Ein Akt der Diplomatie

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Nicht in Bayerns berühmtesten Marienwallfahrtsort Altötting, sondern in der Gebetsstätte Heroldsbach erinnerte der höchste katholische Würdenträger Deutschl...

Nicht in Bayerns berühmtesten Marienwallfahrtsort Altötting, sondern in der Gebetsstätte Heroldsbach erinnerte der höchste katholische Würdenträger Deutschlands, Nuntius Eterovic an die Marienerscheinungen und das Sonnenwunder im portugiesischen Fatima vor exakt hundert Jahren. Das erinnert zumindest die älteren Mitbürger an die Jahre 1949 bis 1952, als Heroldsbach eine der größten Massenbewegungen des 20. Jahrhunderts erlebte. Auch hier schworen Kinder, dass sie die Muttergottes leibhaftig gesehen hätten. Ortspfarrer Johannes Gailer zog damals nach anfänglicher Skepsis Vergleiche zu den kirchlich anerkannten Wallfahrtsorten Fatima und Lourdes. Eine Privatoffenbarung, die von der römisch-katholischen Kirche nicht anerkannt wurde. Dennoch versiegte der Pilger-Strom zu dieser Gnadenstätte nie.
Nach erbittertem Streit, der in der Exkommunikation von Seherkindern gipfelte, lenkte Erzbischof Karl Braun 1998 ein und sprach von einer Gebetsstätte, die zu einer Quelle der Erneuerung des Glaubens werden könne. In Zeiten, in denen immer mehr Gläubige der Amtskirche den Rücken kehren, hat die katholische Kirche mit dem Besuch des päpstlichen Nuntius in der Gebetsstätte, einem Ort, der lange Zeit für Kirchenzwist stand, ein diplomatisches Zeichen für die Einheit des Christentums gesetzt. Wichtig, so der Vertreter des Vatikans, sei die Botschaft der Muttergottes. "Und die ist in Fatima und Heroldsbach identisch", unterstreicht Pater Ludwig Müller, der folgert: "Wir brauchen die Titel Wallfahrtsort gar nicht!" Recht hat er!