Der Haßberge-Tourismus hat Potenziale und blickt auf steigende Zahlen. Experten diskutierten in Rügheim.
70 Prozent der Reiseentscheidung hängt vom Essen und Trinken ab - "da haben wir eine Riesenchance zusammen mit den Alleinstellungsmerkmalen Genuss, Natur und Landschaft, Burgen und Schlösser sowie Kunst/Kultur und Feinsinnigkeit", sagte der Fremdenverkehrsexperte Peter Zimmer von der Beratungsfirma "Futour" auf dem dritten Tourismus-Treffen des "Haßberge-Tourismus im Naturpark Haßberge". Im Schüttbau in
Rügheim wurden die Ergebnisse des touristischen Entwicklungs- und Handlungskonzeptes vorgestellt. Die Frage stand im Raum: "Wo geht die Reise hin?" Vertreter aus dem Tourismus, Gastgewerbe sowie Kommunen nahmen teil.
"Die Freizeit- und Tourismuswirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Standortfaktor in der Region entwickelt", betonte Landrat Wilhelm Schneider. Die positiven Entwicklungen spiegelten sich vielfach wieder. Er nannte den Zeiler Hexenturm, das archäologische Museum in Bad Königshofen, das Rückert-Poetikum in Oberlauringen, das Burgeninformationszentrum in Altenstein, das Krippenmuseum in Baunach und das Dokumentationszentrum an der Ritterkapelle in Haßfurt.
Der Tourismus stellt laut Landrat für die Region einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, was Zahlen belegten. So hätten sich die Übernachtungszahlen im Gebiet der Haßberge im Jahr 2014 mit 460 000 auf rund 529 000 Übernachtungen im Jahr 2017 um 15 Prozent gesteigert. Der Bruttoumsatz erfahre damit eine Steigerung von 36 auf 42 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum liege die Zunahme der Tagestouristen bei 41 Prozent. Für den Bruttoumsatz im Gastgewerbe bedeute dies im gleichen Zeitraum eine Zunahme von 34 auf 44 Millionen Euro.
Um die Region sowohl für die Bevölkerung als auch für Gäste attraktiv zu halten, sei es notwendig, immer wieder in die Infrastruktur zu investieren. Positive Beispiele seien die Franken-Therme, die Frei- und Hallenbäder, der Ellertshäuser See oder Top-Wohnmobilstellplätze. Der Landrat bedauert, dass Gasthäuser wegen mangelnder Nachfolgeregelung schließen. Dazu verwies er auf eine neue Initiative der Bayerischen Staatsregierung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, die eine Kampagne gegen das Wirtshaussterben gestartet haben. Laut Ministerpräsident Markus Söder sollen 20 Millionen Euro in die Unterstützung von Modernisierungen und zehn Millionen Euro in den barrierefreien Umbau fließen. Er könne den Gastwirten nur empfehlen, dieses Beratungsangebot und die finanziellen Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Dem stimmte der Kreisvorsitzende des Gaststättenverbandes, Michael Bayer (Theinheim), zu. Der Gastwirt aus dem Steigerwald informierte bei der Gelegenheit über die Möglichkeiten der "Blitzlichtberatung".
Fremdenverkehrsexperte Peter Zimmer fasste zusammen: "Tourismus ist Image- und Wirtschaftsförderung. Immerhin hat man im Jahre 2017 hier touristische Umsätze von 80 Millionen Euro erwirtschaftet." Trotzdem sei nicht alles Gold, was glänze, denn bei 82 Prozent der Anbieter sei die Buchung noch nicht online möglich.
Als wichtig erachtet er zu wissen, wofür die Region steht. "Wandern und Radfahren musst du anbieten. Deswegen springt aber noch nicht der Funke über", betonte er. "Hier kommen Leute her, weil sie sich hier wohlfühlen und weil alles überschaubar ist." Als besonderes Alleinstellungsmerkmal führte er die Schnittstelle von Bier- und Weinfranken an. Natürlich müsse die Qualität stimmen, weswegen es mehr zertifizierte Ferienwohnungen und Service brauche. Zimmer schlug vor, beste Betriebe ins Schaufenster zu stellen und mit ihnen zu werben.
Beispiele
Silvia Schuhmann aus Köslau bei Königsberg stellte ihre Ferienwohnungen vor, die in einem alten Brauhaus mit einer ungewöhnlichen Architektur und luxuriösen Wellness-Ausstattung entstanden sind . "Dafür gibt es Nachfragen und mit dem Angebot liegen wir genau richtig. Die Leute sehen hier das ganze Produkt", sagte sie. Freiherr Hermann von Rotenhan aus Eyrichshof unterstrich, dass man keine Angst vor den Preisen haben müsse, wenn man sehr viel im Gegenwert biete. Qualität habe seinen Preis und das werde auch akzeptiert.
Eine Privatvermieterin bezeichnete den privaten Bereich im Haßbergekreis als zu dünn beschrieben. "Ich biete meinen Gästen eine Weinprobe an und achte dabei darauf, dass der Wein richtig verkostet wird. Meine Gäste begrüße ich auch mit einem Glas Wein und die Privatgäste legen großen Wert auf die persönliche Ansprache."
Bei den Maßnahmen und Projekten wurde das "themenoffensive Rad" angesprochen. Das E-Bike wird immer mehr zu einer Riesennummer und das sollte man nicht unterschätzen. Beim Projekt "Wandern und Natur" will der Landkreis das Thema "Kelten" erweitern mit einem Kelten-Erlebnisweg und mehr Kulturwegen. Der Trend lautet: "Weniger ist mehr". Denn die Wanderwege würden kürzer und die Einkehrschwünge länger", sagte Peter Zimmer.