Die Sache mit Corona und dem Klinikum

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Christine Fischer Zu unserer Berichterstattung über die aktuelle Corona-Situation im Landkreis Kulmbach am vergangenen Dienstag schrieb uns ein Leser, der einen vermeintlichen Widerspruch bei den ange...

Christine Fischer

Zu unserer Berichterstattung über die aktuelle Corona-Situation im Landkreis Kulmbach am vergangenen Dienstag schrieb uns ein Leser, der einen vermeintlichen Widerspruch bei den angegebenen Zahlen ausgemacht hatte. Er führte an, dass bei der täglichen Corona-Statistik-Darstellung auf Seite zehn ("Corona in Zahlen") in der Tabelle "Intensivbettenbelegung in Franken" zu lesen war, dass es im Landkreis Kulmbach zwei beatmete Covid-Patienten gibt. Andererseits werde aber auf Seite drei in der gleichen Ausgabe der Pandemiebeauftragte des Klinikums Kulmbach, Dr. Thomas Banse, mit den Worten zitiert, dass es "aktuell keinen beatmeten Corona-Patienten gibt".

Was stimmt denn nun, fragte dieser Leser nicht ganz zu Unrecht. Die schnelle, aber nicht sehr schlüssige Antwort müsste lauten: tatsächlich beides. Die eigentliche Krux bei diesem scheinbaren Widerspruch sind die Zahlen, die für die Corona-Statistiken hergenommen werden.

Grundsätzlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Patienten, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, und einem an Covid-19 erkrankten Patienten, und zwar unabhängig davon, ob dieser Patient nun auf einer Normal- oder Intensivstation liegt oder gar beatmet werden muss. Dieser Unterschied, ob ein Patient nun mit oder wegen Corona im Klinikum ist, wird aber in der Statistik nicht ausgewiesen, so dass sich diese vermeintliche Diskrepanz ergibt, die unserem Leser aufgefallen ist.

Zur Erläuterung: Das Klinikum meldet - so sind die bundesweit einheitlichen Vorgaben - alle Patienten mit Coronavirus an das Gesundheitsamt beziehungsweise die entsprechenden Intensivpatienten an das Divi-Intensivregister, und diese Zahlen wiederum tauchen dann in den Statistiken als Corona- oder Covid-Patienten auf.

Ursache oder Nebenbefund?

Dabei wird aber nicht unterschieden, ob es sich um Patienten handelt, bei denen die Coronavirus-Infektion ursächlich für den Klinikaufenthalt und die Behandlung ist (also eine Erkrankung mit Covid-19) oder ob es sich lediglich um einen symptomfreien Nebenbefund handelt, der beim PCR-Test im Zuge der Aufnahme quasi zufällig entdeckt wurde und auf das Krankheitsbild keinen Einfluss hat.

Soll heißen: der Corona- oder Covid-Patient aus der täglichen Statistik kann also genauso gut jemand mit einem gebrochenen Bein sein, bei dem zufällig das Virus nachgewiesen wurde, oder aber ein schwer kranker Herzinfarkt- oder Schlaganfall-patient, der beatmet und intensivmedizinisch betreut werden muss, aber eben nicht ursächlich wegen Corona.

Im Fall unserer Berichterstattung vom Dienstag bedeutet das: Ja, laut Divi-Intensivregister (das ist die Grundlage für die Statistik auf der Corona-Seite) gab es im Kulmbacher Klinikum zwei beatmete Intensiv-Patienten mit (nachgewiesenem) Coronavirus. Laut Dr. Banse mussten aber keine Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung mit schwerer Lungenbeeinträchtigung beatmet werden (Stand Montag). Somit ist davon auszugehen, dass die Intensiv-Patienten aus dem Divi-Register vorrangig wegen einer anderen Erkrankung beatmet werden mussten und die Corona-Infektion ein Nebenbefund ist.

Tatsächlich spielen derzeit die "echten" Corona-Kranken für die Intensivstation im Krankenhaus eher eine untergeordnete Rolle, wie aus dem Klinikum zu erfahren war. Angesichts der Erhebungsart der Werte und des aktuell sehr breit gefächerten Infektionsgeschehens sind Statistiken wie diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Pandemie also nur bedingt aussagekräftig.