"Ich muss nix mehr sagen", waren die letzten Worte des Beschuldigten vor dem Urteil. "Passt scho", waren die letzten nach dem Urteil. Der Mann, dem am Dienstag im Amtsgericht Widerstand gegen Vollstre...
"Ich muss nix mehr sagen", waren die letzten Worte des Beschuldigten vor dem Urteil. "Passt scho", waren die letzten nach dem Urteil. Der Mann, dem am Dienstag im Amtsgericht Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen wurde, durfte sich seitens Staatsanwältin Tatjana Winterholer durchaus Uneinsichtigkeit vorwerfen lassen.
900 Euro Geldbuße
Ruhig, gelassen und mit vor der Brust verschränkten Armen nahm der 23-Jährige aus dem westlichen Landkreis hin, dass er in Bälde wird 900 Euro zahlen müssen. Immerhin blieb Richter Alexander Zenefels damit noch unter der Forderung der Staatsanwältin, die 1200 Euro für angebracht ansah. Und das alles nur, weil der Mann am 30. Januar dieses Jahres gegen 12.10 Uhr in Bad Staffelstein im Halteverbot stand und der Aufforderung des Entfernens nicht nachkam. Allerdings war das eine polizeiliche Aufforderung, die der Mann nach Aussage der Beamten mit "keine Zeit" kommentierte und auch noch das Herzeigen des Führerscheins und der Fahrzeugpapiere verweigerte.
Es schaukelte sich hoch
Der Mann war Paketzusteller und zeigte sich von der Autorität der Beamten wenig beeindruckt. Dabei soll er aber auch ein Maß verloren und seine Sicht auf die Dinge mit "du bist doch bescheuert" bekräftigt haben. Ab jetzt schaukelte sich die Angelegenheit weiter hoch, denn als der Polizist nach dem Zündschlüssel des Paketlieferwagens griff, soll der 23-Jährige dessen Hände umfasst haben, um das Vorhaben nicht zuzulassen. Einer Festnahme habe er sich immer wieder entwunden, wobei er die Polizeibeamten auch noch zu duzen begann.
"Was stimmt an all dem?", erkundigte sich Zenefels zu des Beschuldigten Sicht auf die Anklage. "Da stimmt einiges net", bekam Zenefels forsch zu hören. Vor allem, so der Angeklagte, habe er nur ein Paket abgeben wollen, "das hätte zehn Sekunden gedauert". Zudem, so der damalige Paketkurier, hätte ein Polizist "die ganze Zeit nur rumgebrüllt". "Ich habe ihm gesagt, dass er ganz normal mit mir reden soll", so der Angeklagte weiter ausführend. "Ich habe gesagt: ,Alter, du ...‘, da hat er noch mehr zu zittern angefangen, als wenn was mit ihm nicht richtig ist", schilderte der Paketkurier seine Erinnerung an den einstigen Vorfall.
Eine Antwort auf die von Winterholder an ihn gerichtete Frage, ob er die Polizeibeamten "bescheuert" genannt habe, blieb der 23-Jährige schuldig. Auch eine Antwort darauf, weshalb die Beamten in ihren Vorfallschilderungen die Unwahrheit sagen oder übertreiben sollten. Schon an dieser Stelle stand zu vermuten, dass die Beweisaufnahme nichts anderes als die Erhärtung der Anklage erbringen würde. "Wir haben ihm ein paar Mal gesagt, dass wir nicht geduzt werden wollen", erklärte ein im Zeugenstand aussagender Polizeibeamter, der bedauerte, dass für viele Bürger die "Polizei keine Respektsperson" mehr darstelle. Für Richter und Staatsanwältin, so erklärten diese während des Prozesses in an den Angeklagten gerichteten Worten, gab es keinen ersichtlichen Grund, Zweifel an den Ausführungen der Beamten zu hegen. Darum erging erstmalig ein Urteil gegen den Mann, der bis dato unbescholten war.