Das heißt, die Fans können auch nicht unbedingt davon ausgehen, dass du auf einmal mit einem völlig anderen Programm um die Ecke kommst?
Ich sage immer, sag niemals nie. Aber ich bleibe mir treu. Ich finde es schade - vor allem bei Wortkünstlern, bei Musikern weniger - dass die dann oft irgendwann denken: Ich mache jetzt alles anders, ich erfinde mich neu. Die Autoindustrie würde auch nicht auf die Idee kommen, ein Auto rauszubringen, wo das Lenkrad plötzlich in der Mitte ist. Oder wenn ich mir AC/DC anschaue: Die haben unzählige Alben rausgebraucht, da ist kein Lied doppelt. Aber es gibt da halt keine Panflöten und keine Geigen.
Du benutzt für deinen Humor ganz bewusst sehr einfache Rollenklischees. Hast du manchmal das Gefühl, du könntest damit vielleicht beiden Geschlechtern unrecht tun?
Heutzutage, dank Social Media, weiß ja jeder alles über jeden. Ich weiß zum Beispiel, und das sehe ich auch, dass ich zu 76 Prozent weibliches Publikum habe. Zu mir kommen gar nicht die Kegelvereine. Im Saal habe ich immer auch Atmo-Mikros verteilt, damit ich die Reaktionen mitbekomme. Und wenn ich loslege, dauert es nicht lange, dann holen die Mädels ihre Taschentücher raus, die lachen sich kaputt und sie sagen: Genau so ist es! So kennen sie es von daheim. Die Frau hat die Kraft, über sich selbst zu lachen. Und ganz oft sagen sie hinterher zu mir: Woher weißt du das alles, hast du eine Kamera bei mir versteckt?
Man sagt mir gerne nach, ich sei frauenfeindlich. Das Gegenteil ist der Fall!
Ich erzähle zum Beispiel davon, dass ich mit meiner Freundin 600 Kilometer hin und zurück zu einem Fabrikverkauf fahre, wegen einer Handtasche. Und ich wundere mich einfach, dass wir so viel Sprit zahlen und so viel Zeit opfern. Obwohl man die Tasche im KaDeWe vielleicht genauso hätte bekommen können. Trotzdem mache ich es ja! Ich bin mitgefahren!
Ich finde, wir Männer werden heute zu langweilig. Wir müssen wieder bekloppter werden. Darum geht es auch in meinem Programm. Männer sind faul, sagen die Frauen, aber wir Männer sehen das anders: Wir sind aktive Nichtstuer. Wenn die Frau zu uns sagt - und das kennt jeder - "Häng mal das Bild auf!", dann steht das ein halbes Jahr später immer noch hinter der Couch. Ein Klischee funktioniert nur dann, wenn man das bei einer großen Menge, die das an den Tag legt, wiedererkennt. Wenn ich darüber rede, dass Werbeleute immer so komisch in Anglizismen reden, verstehen die Leute das nur, weil dieses Klischee von einer großen Masse an Werbeleuten vertreten wird.
Ist Mario Barth eine Kunstfigur?
Es ist ein Mischmasch aus Erlebtem. Ich lebe nicht auf Hawaii mit vier Tennisplätzen, sondern ich gehe ganz normal in Kreuzberg bei Curry 63 essen, ich stelle mich da hinten an und warte. Und dann esse ich da wie jeder andere. Ich finde es wichtig, dass man authentisch bleibt. Das ist vielleicht auch so etwas wie das Geheimnis meines Erfolges. Die Menschen sagen: Ich glaube dem, der erzählt vom Alltag.
Neulich sehe ich eine Frau, die ihren Mann in aller Öffentlichkeit anpfeift: "Du musst nicht immer alles kaufen, nur weil ich das schön finde!" Die Männer ertappen sich, wenn ich das im Programm erzähle. Wir wissen oft gar nicht mehr, wie wir uns "richtig" verhalten. Wenn sie sagt "Das finde ich schön!", mache ich mir eine Notiz für Weihnachten ... Hinterher heißt es dann "Du musst nicht immer alles kaufen ..."
Ich erzähle in meinem Programm nicht nur von mir. Ich spreche auch davon, wie ich mit meiner Nichte in den USA war und da lernt sie einen Typ kennen, der kommt aus Erfurt. Und dann heißt er auch noch Kevin ... So etwas kannst du dir eigentlich gar nicht ausdenken. Das Gespräch führte Andreas Thamm.