Es war Liebe auf den ersten Blick, als das Ehepaar Jutta und Achim Hohnke nach der Grenzeröffnung zum ersten Mal mit dem Auto zum Urlaub in die Fränkische Schweiz fuhr. Inzwischen kommt das Ehepaar aus Ostberlin seit 25 Jahren zweimal im Jahr - im Mai oder Juni zur Kirschblüte und im September - und verbringt ihren Urlaub in Walkersbrunn in der Pension Strehl.
"Es sind die Ruhe, die Landschaft, wenig Verkehr, gut gepflasterte Straßen, die Pension Strehl und wie sich Margit und Rudolf Strehl kümmern", zählt der 83-jährige Achim Hohnke auf. Und das einmalige fränkische Bier, das er mit dem Hausherrn am Abend trinkt. Nach Walkersbrunn zum Urlauben kommen ist für Hohnkes wie nach Hause kommen.
Familiäre Atmosphäre
Jutta Hohnke hatte einen Cousin in Unterlindelbach. Doch zu Zeiten der DDR durfte nicht einfach ausgereist werden, nur zu besonderen Anlässen wie Familienfeiern. "Es durfte nur ein Ehepartner fahren", erzählt die 79-Jährige. Den Vortritt ließ sie ihrem Ehemann: "Er konnte nicht oft genug herkommen, um etwas anderes zu sehen", sagt Jutta Hohnke.
Doch nach der Wende fuhr sie mit. Eine Unterkunft wurde gebraucht, in der Nähe der Verwandtschaft. In der Pension Strehl mieteten sie sich dann eine Ferienwohnung. Es war auch Margit und Rudolf Strehls Herzlichkeit und die familiäre Atmosphäre, die Hohnkes dann immer wieder nach Walkersbrunn zu den Strehls führte. Denn das Ehepaar Strehl beriet die beiden Ostberliner nicht nur über Sehenswürdigkeiten oder Ausflüge, sondern unternahm diese mit ihnen selbst. Mindestens ein gemeinsamer Ausflug war dann angesagt.
"Wir genießen das", sagt Margit Strehl. Erst kürzlich sind sie nach Egloffstein gefahren. Denn im Laufe der gemeinsamen Abende kam so manches Gespräch auf, über das Leben auf beiden Seiten und in jungen Jahren. Auch über Oleg Popov, den das Ehepaar Hohnke natürlich kannte. "Er war in Russland ein Star", sagt Jutta. Dass sie dessen Grab in Egloffstein besuchten, war selbstverständlich.
Auf dem Programm standen auch alle anderen Sehenswürdigkeiten. Von den Tropfsteinhöhlen und dem Pottensteiner See angefangen, bis zur Burg Feuerstein und der Burg Neideck. Aber auch die Kirchen und Klöster wurden besichtigt.
"Mit dem Fahrrad sind sie mehrmals um den Brombachsee gefahren", erinnert sich Margit Strehl. Aus den gemeinsamen Gesprächen am Frühstückstisch und beim Abendessen bei Strehls hat sich eine richtige Freundschaft mit dem Ehepaar vom Prenzlauer Berg entwickelt. So erfuhren Hohnkes auch, dass Familie Strehl im Spreewald urlaubt.
"Von Jutta und Achim Hohnke kam ein Anruf, und sie zeigten uns Berlin", erinnert sich Rudolf Strehl. Die Hohnkes haben in Ostberlin ein Imbissgeschäft. "Das ist ein Lokal. Man darf sich das nicht wie einen Imbiss bei uns vorstellen", erklärt Margit Strehl.
Eine zweite Heimat
Zu dem hektischen Leben in der Stadt ist deshalb die Fränkische Schweiz der Ruhepol für das Ehepaar Hohnke - seit 25 Jahren. Dafür dankte Gräfenbergs Bürgermeister Ralf Kunzmann. "Auch wenn man sich an den Dialekt erst gewöhnen muss, sind die Franken ein familiäres Völkchen", sagte Kunzmann. Das Ehepaar Hohnke lächelte zustimmend und sichtlich gerührt, dass neben dem Bürgermeister auch Christel Hötzelein für den Tourismusverein "Rund ums Walberla" und Regine Bleckmann, die Geschäftsführerin des Tourismusvereins "Südliche Fränkische Schweiz", zum Jubiläum gratulierten.
"Es ist nicht selbstverständlich, zweimal im Jahr hierher zum Urlauben zu kommen. Das zeigt die Leidenschaft zur Fränkischen Schweiz und ehrt auch uns als Verein", meinte Hötzelein. "Es sind die Orte, die begeistern", stimmte Regine Bleckmann zu. Und damit Jutta und Achim Hohnke das Fränkische auch in Berlin "hören", schenkte sie ihnen ein Buch von Walter Tausendpfund. Auch wenn Jutta und Achim Hohnke inzwischen nicht mehr gut zu Fuß sind und die Fränkische nur noch vom Auto aus genießen, freuen sie sich, wieder hier zu sein. Die Fränkische Schweiz ist für sie zu einer zweiten Heimat geworden.