Alternative Wohnformen für ältere Menschen beschäftigen SPD und CSU zurzeit in kontroversen Stellungnahmen. Die CSU bezweifelt einen Beschluss. Den gibt es aber, bekräftigt jetzt Bürgermeister Hacker auf Anfrage.
Bernhard Panzer Dass in der größten Stadt des Landkreises mehr Wohnungen für Senioren entstehen müssen, darüber sind sich die Kommunalpolitiker sämtlicher Coleurs einig. Es wurden ja auch bereits entsprechende Anträge von SPD und CSU (Stichwort Demenz-WG) getätigt. Letztere haben sich jüngst in einem Pressegespräch erneut zu alternativen Wohnformen im Alter geäußert.
Unterschiedlicher Ansicht sind beide Fraktionen jedoch offensichtlich über den gegenwärtigen Stand eines solchen Vorhabens. Während sich Zweite Bürgermeisterin und SPD-Ortsvorsitzende Renate Schroff konkret auf einen Beschluss vom November 2017 bezieht, bezweifelt die CSU das Vorhandensein jeglicher Beschlüsse.
Der FT berichtete in den vergangenen Tagen ausführlich. Schroff erinnerte an ihren Antrag: "Die Stadtverwaltung soll prüfen, wo sich eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Menschen einrichten lässt". Nahezu einstimmig habe der Stadtrat daraufhin am 30. November 2017 beschlossen, dass man sich nun auf die Suche nach geeigneten Grundstücken oder Objekten begeben werde. Inzwischen ist diese Suche wohl beendet. Denn auf der Herzo Base werde eine seniorengerechte Wohnform mit Betreuung eingerichtet, schrieb Schroff (FT vom 4. Januar).
Bürgermeister klärt auf
Darauf hatte die CSU mit Zweifeln reagiert. Weder aus dem Haupt- und Finanzausschuss noch aus dem Stadtrat gebe es einen Beschluss, im dritten Bauabschnitt der Herzo Base eine seniorengerechte Wohnform mit Betreuung einzurichten, heißt es in einer Stellungnahme. Insbesondere meinte die CSU damit auch eine betreute Demenz-WG. Sind die Weichen für solche Pläne jetzt also gestellt oder nicht? CSU-Bürgermeisterkandidatin Sabine Hanisch tendierte in ihrer Stellungnahme (FT vom 10. Januar) zum Nein.
Aufklärung gibt jetzt Bürgermeister German Hacker, den der FT um eine Stellungnahme zum Stand der Dinge bat. Fakt ist: Es gibt einen Beschluss! Hacker verweist in der FT-Anfrage auf die Sitzung des Haupt-und Finanzausschusses vom 9. Oktober 2019. In nichtöffentlicher Sitzung sei die Verwaltung einstimmig beauftragt worden, einen Kaufvertragsentwurf mit einem Bauträger vorzubereiten. Und da ging es um eine seniorengerechte Wohngemeinschaft mit Gemeinschaftsraum. Dieser Auftrag an die Verwaltung befindet sich laut Hacker nun in der Abwicklung.
Freilich werde es mindestens drei Jahre dauern, bis ein solches Projekt auf der Herzo Base bezogen werden kann. Entstehen könnten dort Wohnungen für 90 bis 100 Personen, ergänzte Hacker auf Anfrage. Das beinhalte auch eine Demenz-WG.
Die so genannte Versorgungsregion Herzogenaurach umfasst rund 40 000 Einwohner. Dazu zählen neben der Aurachstadt auch die Gemeinden Aurachtal, Oberreichenbach, Weisendorf, Großenseebach und Heßdorf. Herzogenaurach macht mit 58 Prozent den größten Teil dieser Region aus, bei der Gebietsfläche allerdings nur ein gutes Drittel. Die Versorgungsregion Herzogenaurach ist außerdem Bestandteil des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts des Landkreises.