Ehrentag Dora Jung hat auch im hohen Alter kaum Beschwerden. Sie nennt Genügsamkeit als Rezept für ein langes Leben.
von unserer Mitarbeiterin Johanna Blum
Etzelskirchen — Dora Jung ist Höchstadts älteste Bürgerin. Jetzt feierte sie im BRK-Altenheim in Etzelskirchen ihren 104. Geburtstag. Nur ganz wenigen Senioren ist es vergönnt, so einen hohen Geburtstag in geistiger Frische und bei körperlichem Wohlergehen zu feiern. "Der Name spricht für Qualität - forever young", meinte Bürgermeister Gerald Brehm (JL) schmunzelnd, der zusammen mit Landrat Alexander Tritthart (CSU) zum Gratulieren kam. Dabei hatte er die Glückwünsche des Bayerischen Ministerpräsidenten und eine Porzellanschale als Geschenk. "Im Landkreis ist Dora Jung nun die Zweitälteste", stellte der Landrat fest.
Geboren wurde die Jubilarin als Dora Graf in Bautzen in Sachsen.
"Mein Vater war Beamter bei der Reichsbahn, und ich bin die einzige Tochter gewesen." In Bautzen besuchte sie nach der Volksschule ein Mädchenpensionat und lernte dort das Nähen. Zuhause half sie anschließend im Haushalt und bald lernte sie ihren zukünftigen Mann, ebenfalls Beamter bei der Reichsbahn, kennen. "Wir sind uns oft in der Nachbarschaft begegnet, es war eigentlich Liebe auf den zweiten Blick", erzählte sie. "Wir hatten halt ne lange Leitung", fügte sie schmunzelnd an. Am 27. März 1938 läuteten dann die Hochzeitsglocken in Bautzen. Anfang der 1940er-Jahre zog das junge Paar nach Sebnitz an der Elbe, etwa 50 Kilometer von Dresden entfernt. 1942 wurde ihr einziger Sohn Peter geboren. Ein langes Glück war der jungen Familie nicht beschieden, denn Ehemann Horst ist 1945 an der Front gefallen.
"Er war nicht bei der Reichswehr, musste aber am Ende des Krieges zur Verstärkung leider noch ausrücken", erinnert sie sich mit Wehmut. Geheiratet hat sie nie mehr.
"Zwei Jahre nach dem Tod meines Mannes bin ich mit meinem Sohn wieder zurück zu meinen Eltern nach Bautzen." Von 1950 bis Anfang der 70er-Jahre arbeitete sie dort in einer Firma als Sachbearbeiterin. Sohn Peter hat 1968 geheiratet, und als die Grenze geöffnet wurde, zog er mit seiner Frau in den Westen. "Er hatte eine Arbeit bei Siemens in Erlangen gefunden, und ich bin zehn Jahre später nachgekommen." Im Jahr 2000 zog Dora Jung dann ins betreute Wohnen in der Großen Bauerngasse. "Das gibt es schon nicht mehr", erklärte die Jubilarin.
"Eigentlich hatte Frau Jung nur für ein paar Monate hier bei uns gebucht", erinnerte sich Beate Bednarski, die Pflegedienstleiterin, beim Kaffeetrinken.
"Und jetzt wohnt sie schon fünf Jahre hier." "Die Knochen und Gelenke wollen nicht mehr so richtig, und hören tu ich auch nicht mehr alles", verriet die Jubilarin. Sie strahlt einfach Lebensfreude, Glück und Zufriedenheit aus. Auf die Frage, wie man so alt wird, antwortete sie bescheiden: "Ich hab immer genügsam gelebt." Einen einzigen Wunsch hat sie noch an die Zukunft: "Ich will mich gut von der Welt verabschieden", erklärte sie ernsthaft. "Ob wir uns im nächsten Jahr wieder sehen, das weiß ich nicht."
Zum Feiern kamen am Abend Sohn Peter mit Frau Barbara, zwei Enkel und vier Urenkel mit Familie und als Überraschung brachte ihr die Stadtkapelle - eine Enkelin spielt dort mit - ein Ständchen.