"Kultur im Leerstand" animiert die Bamberger einmal mehr, Kunst in ihrer Stadt wahrzunehmen. Wir sprachen mit den Organisatorinnen der "Offenen Jugendarbeit...
"Kultur im Leerstand" animiert die Bamberger einmal mehr, Kunst in ihrer Stadt wahrzunehmen. Wir sprachen mit den Organisatorinnen der "Offenen Jugendarbeit Bamberg", Yvonne Schneider und Jérémie Gnädig, über das Festival und auch die Jugendkultur in Bamberg.
Ihr habt ja dieses Mal etwas länger gebraucht, um eine passende Location zu finden. Wie kam es dazu, dass es die Luitpoldstraße 17 wurde?Jérémie: Es war sehr schwer, von vornherein ein Gebäude zu finden, das den Richtlinien des Ordnungsamts entsprechen würde. Wir schlugen immer wieder Gebäude vor - sie wurden immer wieder abgelehnt. Schließlich kam uns die Familie Hakimi zu Hilfe und bot an, das Foyer des Teppichladens auf der Luitpoldstraße zu nutzen. Wir schickten alle nötigen Unterlagen an das Amt und bereiteten ein Programm vor. Doch grünes Licht bekamen wir erst ganz kurzfristig. Bis dahin war noch unklar, ob "Kultur im Leerstand" wirklich stattfinden wird.
Das Programm ist sehr vielfältig - von Theater, Tanz und Performance bis hin zur Werkschau von "Freigeist" und verschiedenen musikalischen Acts ist alles mit dabei. Vor allem bei der musikalischen Gestaltung merkt man jedoch eine klare Tendenz. Hat das mit einer Zielgruppe zu tun?Yvonne: Zunächst muss ich erwähnen, dass dieses Jahr vor allem die Offene Jugendarbeit Bamberg das Programm gestaltet hat, das hat natürlich Auswirkungen auf die Auswahl der Künstler. Wir wollen damit auch das junge Publikum unserer Stadt ansprechen und jungen Künstlern eine Chance geben, aufzutreten. Es stimmt, dass die musikalischen Acts eine Tendenz in die Richtung Rap, Beats, elektronische Musik und Hip-Hop aufweisen. Das liegt daran, dass immer mehr Jugendliche diese Musik hören und sich darin ausprobieren. Beats machen oder Texte schreiben, ist vielen eher zugänglich als ein Instrument zu kaufen und zu erlernen. Immer mehr junge Menschen wollen sich ausdrücken, haben etwas der ganzen Welt zu sagen. Das ist eine der vielen Möglichkeiten.
Der Welt etwas sagen ist ja heutzutage im Zeitalter der sozialen Netzwerke nicht mehr so schwer. Man kann Videos auf YouTube hochladen, Texte auf Facebook posten - habt ihr das Gefühl, dass Jugendliche immer mehr dazu tendieren öffentliche Aufmerksamkeit erlangen zu wollen und diese als Chance sehen, irgendwann mal berühmt zu werden?
Yvonne: Nein, ich habe nicht den Eindruck, dass die Kids das aus dem Drang heraus machen, berühmt zu werden. Viele von ihnen verstehen, wie schwer es ist, in der Kunst oder im Musikbusiness Erfolg zu haben. Es ist mehr die Beschäftigung, die sie suchen, und die Möglichkeit, ihre Ideen auszuleben. Natürlich spielen die sozialen Netzwerke in der heutigen Gesellschaft eine größere Rolle, doch das ist auch eine Möglichkeit für Menschen ohne Bühne, sich eine Bühne zu schaffen. Und vor allem Jugendliche können diese Chance nutzen und kreativ werden.
Die Rap-Texte haben sich in den letzten drei bis fünf Jahren sehr verändert. Es entstanden neue Richtungen, wie Cloudrap, wie viel davon bekommt ihr als Jugendarbeiter mit und auf welche Weise?
Yvonne: Natürlich bekommen wir das meiste über die Jugendlichen selber mit. Sie zeigen uns ihre Musik oder Videos auf YouTube, die ihnen im Moment gut gefallen. Über Kommunikation kriegen wir dann mit, was ihren Musikgeschmack so ausmacht. Aber auch Zuhause probiere ich neue Musik aus, ich höre mir dann oft eben die Musik an, von der die Kids so begeistert sind, um auch ihre Welt besser verstehen zu können.
Das Gespräch führte
Valerija Levin.