Der Mensch ist (k)eine Ware

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Unter dem Motto " Der Mensch ist (k)eine Ware" zeigt das Evangelische Bildungswerk im Myconiushaus in Lichtenfels die Auswirkungen des Neoliberalismus auf die Lebens- und Erfahrungsbereiche in unserer Gesellschaft. Foto: Joachim Wegner
Unter dem Motto " Der Mensch ist (k)eine Ware" zeigt das Evangelische Bildungswerk im Myconiushaus in Lichtenfels die Auswirkungen des Neoliberalismus auf die Lebens- und Erfahrungsbereiche in unserer Gesellschaft. Foto: Joachim Wegner

Allein das Individuum zählt: Wie der Sozialstaat auf die Probe gestellt wird und wie Christen antworten.

Durch Digitalisierung und Roboter wird sich unsere Arbeitswelt grundlegend verändern. Lebenslange Arbeitsverhältnisse werden in Zukunft die Ausnahme sein. Das wird die Tragfähigkeit des Sozialstaates auf die Probe stellen. Eine Ausstellung des Evangelischen Bildungswerks (EBW) unter dem Titel "Der Mensch ist (k)eine Ware" konfrontiert die Besucher im Myconiushaus mit der sozialen Wirklichkeit der Gegenwart und stellt einen christlichen Entwurf gegenüber: Allein der Mensch zählt.

Bei der Eröffnung im evangelischen Gemeindehaus, die vom Flötenensemble des EBW unter der Leitung von Dorothea Lintzmeyer musikalisch umrahmt wurde, erinnerte EBW-Geschäftsführer Joachim Wegner anschaulich an die überschaubare Grenzlandzeit in Oberfranken vor der Wende 1989. Vom Grenzland wurde Franken nach Mauerfall und Wandel Europas zur Mitte Deutschlands. Es wurde von der Globalisierung genauso betroffen wie zentrale Regionen. Zur Veränderung des Lebens hat dabei vor allem in den letzten 20 Jahren die aktuelle Variante des Kapitalismus, der sogenannte "Neoliberalismus", beigetragen. Die Privatisierung von Gemeingütern wie Eisenbahn, Energie- und Wasserversorgung, Krankenhäusern und auch Bildungseinrichtungen und die Doktrin des Marktes hätten ein Welt- und Menschenbild geschaffen, das alles dem Wettbewerb, der Rendite und der Gewinnmaximierung unterwirft.

Profitmaximierung Maß der Dinge

Das Maß der Dinge ist nicht mehr der Mensch, sondern die Profitmaximierung. Man orientiert sich an dem von Wirtschaft und Politik festgelegten Bedarf, und nicht an den Bedürfnissen der Betroffenen. Joachim Wegner setzte dieser Vermarktung des Menschen das Leben als von Gott gegebenen Maßstab entgegen, dessen Einzigartigkeit in seiner ganzheitlichen individuellen Entfaltung und Freiheit gefördert werden müsse. "Deshalb wenden wir uns entschieden gegen die Reduzierung des Menschen zur Ware durch neoliberales Denken und Wirtschaften." betonte Joachim Wegner. Wo Menschen nur nach ihren Nutzen und Wert für die Wirtschaft, Wachstum und vor allem Profit beurteilt werden, wird deren Menschenwürde und Gottesebenbildlichkeit verletzt, ihre fundamentalen Menschenrechte werden dann mit Füßen getreten. "Das Wirtschaften sollte im Dienst des Lebens und des Wohls aller Menschen stehen und nicht umgekehrt."

Die Ausstellung besteht aus 19 Tafeln, die die Auswirkungen des Neoliberalismus auf die Lebens- und Erfahrungsbereiche vor allem im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich veranschaulichen. Sie ist noch bis zum 7. Dezember zu besichtigen. red