Ein Großteil der bayerischen Bürgermeisterkandidaten bewirbt sich als Ehrenamtler. Das heißt, dass der gesamte Wahlkampf "nebenbei" stattfindet. Ein ganz normaler Tag sieht entsprechend aus. Auch bei dem Heßdorfer Erich Biermann.
Michael Busch Es war ein langer Dienstagabend. Gespräche, Diskussionen, Visionen. Ein letzter Blick auf die Uhr. 23.30 Uhr - Erich Biermann denkt kurz an den nächsten Tag, der nicht weniger arbeitsintensiv sein wird. Der Wecker ist gestellt, um 5.30 Uhr geht es wieder raus.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, denn um 3.30 Uhr piepst es. Nicht der Wecker. Die zeitgleich angelaufene Sirene signalisiert, dass es der Piepser war, der die kurze Nacht früher beendet als erwartet. Keine fünf Minuten später sitzt Biermann auf dem HLF 20 - einsatzbereit. "Ich muss nur über die Straße", erklärt er. Ein guter Weg, denn direkt neben der dortigen Feuerwehr ist das Rathaus. Und genau da will Biermann auch hin.
Feuerwehr neben dem Rathaus
Der 47-jährige Heßdorfer ist einer von geschätzten 6000 Kandidaten, die Bürgermeister werden wollen. Am 15. März werden in 2056 Gemeinden die Vertreter gewählt, die sechs Jahre den Kommunen vorstehen werden. Für diejenigen, die bisher noch kein Bürgermeister sind, handelt es sich dabei um einen unglaublichen Kraftakt, denn der Wahlkampf muss im Grunde nebenbei geführt werden.
"Nicht beim Einsatz, da bin ich einfach nur Feuerwehrmann", erklärt Biermann. Einer unter vielen. "Das ist ehrenamtliche Arbeit, da denke ich nicht drüber nach, das ist zum Wohle der Mitbürger", ergänzt er. Doch dieser Mittwoch soll so typisch sein für die vielen Tage, die vor der Wahl absolviert werden.
Gegen acht Uhr ist die Einsatzjacke wieder im Spind, ein schneller Kaffee Zuhause, dann ab zum Job. Vorbei an den eigenen Wahlplakaten geht es zur Raiffeisenbank. "Ich muss schon immer mal grinsen, wenn man sich selber dort auf den Plakaten sieht, es ist einfach ungewohnt."
Ungewohnt auch, weil er groß geworden ist in Heßdorf. Ein Einheimischer, der die Entwicklung seit Kindesbeinen an verfolgt hat. "Ich habe gesehen wie Heßdorf wächst", sagt er. Und erklärt überraschenderweise: "Da trägt der ehemalige Bürgermeister Helmut Maar einen ganz wichtigen Teil zu bei."
Der ist zwar in einer anderen Partei, aber Ehre wem Ehre gebührt und das heiße ja noch lange nicht, dass es mit Maars Nachfolger ebenso gut weitergegangen sei. "Eine Helmut-Maar-Straße könnte ich mir schon vorstellen", wirbt er für eine Idee, die er auch unabhängig des Wahlkampfes weiterverfolgen will.