"Sozialpartnerschaft hat uns in de Regel weit gebracht, vor allem im Interesse der Menschen, die wir vertreten", sagte Jürgen Apfel. Doch der Bevollmächtigt...
"Sozialpartnerschaft hat uns in de Regel weit gebracht, vor allem im Interesse der Menschen, die wir vertreten", sagte Jürgen Apfel. Doch der Bevollmächtigte der IG Metall in Coburg kennt auch Beispiele, wo Betriebsräte um ihre Rechte kämpfen müssen.
Nicht nur er: Vor einigen Tagen hat Norbert Jungkunz von der katholischen Betriebsseelsorge in Coburg zu einem Seminar über "Union Busting" geladen. Rund 30 Betriebsratsmitglieder aus unterschiedlichen Branchen nahmen teil. Mit "Union Busting" ist das gezielte Vorgehen gegen Gewerkschaften in Unternehmen gemeint, wie es in den USA vorkommt. In Deutschland ist die Rechtslage anders: Gewerkschaften haben durch das Tarifsystem eine starke Stellung, Arbeitnehmer können Betriebsräte wählen.
Mancherorts passiert das freilich nicht, und oft genug, weil der Arbeitgeber es verhindert, wie Jungkunz sagt.
"Ich kenne junge Leute, die sich nicht trauen, der Gewerkschaft beizutreten, weil sie sonst entlassen werden." Die Verfahren am Donnerstag vor der Coburger Kammer des Arbeitsgerichts Bamberg (oben und rechts) seien zwei Beispiele, wie in manchen Betrieben der Umgang mit missliebigen Betriebsräten gehandhabt werde, sagt Jungkunz. Meist steht seiner Ansicht nach das Motiv dahinter "meinen Betrieb führe ich". Im Falle der Schwerbehindertenvertreterin "geht es ums Rauskaufen".
Elmar Wigand, der Referent beim Coburger Union-Busting-Seminar, sieht dahinter eine gezielte Strategie. Zu sehr würden sich die Fälle gleichen, und oft werde nicht einmal vor persönlicher Diffamierung der Betriebsräte zurückgeschreckt, sagt er.
"Das geht bis zu offenen Bespitzelungen."
Bertram Brossardt, Geschäftsführer der bayerischen Metall-Arbeitgeberverbände VBM und Bayme, distanziert sich von solchen Praktiken: "Die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände beraten ihre Mitglieder unter anderem in allen arbeitsrechtlichen Fragen. Dazu gehört auch der Umgang mit der betrieblichen Mitbestimmung. Unsere Unternehmen arbeiten gesetzeskonform und vertrauensvoll mit den Betriebspartnern täglich zusammen. In diesem Sinne beraten wir auch unsere Unternehmen und bieten speziell ein eigenes Inhouse-Training ,Verhandeln mit Arbeitnehmervertretern‘ an. Die gelebte Betriebspartnerschaft beruht auch auf unserem Wertekanon."
Im Wertekanon des Verbands heißt es: "Unsere Unternehmen erkennen das Recht des eingesetzten Personals an, Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen zu bilden, ihnen beizutreten oder fernzubleiben."
sb