Wetter Schenkt man dem Bauernkalender Glauben, ist 2015 ein Jupiterjahr. Da sind Trockenperioden nicht ungewöhnlich. Als Erklärung für die Hitze der zurückliegenden Wochen fällt dieser Umstand dennoch aus - wegen eines Himmelsphänomens.
von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich
Kreis Forchheim — Viele Menschen suchen in diesen Tagen eine Erklärung für die extreme Hitze und Trockenheit der vergangene Wochen. Und sie fragen sich, ob es ähnliche Extreme schon früher einmal gegeben hat.
Nach dem 100-jährigen Kalender, demzufolge sich alle sieben Jahre das Wetter wiederholt und nach Planetenjahre bestimmt ist, befinden wir uns in diesem Jahr in einem Jupiterjahr. Die Jupiterjahre sollen immer sehr warm, aber nie trocken sein.
"Aus früheren Jahren"
Die auffällige Trockenheit gibt es im Jupiterjahr nur alle 28 Jahre - aber nicht, wenn es zwischen Februar und Mai eine Sonnenfinsternis gegeben hat. Eben diese Sonnenfinsternis hat es heuer am 20. März allerdings gegeben. Der Bauernkalender scheint damit als Erklärung für die hohen Temperaturen und die Trockenheit auszufallen.
Die Regel mit der Sonnenfinsternis kennt Daniel Spaderna, Fachberater beim bayerischen Bauernverband in Forchheim, nicht. "Die Bauernregeln sind aus früheren Zeiten, als es noch keinen Wetterbericht gab und die Wetterregeln von einer Generation zur nächsten weitergegeben worden sind." In manchen Gegenden aber zum Beispiel soll die Siebenschläferregel mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 60 Prozent zutreffen.
Kein Wasser mehr
Aber am 100-jährigen Kalender orientieren sich heute kaum mehr Landwirte. "Früher war der Aberglaube da", sagt das Ehepaar Hempfling aus Etlaswind. Sie erinnern sich noch an die Erzählungen der Eltern und Großeltern aus dem Dürrejahr 1947. "Die Wasserversorgung war damals komplett zusammengebrochen", sagt Robert Hempfling.
Nicht einmal in den Tümpeln sei ein Tropfen Wasser zu finden gewesen.
Die Eltern holten Fichtenzweige aus dem Wald, zerkleinerten diese, damit die Tiere etwas zu fressen hatten. Die Fichtenstreu und auch Laubblätter aus dem Wald dienten als Stroh. Denn durch die extreme Hitze und Dürre wuchs nichts. Hempfling erinnert sich noch an ein anderes sehr trockenes Jahr: 1976. Das Getreide blieb niedrig, Stroh ersetzte das Heu auch als Futter und bald gab es kein Stroh mehr. Nur in Südbayern war es anders: "Landwirte von hier fuhren runter, luden das Stroh in Zugwaggons und so wurde es bis Igensdorf transportiert", erinnert sich Hempfling.
Er schaut nach, was der 100-jährige Kalender für den Juli sagt: "Bis achten Juli unbeständig, bis 13. Juli unbeständig und stürmisch. Es passt nichts. Bis 11. August soll es regnerisch sein. Auch im August steht nichts von Hitze", sagt der Landwirt.
Der Kalender passe aber auf die Region um Wolfratshausen, wo sein Sohn lebe.
"Manches trifft zu, manches nicht", sagte Spaderna. Von einer Sonnenfinsternis, die das Jupiterjahr beeinflusse, sodass es keine Trockenheit in dem Jahre gebe, diese Bauernregel kennen Spaderna und Hempfling aber nicht. Ob die Menschen eine Sonnenfinsternis überhaupt mitbekommen haben, stellen die Landwirte in Zweifel. Wenn die Sonnenfinsternis beeinflusst, trifft die Regel heuer jedenfalls nicht zu. "Das ist alles Humbug", sagt Frank Fleischmann von der Sternwarte Feuerstein.
Er rät, alles zu vergessen: den 100-jährigen Kalender, das Jupiterjahr und die Beeinflussung durch die Sonnenfinsternis. "Schwankungen des Wetters sind im mittleren Klima drin", sagt der Wissenschaftler und meint damit die Trockenheit.
Die Venus als Vorbild
Oder die Kälte im August 2008, wo teils nur acht Grad gemessen wurden und die Leute ihre Heizung aufdrehten. Für die Hitze hat er eine Erklärung.
"Das rührt vom Kohlendioxid, das wir in die Atmosphäre blasen." Der Merkur, der nahe an der Sonne liegt, habe 450 Grad Celsius Oberflächentemperatur.
Die Venus, die doppelt so weit weg ist, messe ebenfalls 450 Grad Celsius. "Die Venus macht es uns vor", sagt Fleischmann. Denn auf der Venus gebe es CO2 ; der Treibhauseffekt sei dort erkennbar. CO2 ist ein für Wärmestrahlung undurchdringbares Gas. Das sichtbare Licht der Sonne heize zwölf Stunden mit einem Kilowatt pro Quadratmeter die Erde auf.
Die Erde wird die Hitze nicht los
Die Erde aber müsse das wieder loswerden und schicke dies als Infrarotstrahlen ins Weltall zurück. Die Erde strahlt ein halbes Kilowatt ab, hat mit den 24 Stunden aber doppelt so viel Zeit wie die Sonne. Deshalb sei es bei klarem Himmel kälter als bei bewölktem Himmel. Aber es gebe auch die unsichtbaren Wolken, eben das Kohlendioxid.
Auch diese halten wie eine Zudecke. Im Klartext heißt das: "Die Erde bekommt die Wärme nicht los", sagt Fleischmann.
Die Verbrennungen von den fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Gas oder Kohle, die Abgase, nennt Fleischmann Beispiele für das Freisetzen von Kohlendioxid. Jedes Jahr aber werde mehr Kohlendioxid frei, die Lufthülle immer undurchdringlicher für die Wärmestrahlung durch Kohlendioxid. Der 100-jährige Kalender und der Jupiter haben laut Fleischmann mit dem Wetterextremen nichts zu tun: "Es wird heißer. Es ist nicht mehr aufzuhalten."