Das Bekenntnis zur Prävention, die Zuflucht Frauenhaus und die finanziellen Zwänge

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Eckehard Kiesewetter Kreis Haßberge — An das Problem gemahnt schon seit 1981 der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen" im November und auf den ersten Blick scheint alles besser zu werden. Vor zi...

Eckehard Kiesewetter Kreis Haßberge — An das Problem gemahnt schon seit 1981 der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen" im November und auf den ersten Blick scheint alles besser zu werden. Vor ziemlich genau einem Jahr trat in Deutschland das Gesetz zur sogenannten "Istanbul-Konvention" der Europäischen Union in Kraft. Europa ist sich einig: Völkerrechtlich bindend wird der Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt der Kampf angesagt. Bundesfamilienministerin Monika Giffey sagt: "Wir müssen darüber sprechen. Wir müssen das Schweigen brechen. Und wir müssen etwas gegen Gewalt an Frauen tun."

So hat sich auch das bayerische Sozialministerium den "Schutz von Frauen vor häuslicher und sexualisierter Gewalt, vor Zwangsverheiratung und Zwangsprostitution" auf die Agenda geschrieben. Die Prävention muss verstärkt werden, da sind sich alle einig.

Der Kern des Problems bleibt bittere Realität. Allein bei der Polizeiinspektion Ebern verzeichnete man im vergangenen Jahr 19 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt". Landkreisweit gibt es laut Helmut Will von der Opferhilfeorganisation Weißer Ring alljährlich im Schnitt 20 bis 25 Fälle. Eine Schätzung nur, die genauen Zahlen bleiben im Dunkeln. "Aber jeder Fall ist einer zu viel", sagt Polizeidienst-stellenleiter Siegbert Weinkauf.

Vage bleiben auch die Zahlen der Frauen aus dem Landkreis Haßberge, die Schutz in einem Frauenhaus suchen. Diese, die nächsten sind zu finden in Bamberg und Schweinfurt, sind oft die letzten Rettungsanker. Im Prinzip kann jede Frau selbst wählen, wohin sie sich hilfesuchend wendet. Manche kommen aus Sicherheitsgründen in weiter entfernt liegenden Frauenhäusern unter. Manchmal werden Frauen aus dem Landkreis sogar in anderen Bundesländern untergebracht.

Am Tropf der Politik

Auch wenn die Istanbulkonvention eine geregelte Finanzierung des Hilfssystems fordert, ist die Finanzierung in Bayern nicht per Gesetz, sondern durch staatliche Richtlinien geregelt. Aktuell läuft im Freistaat ein "Dialogprozess", dem es vor allem um Neuregelungen der Frauenhausfinanzierung und um "Anpassungsbedarfe" geht. Wie die Förderung in Zukunft aussehen wird, ist nicht absehbar. Die Frauenhäuser jedenfalls hoffen auf Besserung.

Jedem Landkreis ist eine bestimmte Einrichtung zugeordnet. Im Fall des Kreises Haßberge und dazu der gesamten Region Main-Rhön mit annähernd 450 000 Menschen ist dies das Frauenhaus Schweinfurt. Es wird vom Verein "Frauen helfen Frauen" betrieben und bietet Platz für zwölf Frauen und 18 Kinder. Viel zu klein bemessen also und wie alle Frauenhäuser landesweit an den Tropf der Politik angehängt.

Hier leisten die Stadt Schweinfurt sowie die Kreise Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt jeweils gleich hohe Finanzierungsanteile als jährliche Unterstützung. Im aktuellen Etat hat der Kreis Haßberge dafür 63 300 Euro vorgesehen. Nebenher gewährt er freiwillige Leistungen, eine zuletzt dreistellige Summe. Über die künftige Höhe soll bei der Sitzung des Kreisausschusses am heutigen Mittwoch beraten werden.