verständlich. Mein Wunsch: Ich beantrage die Umbenennung in Bi-Polar-Fest. Verständlich.