Die absurde Apokalypse
Autor: Valerija Levin
Bamberg, Mittwoch, 25. März 2015
Premiere Samuel Becketts "Endspiel" bringt die Truppe von Wild-Wuchs ins Palais Schrottenberg.
von unserer Mitarbeiterin Velerija Levin
Bamberg — "... Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende." - So lauten die ersten Worte eines närrischen Dieners in Samuel Becketts "Endspiel"-Szenario, das zur neuen Premiere von WildWuchs wird. Und schon wieder erobert das Theater des Absurden Bambergs alternative Theaterszene. Auf der Bühne befinden sich ein blinder gelähmter Herrscher und sein, ihm treu ergebener, Diener - zwei Krüppel, die gefangen in einem Käfig aus Ängsten und Sehnsüchten auf den Weltuntergang warten. Es ist ein seltsames Identitäts-Spiel, das diese Figuren treiben, während ihre Gespräche nur noch vom einem Thema handeln: dem Ende.
Ein Stück, das so gar nicht nach den eigentlichen Spielregeln der Apokalypse den Bereich des Unsagbaren umspielt und alles im Stillstand gefrieren lässt.
Frank Fröba, der bei "Endspiel" Regie führt, kennt man schon von einem der ersten Stücke im Palais - "Katzen haben 7 Leben". Die autorentreue Umsetzung haucht dem Eintakter neues Leben ein, setzt Schauspieler und Gesprochenes in den Mittelpunkt und die Thematik ist nicht weniger aktuell wie vor fünfzig Jahren. Philosophische Grundthematiken, das Herr-Knecht-Prinzip, politische Mechanismen, die Perspektivlosigkeit der heutigen Zeit oder das einfach Grübeln über den Sinn des Lebens. Das Stück zwingt nicht nur Diener und Herrscher, sondern auch den Zuschauer in die Knie und bewegt zum Nachdenken.
"Die Thematik ist schon vertraut, aber das Stück geht nicht spurlos an einem vorbei. Man lässt sich die Bedeutung seiner Prioritäten durch den Kopf gehen.
Wie wichtig sind diese? Und wie wichtig ist man selbst für diese Welt? Das ,Endspiel' ist eine Metapher auf das Leben", sagt Florian Berndt, der dieses Mal in die Rolle des Clov schlüpft.
"Wir lieben Beckett"
Nach "Warten auf Godot" will Wild-Wuchs nun zum zweiten Mal mit einem von Samuel Becketts Stücken auf der Bühne begeistern. Einem der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts, der für sein Werk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
"Wir lieben Beckett. Er hält das Spiel am Laufen, schafft besondere Rollen und gibt wenigen Worten großen Sinn", sagt Sebastian Stahl, Hauptdarsteller von "Endspiel". Sebastian ist schon seit mehreren Jahren bei Wild-Wuchs mit dabei und lässt sich nicht nur für Theater und Performance begeistern, sondern ist leidenschaftlicher Musiker und Songschreiber.
Musik, Theater, Performance und Kunst wollen die engagierten Wild-Wüchsler Mitte Juli in Bamberg vereinen, zu einem 3-Tage-Theaterfestival auf mehreren Bühnen. Hier sollen verschiedene Künstler aus Bamberg und Umgebung eine Plattform erhalten und die Möglichkeit, Zuschauer mit ihren Darstellungen zu begeistern.