Der Kreis wächst und wird älter
Autor: Peter Groscurth
, Freitag, 28. November 2014
Statistik Die demografische Entwicklung macht auch vor Erlangen-Höchstadt nicht halt. Es steigt zwar die Zahl der älteren Menschen, aber auch die der Einwohner insgesamt. Wachenroth und Vestenbergsgreuth sind die jüngsten Gemeinden.
von unserem Mitarbeiter Peter Groscurth
Erlangen-Höchstadt — Der Landkreis Erlangen-Höchstadt boomt derzeit. Konzernen wie Adidas, Puma, Martin Bauer oder Schaeffler geht es blendend, neue Mitarbeiter werden gesucht. Die Arbeitslosenquote ist gering, liegt um die zwei Prozent, und bundesweit herrscht hier die zweitniedrigste Pro-Kopf-Verschuldung. Kein Wunder also, dass es in vielen Kommunen des Kreises auch bei den Einwohnern aufwärtsgeht. Bauplätze in Höchstadt und Herzogenaurach sind begehrt, nur wenige Immobilien stehen leer.
Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn Markus Söder (CSU) räumte diese Woche in seiner ersten Regierungserklärung als Heimatminister ein, dass es Probleme in den ländlichen Räumen Bayerns gibt.
20 der 71 bayerischen Landkreise verzeichnen eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung, vier in Oberfranken und zwei in der Oberpfalz sogar einen negativen Wanderungssaldo. Doch wie steht es um die Zukunft der Gemeinden und Städte im Landkreis Erlangen-Höchstadt? Daten des bayerischen Landesamtes für Statistik geben hierüber Aufschluss:
Landkreis Erlangen-Höchstadt: Zurzeit leben hier rund 132 000 Menschen. 2021 sollen es bereits 136 000 sein. Im Jahr 2025 erreicht die Bevölkerung mit 136 500 Einwohnern den höchsten Stand, danach wird es leichte Rückgänge auf etwa 136 200 im Jahr 2032 geben. Was aber auffällt, ist die Entwicklung, dass die Zahl der älteren Menschen (ab 65 Jahren) steigen wird. 1992 waren 19 100 in diesem Alter. Im Jahr 2032 könnten es sogar 47 600 sein.
Daher braucht es Lösungen, wie alte Menschen selbstbestimmt im ländlichen Raum leben werden. Hier gibt es etwa Ideen aus Norddeutschland für eine "rollende Praxis". Sowohl Ärzte als auch Physiotherapeuten oder Pfleger sollen derartige Fahrzeuge nutzen, um die Menschen vor Ort versorgen zu können.
Höchstadt: Laut den Prognosen der Experten des Landesamtes für Statistik steigt in der 20-Jahres-Übersicht (2009 bis 2029) die Zahl der Bürger um zirka 1,4 Prozent auf dann 13 360. Dafür ändert sich auch in Höchstadt die Altersverteilung - allmählich wird das Durchschnittsalter der Bürger zulegen. Allein die Quote der 65-Jährigen steigt in den Jahren 2009 bis 2029 um stolze 68,9 Prozent an auf insgesamt dann etwa 3850. Dagegen nimmt die Zahl der 18-Jährigen und jünger um 17,9 Prozent ab.
Das Durchschnittsalter liegt in Höchstadt 2029 bei 47,6 Jahren - heute beträgt es knapp 42 Jahre.
Gebremstes Wachstum
Herzogenaurach: Die Stadt vor den Toren von Erlangen wird allmählich langsamer wachsen. Knapp über 23 000 Bürger wohnen gegenwärtig dort. 2029 sollen es rund 23 360 sein. 4490 Menschen im Rentenalter sind darunter, doch auch ihr Anteil wird sich nach oben bewegen - in den kommenden 25 Jahren um etwa 2000. Das Durchschnittsalter (derzeit 42 Jahre) wird sich dann um 4,5 Jahre auf 46,5 Jahre erhöhen. Die Einwohnerzahl wird von 2009 bis 2029 um 3,4 Prozent ansteigen.
Eckental: Die Marktgemeinde muss mit fallenden Einwohnerzahlen kalkulieren. Von 2009 bis 2029 wird sie etwa 5,3 Prozent weniger Menschen beheimaten - 13 230 Bürger sollen es in 25 Jahren sein.
Auch in Eckental wird der Anteil von jungen Menschen zurückgehen. Die Statistiker gehen davon aus, dass fast 19 Prozent weniger Jugendliche und Schüler unter 18-Jahren künftig dort wohnen. Das Durchschnittsalter (heute bei etwas über 43 Jahren) liegt 2029 bei 47,4 Jahren. Die Zahl der Erwerbstätigen nimmt um 27,9 Prozent ab, die Zahl der Menschen im Rentenalter dagegen steigt um 37,9 Prozent.
Adelsdorf: Derzeit zählt der Ort zu den jungen Gemeinden im Landkreis - das Durchschnittsalter liegt bei fast genau 41 Jahren. Nicht mehr lange, denn die Tatsache, dass die Zahl der Geburten abnimmt, lässt auch in dieser Kommune das Durchschnittsalter steigen (2029 liegt der Wert bei 46,4 Jahren). Nur marginal wächst die Zahl der Menschen in Adelsdorf - um 40 Köpfe von 7220 auf 7260 im Jahr 2029.
Am markantesten ist hingegen die Prognose der Bevölkerungsentwicklung von Menschen über 65 Jahren: hier geht man von einem Anstieg um mehr als 73 Prozent aus.
Vestenbergsgreuth: 39,5 Jahre sind die Bürger dort im Schnitt - ein echter Spitzenwert im Landkreis-Vergleich. Und auch in der nahen Zukunft wird das Durchschnittsalter nur ein wenig nach oben gehen (bis 2029 auf 43,2 Jahre). Grund: Die Zahl der Rentner steigt moderat um 12,4 Prozent. Bemerkenswert auch, dass bis 2029 im Gegensatz zu anderen Gemeinden im Landkreis auch die Zahl der Bürger im erwerbstätigen Alter steigt, und zwar um knapp über sieben Prozent.
Wachenroth: Völlig überraschend landet die Kommune im schönen Ebrachtal auf Platz 1 in Sachen geringstes Durchschnittsalter - mit derzeit 38,6 Jahren (2021: 41,9 Jahre). Etwa 2200 Bürger zählt Wachenroth - Tendenz steigend (plus 3,1 Prozent). Anscheinend
lohnt sich dort das starke Engagement um die Kinderbetreuung - mit zwei Kitas und einer sogenannten Kind-Mutter-Krabbelgruppe.
Das ist nicht alles, was Statistiker über den Landkreis Erlangen-Höchstadt herausgefunden haben. Denn andere Zahlen beweisen, wie leistungsfähig die Region ist. Laut dem Schuldner-Atlas sind die Bürger im Kreis wenig von einer Privatinsolvenz bedroht. In Deutschland sind 6,7 Millionen Bürger überschuldet, die Schuldnerquote liegt bei 9,9 Prozent. Im Landkreis dagegen beträgt der Schnitt nur 4,76 Prozent. Kein Wunder, denn beim Lohnzuwachs in den vergangenen 20 Jahren landet Erlangen-Höchstadt mit 64,3 Prozent auf Platz 3 in Deutschland.