Rittersaal der Kaiserburg, 19 Uhr: Es wird ernst. Traudi Siferlinger leitet ein, die Blaskapelle Zirndorf spielt ein erstes Stück. Dann ist der Minister an der Reihe. Albert Füracker findet launige Worte, langweilige Reden hören sich anders an. Oft ist das Wort "Heimat" zu hören. Der Heimatminister spricht. Wenn er sich an den Zeitplan gehalten hat, müsste es jetzt 19.18 Uhr sein, sagt der Minister am Ende seiner Rede. Es ist 19.19 Uhr.
Professor Dr. Daniel Drascek, Vorsitzender des Expertengremiums, erläutert die Hintergründe des Immateriellen Kulturerbes und die Bewertungskriterien für die Aufnahme.
Dann erhalten die Akteure um den Betrieb der Mainfähren in Franken ihre Auszeichnung, anschließend die Organisatoren des Friedensfestes in Meeder. Die Stimmung ist gut.
Daniel Drascek beleuchtet die Historie von Heimatspiel und Schwedenprozession, dann kommen die Darsteller auf die Bühne. Die Stimmung wird noch besser. Franz Wüst, alias Oberbürgermeister Hans Vait, braucht bei seinem Prolog geschätzte fünf Sekunden, dann hängt ihm der ganze Saal an den Lippen.
Nicolas Zenzen stellt das Stück und die Darsteller vor. Appolone (Gabriele Knoch) und ihre Tochter Ottilia (Janine Kunze) sind dabei, Paul Geßner (Wolfgang Joa) und Stadtpfarrer Andreas Blatt (Andreas Trägner). Nicht fehlen dürfen Kasper von der Rhön (Rainer Kirch) und die Stadtknechte (Ewald Baumeister und Dominik Lieb). Als Nicolas Zenzen von der Liebschaft zwischen Appolone und Michel Stapf erzählt, hebt Dominik Lieb die Hand und will damit sagen: Den spiele ich auch. Die Gäste im Rittersaal haben ihren Spaß. Dann wird die Schlussszene aufgeführt und Nicolas Zenzen lädt alle nach Münnerstadt ein.
Ob wirklich jeder mitmachen kann, will Traudi Siferlinger von Nicolas Zenzen wissen. Ganze Familien wirken mit, sagt er, Franz Wüst beispielsweise schon seit 60 Jahren. Und macht er noch 20 Jahre weiter mit? "Natürlich", lautet die Antwort.
Stadtpfarrer Pater Markus berichtet von der Schwedenprozession zu den drei Stadttoren, die nicht nur ein Dank für die Errettung vor den Schweden ist. Am Dicken Turm werden den Senioren und die Jugend ins Gebet eingeschlossen, weil in der Nähe das Jugendhaus und die Altenheime sind. Am Oberen Tor werden die evangelische Kirchengemeinde und die Aussiedler mit einbezogen, am Jörgentor nahe dem Friedhof gilt die Andacht auch den Verstorbenen. 400 bis 500 Gläubige laufen mit bei der Prozession.
Der Applaus für die Gruppe aus Münnerstadt ist besonders laut, mit Urkunde von Albert Füracker geht es schließlich zurück. In Münnerstadt laufen bereits die Vorbereitung für das Heimatspiel und die Schwedenprozession. Wie seit vielen Jahren, nur dass beides jetzt Immaterielles Kulturerbe ist.