Des Eulenspiegels neue Kleider

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Verwandlung eines Schauspielers: Markus Veith packt schrille Klamotten aus und verwandelt sich auf der Bühne des Staffelsteiner Brückentheaters in Erasmus, Eulenspiegels Enkel. Foto: Gerda Völk
Verwandlung eines Schauspielers: Markus Veith packt schrille Klamotten aus und verwandelt sich auf der Bühne des Staffelsteiner Brückentheaters in Erasmus, Eulenspiegels Enkel. Foto: Gerda Völk

Mit "Eulenspiegels Enkel" verabschiedete sich Markus Veith vom Publikum am Obermain. Letztmals trat er im Brückentheater auf.

Der Schauspieler Markus Veith war in dieser Saison im Brückentheater in verschiedenen Rollen zu sehen. Unter anderen auch im "Orangenmädchen, in "Einst, um eine Mittnacht" und im Wilhelm-Busch-Soloprogramm "Ein jeder Narr tut, was er will". Mit "Eulenspiegels Enkel" verabschiedete sich der in Dortmund geborene Schauspieler nun vom Publikum.
Nach siebenjährigem Engagement beim Fränkischen Theatersommer verlässt Veith Oberfranken in Richtung Heimat. "Es war eine schöne Zeit", stellt er rückblickend fest. Während seiner Zeit in Oberfranken sind drei Stücke entstanden, mit denen er künftig deutschlandweit auftreten will. Im Staffelsteiner Brückentheater hat der Dortmunder sein Publikum vor allem mit "Gereimtem" begeistert, so auch in "Eulenspiegels Enkel".
In dem Solo-Theaterstück geht es um einen Mann, der in die Fußstapfen seines berühmten Vorbilds tritt und seine Mitmenschen mit allerlei Streichen foppt. Veith reimt über knapp zwei Stunden, was das Zeug hält. Eulenspiegel hätte es sicher gefreut.
"Nun schaut schon weg", lautet der erste Satz, nachdem er mit Plastiktüten bepackt die kleine Bühne des Brückentheaters betreten hat und sich teilweise entkleidet. Was sich in den Tüten befindet - auch das ist in einem Zweizeiler zu erfahren: "Was dem Zeitgeist nicht mehr zugemütet, wird rot bekreuzt und eingetütet". Aha, Altkleider.


Prägung in der Kindheit

Mit einer Reihe nicht zusammenpassender Kleidungsstücke wird aus dem Schauspieler Markus Veith schließlich Erasmus, ein Mann, der sich seiner Umwelt nur reimend mitteilen kann. Schuld daran sind die Eltern. Statt einer Strafe gab es Gedichte zum Auswendiglernen. "Ich wäre lieber zu Bett ohne Abendessen, als mir zeilenweise Rilke in den Kopf zu pressen. Vogelweide und Ringelnatz fluteten meinen Silbenschatz."
Da das Leiden auch im Erwachsenenalter nicht besser wird, hält Erasmus seiner Umwelt reimend den Spiegel vor. Einer Gesellschaft, die in ungezügelter Werbung, im Trash-TV und in Beliebigkeiten versinkt, ohne es selbst zu merken.
Markus Veith wird auch weiterhin auf der Bühne stehen und Stücke schreiben. "Eulenspiegels Enkel" und sein an Edgar Allen Poe angelehntes Solo-Theaterstück "Einst, um eine Mittnacht" hatte im Brückentheater eine vielbeachtete Premiere.
Aktuell arbeitet Veith an einem Theaterstück über das Theater. Darin wird es auch eine Szene geben, die bei einem Auftritt von "Eulenspiegels Enkel" in Iserlohn entstanden ist. Den ersten Teil der Vorstellung hatte Markus Veith völlig fehlerfrei über die Bühne gebracht. Im zweiten Teil dann ein kurzfristiger Hänger im Text. Stille. Ein Zuschauer kommentierte dies spontan mit einem "Gott sei Dank". Dessen Begleiterin quittierte dies mit einem Puffer in die Rippen und der Aufforderung, sich zu erklären. Was der Mann am Ende auch tat. Dass Markus Veith den ersten Teil des ausschließlich in Reimen gefassten Textes völlig fehlerfrei abspulte, erschien dem Zuschauer beinahe übermenschlich, fast unheimlich. Sein "Gott sei Dank" war der Ausdruck dafür, dass Schauspieler Markus Veith auch "nur" ein ganz normaler Mensch ist, der auch einmal etwas vergessen kann. Dem Publikum des Staffelsteiner Brückentheaters wird Markus Veith sicher fehlen, darf er doch auf eine ansehnliche Fangemeinde blicken. Vielleicht wird man den Schauspieler doch noch einmal in der einen oder anderen Spielstätte sehen. Eine Rückkehr nach Oberfranken schließt Markus Veith jedenfalls nicht gänzlich aus.