Disco-Aus bewegt Gunzendorf

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Nachdem sich die Betreiber von GunzLive zur Schließung des Betriebs durchgerungen haben, sorgt das für Gesprächsstoff im Buttenheimer Gemeindeteil. Die Menschen erinnern sich an Probleme, aber auch an viele Verbesserungen.

Anette Schreiber In einer Woche ist Tom 16 und damit alt genug für die Disco. Lange hat er darauf gefiebert. Und jetzt das: In der vergangenen Woche haben die Betreiber das Aus für GunzLive verkündet. "Ausgerechnet jetzt", mault der Teenager. Er meint damit, dass viele Forderungen erfüllt worden sind, jetzt "alles besser, friedlicher geworden ist. Ich finde es lächerlich!" Nun brauche er einen Fahrer. Wo die nächste Disco ist, weiß Tom im Moment noch gar nicht.

Aus der Kultstätte ist logischerweise Thema in dem 500 Einwohner zählenden Buttenheimer Gemeindeteil. Im Gegensatz zu Tom, der zumindest seinen Vornamen öffentlich nennt, ziehen es die anderen Gunzendorfer vor, ungenannt zu bleiben. Jeder kennt hier zwangsläufig jeden. Etliche haben in irgendeiner Weise Verbindung zu GunzLive oder auch mit den beiden Parteien, die gegen die mit dem Freizeitbetrieb einhergegangenen Belästigungen vor Gericht gezogen sind. Schon seit vielen Jahren und nun augenscheinlich mit Erfolg.

Buttenheims Bürgermeister Michael Karmann hat hier durchaus gespaltene Gefühle. Einerseits bedauert er natürlich den Verlust einer Stätte mit kultureller Bedeutung für die Gemeinde, für die Region und darüber hinaus. Von einst etlichen Discos hatten bisher nur zwei überlebt. Neben Gunzendorf die in Hallstadt. Jetzt ist scheinbar nur Letztere übrig geblieben.

Als Standesbeamter erinnert sich Karmann: "Für nahezu jede zweite Eheschließung wurde in Gunzendorf der Grundstein gelegt." Freilich, und das müsse man auch sehen, haben auch die Anwohner nahe der Disco das Recht darauf, dass die gesetzlich geregelten Grenzwerte auch für sie gelten.

Nach einem Urteil aus dem Jahr 2012 habe sozusagen das Damoklesschwert über der Einrichtung geschwebt. So sei das jetzige Aus letztlich nicht von ungefähr gekommen. Freilich hat Karmann beobachtet, wie sich der Betrieb um Verbesserungen bemüht hat. Bei den Straftaten etwa sei eine absolut positive Entwicklung dokumentiert, freut er sich.

Auch die Gunzendorfer haben viele Verbesserungen wahrgenommen. Insbesondere beim Parken. So waren wohl vor allem zur Blütezeit der Disco, also in den 80ern und 90ern, oftmals nicht nur Straßen, sondern auch Höfe zugeparkt. Ein Rentner erinnert sich, dass ein Nachbar die ungebetenen Gäste nur mit Unterstützung seines Hundes vertreiben konnte.

Dass dies nun dank der vielen sukzessive geschaffenen Parkplätze kein Problem mehr ist, ebenso wie Wildpinkeln in Privathöfen, stellt eine 66-Jährige fest. "Es gibt inzwischen genügend Parkplätze."

Dass es durchaus wild zugegangen ist, zeigen weitere Schilderungen. Etwa von einem jungen Mann, den der Pfarrer am Morgen splitternackt fand.

Oder dann die Sache mit dem Osterbrunnen: Gunzendorf hatte wohl am Karsamstag geöffnet, und am Ostermorgen war der liebevoll gestaltete Osterbrunnen vollkommen ruiniert. Das löste man im Dorf, indem der Brunnen in Folge am Karsamstag abtransportiert und Ostersonntag wieder aufgestellt wurde.

Es ist ruhiger geworden, sind sich alle Befragten einig. Sie gestehen aber ebenso einhellig zu, dass es für denjenigen, der in direkter Nachbarschaft zur Disco wohne, durchaus anders aussehen könne. Froh sind vor allem die nun schon etwas älteren Dorfbewohner in einer Hinsicht: Dass ihre Kinder die ortsansässige Disco besuchten und somit Discotourismus kein Thema war. "Wir haben gewusst, wo sie sind und dass sie nicht fahren mussten." Klar ist ihnen aber auch, dass diese Problematik nun mit der Enkelgeneration auf sie zukommen dürfte. Betroffen sind manche schon von der jüngsten Entwicklung. Auch weil etliche Arbeitsplätze verloren gehen. Das Durchhaltevermögen der klagenden Anwohner scheint zwar mittlerweile von Erfolg gekrönt, nur hat das ihnen im Ort wohl auch Probleme gebracht. Ein Rentner berichtet von "Belästigungen und massiven Bedrohungen".

Wie es nun weitergeht mit dem Areal, wissen die wenigsten. Nur eine Hoffnung, dürfte sich hier zerschlagen, dass die Fläche zu Wohnungen wird. Denn die Gemeinde weist gerade ein Areal mit 24 neuen Bauparzellen aus. Und bereits 2017 hatte der Gemeinderat das Areal nicht erwerben wollen.

Klarheit herrscht bei Tom: Er weiß, dass er für seine Discobesuche einen Fahrer braucht.