Da weiß man, was man kriegt

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Mario Barth kommt mit seinem Programm "Männer sind faul, sagen die Frauen" nach Bamberg. Foto: PR
Mario Barth kommt mit seinem Programm "Männer sind faul, sagen die Frauen" nach Bamberg. Foto: PR

Am Donnerstag gastiert Mario Barth mit seinem Programm "Männer sind faul, sagen die Frauen" in der Brose-Arena. Unsere Zeitung sprach mit ihm - über Kritik und Sexismus und AC/DC.

Über Mario Barth spricht man. Das ist eigentlich schon so, seit er auf der Bildfläche beziehungsweise den Comedy-Bühnen erschienen ist. Anfang der 2000er war das. Kritiker werfen ihm - nicht zu Unrecht - vor, seine Programme seien sexistisch. Ausverkauft sind die Shows trotzdem. Niemand verkauft mehr als Barth. Am 25. Oktober, 20 Uhr, kommt Mario Barth mit seinem aktuellen Programm nach Bamberg.

Du bist eigentlich schon das ganze Jahr über auf Tour. Nervt's, zwischendurch mit Journalisten telefonieren zu müssen, die Dir ja oft einigermaßen kritisch gegenüberstehen?

Mario Barth: (lacht) Kritik ist immer erst mal gut und wichtig dafür, dass wir als Gesellschaft weiterkommen. Was mich tatsächlich nervt, ist, wenn jemand einfach draufhaut und sagt: Das ist Kacke. Teilweise sogar, ohne das Programm zu kennen. Das ist, als würde ich zu einem AC/DC-Konzert gehen und mich im Nachhinein beschweren: Viel zu wenig Panflöten! Ich habe neulich eine Filmkritik über einen Film mit Brad Pitt gelesen, da schrieb derjenige: Ich kann Brad Pitt einfach nicht ausstehen. Da denke ich mir, ja okay, ich will aber wissen, worum es in dem Film geht. Und darüber schreibt er kein Wort. So etwas finde ich scheiße. Kritik an sich, vor allem wenn sie konstruktiv ist, ist aber immer gern gesehen.

Ich gehe davon aus, die meisten deiner Shows sind ausverkauft. Du bist wahrscheinlich der, finanziell gesehen, erfolgreichste deutsche Comedian. Wunderst du dich darüber manchmal noch?

In der Tat freue ich mich total, dass es immer noch so gut ankommt. Ich mache das jetzt seit 18 Jahren, es ist mein sechstes Programm. Und bei allen Shows, die ich bisher mit "Männer sind faul, sagen die Frauen" gespielt habe, war eine Wahnsinnsstimmung. Scheint also nach wie vor gut anzukommen. Man wirft mir ja immer wieder vor, ich mache einfache Comedy. Da frage ich mich: Ist das jetzt schlimm? Vieles ist kompliziert geworden. Deswegen finde ich "einfach" toll.

Viele Zuschauer sagen mir nach der Show, das sei das beste Programm bisher. Ich frage mich dann selber: echt? Ich bin ja ein riesen Grönemeyer-Fan. Und für mich ist "Bochum" nach wie vor das geilste Album. Vielleicht auch, weil ich damit aufgewachsen bin. So bin ich. Deshalb freut es mich umso mehr, wenn meinen Fans jetzt das neueste Programm am besten gefällt. Das Programm heißt "Männer sind faul, sagen die Frauen". Die fünf Programme davor hießen auch schon ähnlich. Hast du das Gefühl, das Thema erschöpft sich irgendwann für dich?

Das ist natürlich eine sehr häufig gestellte Frage. Ich sage immer, ich höre auf, über Männer und Frauen zu sprechen, wenn es keine Männer und Frauen mehr gibt. Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben "Deutsch-Frau Frau-Deutsch". Das war in Südkorea brutal erfolgreich. Kurz danach gab es eine "Wetten dass ...?"-Sendung. Da kam ein Kamerateam extra aus Südkorea eingeflogen, weil ich da aufgetreten bin. Ich habe mich dann also mit den Leuten unterhalten und sie gefragt, warum findet ihr das denn so lustig? Und sie haben mir gesagt: Das mit Männern und Frauen ist doch überall dasselbe. Ich beschreibe Alltagssituationen. Und ich möchte, dass, wenn Paare sich in so einer Situation wiederfinden, nicht mehr streiten, sondern sich erinnern: Das ist doch genauso wie neulich beim Barth! Und dann können sie gemeinsam darüber lachen. Die Leute gehen natürlich auch mit einer gewissen Erwartung in so ein Programm. Die Tour hatte noch nicht begonnen und es waren schon 20 000 Karten verkauft. Eigentlich irre, da kaufen die Leute etwas, wovon sie noch gar nichts wissen. Aber sie gehen zum Barth, da weiß ich, was ich kriege.

Das heißt, die Fans können auch nicht unbedingt davon ausgehen, dass du auf einmal mit einem völlig anderen Programm um die Ecke kommst?

Ich sage immer, sag niemals nie. Aber ich bleibe mir treu. Ich finde es schade - vor allem bei Wortkünstlern, bei Musikern weniger - dass die dann oft irgendwann denken: Ich mache jetzt alles anders, ich erfinde mich neu. Die Autoindustrie würde auch nicht auf die Idee kommen, ein Auto rauszubringen, wo das Lenkrad plötzlich in der Mitte ist. Oder wenn ich mir AC/DC anschaue: Die haben unzählige Alben rausgebraucht, da ist kein Lied doppelt. Aber es gibt da halt keine Panflöten und keine Geigen.

Du benutzt für deinen Humor ganz bewusst sehr einfache Rollenklischees. Hast du manchmal das Gefühl, du könntest damit vielleicht beiden Geschlechtern unrecht tun?

Heutzutage, dank Social Media, weiß ja jeder alles über jeden. Ich weiß zum Beispiel, und das sehe ich auch, dass ich zu 76 Prozent weibliches Publikum habe. Zu mir kommen gar nicht die Kegelvereine. Im Saal habe ich immer auch Atmo-Mikros verteilt, damit ich die Reaktionen mitbekomme. Und wenn ich loslege, dauert es nicht lange, dann holen die Mädels ihre Taschentücher raus, die lachen sich kaputt und sie sagen: Genau so ist es! So kennen sie es von daheim. Die Frau hat die Kraft, über sich selbst zu lachen. Und ganz oft sagen sie hinterher zu mir: Woher weißt du das alles, hast du eine Kamera bei mir versteckt?

Man sagt mir gerne nach, ich sei frauenfeindlich. Das Gegenteil ist der Fall!

Ich erzähle zum Beispiel davon, dass ich mit meiner Freundin 600 Kilometer hin und zurück zu einem Fabrikverkauf fahre, wegen einer Handtasche. Und ich wundere mich einfach, dass wir so viel Sprit zahlen und so viel Zeit opfern. Obwohl man die Tasche im KaDeWe vielleicht genauso hätte bekommen können. Trotzdem mache ich es ja! Ich bin mitgefahren!

Ich finde, wir Männer werden heute zu langweilig. Wir müssen wieder bekloppter werden. Darum geht es auch in meinem Programm. Männer sind faul, sagen die Frauen, aber wir Männer sehen das anders: Wir sind aktive Nichtstuer. Wenn die Frau zu uns sagt - und das kennt jeder - "Häng mal das Bild auf!", dann steht das ein halbes Jahr später immer noch hinter der Couch. Ein Klischee funktioniert nur dann, wenn man das bei einer großen Menge, die das an den Tag legt, wiedererkennt. Wenn ich darüber rede, dass Werbeleute immer so komisch in Anglizismen reden, verstehen die Leute das nur, weil dieses Klischee von einer großen Masse an Werbeleuten vertreten wird.

Ist Mario Barth eine Kunstfigur?

Es ist ein Mischmasch aus Erlebtem. Ich lebe nicht auf Hawaii mit vier Tennisplätzen, sondern ich gehe ganz normal in Kreuzberg bei Curry 63 essen, ich stelle mich da hinten an und warte. Und dann esse ich da wie jeder andere. Ich finde es wichtig, dass man authentisch bleibt. Das ist vielleicht auch so etwas wie das Geheimnis meines Erfolges. Die Menschen sagen: Ich glaube dem, der erzählt vom Alltag.

Neulich sehe ich eine Frau, die ihren Mann in aller Öffentlichkeit anpfeift: "Du musst nicht immer alles kaufen, nur weil ich das schön finde!" Die Männer ertappen sich, wenn ich das im Programm erzähle. Wir wissen oft gar nicht mehr, wie wir uns "richtig" verhalten. Wenn sie sagt "Das finde ich schön!", mache ich mir eine Notiz für Weihnachten ... Hinterher heißt es dann "Du musst nicht immer alles kaufen ..."

Ich erzähle in meinem Programm nicht nur von mir. Ich spreche auch davon, wie ich mit meiner Nichte in den USA war und da lernt sie einen Typ kennen, der kommt aus Erfurt. Und dann heißt er auch noch Kevin ... So etwas kannst du dir eigentlich gar nicht ausdenken. Das Gespräch führte Andreas Thamm.