Auch wenn die letzten Jahre Abstriche bei den Erträgen gemacht werden mussten, feierten die Bauern der Region Erntedank. Dabei wehrten sie sich auch gegen Vorwürfe und Besserwisserei von außen.
Unter dem Motto "Bläser, Bauern, Lutheraner" wurde am Sonntag in der Morizkirche zu Coburg das Kreiserntedankfest gefeiert. Neben der Dankbarkeit für die Früchte der Erde standen Wertschätzung und Ehrerbietung denen gegenüber, die Nahrungsmittel produzieren, im Mittelpunkt.
Möhren, Kohlköpfe, Kürbisse und mehr Erntegaben von Garten und Feld hatten die Landfrauen liebevoll vorm Altarraum in der Coburger Morizkirche drapiert. Die Sängerinnen vom Landfrauenchor steuerten Körbe mit bunten Blumen und Früchten bei.
Gäste aus Russland
Als Dekan Stefan Kirchberger und der Vorstand des Kreisbauernverbandes in die Kirche einziehen, spielt der Posaunenchor der Morizkirche unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein, und die Kirche ist voll besetzt, darunter auch junge Studierende aus Russland, die derzeit zu Gast bei der Landjugend Coburg weilen. Das Kreiserntedankfest ist ein besonderer Gottesdienst, und in diesem Jahr haben die Bauern der christlichen Gemeinde mehr mit auf den Weg zu geben, als den Erntedank. "Sie säen nicht, sie ernten nicht - aber sie wissen alles besser" halten sie denen vor, von denen sie sich zu Unrecht kritisiert sehen.
Verunglimpfungen, gedankenlosen Vorurteilen und Beschimpfung sagen sie den Kampf an, werben für Toleranz und Akzeptanz, für Wertschätzung ihrer den Menschen ernährenden Arbeit und wollen darüber informieren was sie tun und wie sie es tun. Warum nicht auch am Altar in der Kirche?
Predigt im Trilog
So wird die Predigt zum Trilog zwischen Dekan Stefan Kirchberger, Kreisobmann Martin Flohrschütz und seinem Vize Wolfgang Schultheiß, in dem ausgehend vom Gleichnis über den reichen Kornbauern Fragen aufgeworfen und Antworten gesucht werden. Brechts Gedicht "Fragen eines lesenden Arbeiters" wandelt Martin Flohrschütz um zu "Fragen eines Zeitung lesenden und Internet nutzenden Bauern.
Heute, sagt Schultheiß, würde der reiche Kornbauer aus dem Gleichnis nicht nur seine Familie, sondern 150 Menschen ernähren, Menschen, die nicht säen, nicht ernten, nicht düngen, nicht pflegen und trotzdem kritisieren und den sie ernährenden Bauern an den Pranger stellen. "Wer unser Rindfleisch isst, rodet keinen Regenwald", so Schultheiß, klagt die Doppelmoral in der Gesellschaft an und verwahrt seinen Berufsstand vor einseitigen Schuldzuweisungen in der Klimadebatte.
Flohrschütz setzt auf Information und Diskussion über eine nachhaltige Landwirtschaft, aber bitteschön mit fairer Sachlichkeit und Fachlichkeit. Eine ganze Welt zu ernähren und die Schöpfung zu bewahren, fragt Dekan Kirchberger. Ja, die Bauern sind überzeugt, dass das funktioniert. Moderne Landwirtschaft sei keine Bedrohung für die Natur, sondern ökologisch nachhaltig.