Der Herzogenauracher Fuhrunternehmer Lorenz Mauser erhielt ebenfalls am 9. Juni 1945 durch den Bürgermeister die Ermächtigung, wichtige Fahrten für die Lebensmittelversorgung der Stadt durchzuführen. So waren am 11. Juni 1945 in Erlangen beim dortigen Ernährungsamt zwölf Zentner Zucker abzuholen. Drei Tage später, am 14. Juni 1945, sollten in Igensdorf bei der dortigen Obstsammelstelle (Gerstacker) 70 Zentner Kirschen abgeholt werden. Außerdem wurde er damit beauftragt, jeden Mittwoch aus Kitzingen Gemüse nach Herzogenaurach zu fahren.
Ein sehr zwiespältiges Bild von den Zuständen in Herzogenaurach zeigen die Erlebnisse einiger Bürger mit amerikanischen Truppenangehörigen. So notierte eine Herzogenauracherin, dass am 5. Juni das Rad ihrer Tochter, das vor einem Haus in Beutelsdorf stand, von einem Amerikaner einfach mitgenommen wurde. Dabei wurde er von einer Ortsbewohnerin beobachtet. Am nächsten Tag fuhr Metzgermeistersgattin Justina Welker über die Beutelsdorfer Straße nach Herzogenaurach zurück. Ein amerikanisches Fahrzeug überholte sie und stellte sich dann quer über die Straße, so dass sie absteigen musste. Und was geschah? Auch dieses Rad wurde eine verspätete Kriegsbeute.
Die Beschwerden der Geschädigten beim amerikanischen Kommandanten auf dem Herzogenauracher Rathaus fruchteten leider nichts. Stattdessen erhielten sie die Auskunft, dass die Räder für die polnischen Zwangsarbeiter in Deutschland Verwendung finden würden, da die Deutschen mit den Polen genauso verfahren wären. Für die Geschädigten war das allerdings kaum ein Trost.
Bürgermeister Adam Hubmann stellte am 14. Juni 1945 an die "verehrliche Militärregierung", damals vertreten durch Paul E. Bruehl, Major Infantry Mil. Govt. Officer, die Bitte, die Räumung des Gasthauses "Zur Krone" und der Apotheke in Herzogenaurach zu genehmigen. Dadurch sollte Dentist Bruckner die Möglichkeit erhalten, wieder in der "Krone" zu praktizieren. Außerdem hätte dann die "Krone" wieder als Gasthaus dienen können. Als Begründung führte er an, dass der Besitzer nicht in der NSDAP gewesen sei.
Notapotheke reicht nicht aus
Außerdem sollte die Apotheke wieder eröffnet werden, da durch Apotheker Heinrich Klietsch in den früheren Räumen der Allgemeinen Ortskrankenkasse lediglich eine Notapotheke betrieben werden könne. Mit dieser Behelfseinrichtung wäre es allerdings unmöglich, Stadt und Umland zu versorgen.
Bürgermeister Hubmann fragte außerdem beim Landrat nach, ob die Mieter der Bertholdsiedlung, die durch die Amerikaner aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, ihre Miete weiterhin an die Eintracht zahlen müssten, ob zum Beispiel der Besitzer des Gasthauses "Krone" eine Entschädigung für die Besetzung bekommt und wer dies bezahle.
Am 11. Juni mahnte Landrat Fröhlich die Reinhaltung der Straßen und Plätze in Herzogenaurach an, nachdem sich die amerikanische Militärregierung darüber beklagt hatte. Er empfahl daher, die Straßen wöchentlich zwei- bis dreimal zu reinigen.