Kleine wie große Brauereien im Landkreis Lichtenfels klagen über starken Umsatzrückgang. Es gibt verschiedene Gründe dafür.
"Das Thema Corona hat unsere Branche, gerade auch hier uns regionale Brauereien, voll erwischt. Zu den Profiteuren gehören die Brauereien hier sicher nicht", so Andreas Leikeim, Geschäftsführender Gesellschafter des Brauhauses Leikeim.
Das betrifft nahezu alle Vertriebswege der Brauerei: Die Verunsicherung der Verbraucher habe sich auf ihr Einkaufsverhalten niedergeschlagen - gerade zum Beginn des Lockdowns. Andreas Leikeim beobachtet in Bezug auf den Lebensmittelhandel und Getränkemärkte, "dass die Verbraucher deutlich weniger zum Einkaufen gegangen sind. Dafür wurden aber die Baskets, also der Wert pro Einkauf, deutlich größer, die sogenannten Hamsterkäufe. Wobei dieser Effekt bei Getränken nicht so ausgeprägt war". Zwar habe sich die Situation etwas verbessert, aber wie zuvor sei es noch nicht. Wird es jemals wieder so sein? "Es fehlen natürlich die Verbraucher, die einfach mal so in einen Laden gehen und schlendern. Das Einkaufen findet wohl bewusster statt."
Feiern werden nicht nachgeholt
Auch der Absatz der heimischen Biere in der Gastronomie ist stark gesunken: Neben den fehlenden Umsätzen zu Ostern, Vatertag und Pfingsten komme jetzt nach der Wiederöffnung noch die Verunsicherung der Gäste. "Viele unserer Gastronomen haben bei weitem nicht die Umsätze wie in den letzten Jahren zu dieser Zeit. Auch wird uns berichtet, das geplante Feiern in der Gastronomie nicht nachgeholt werden. Diese Umsätze sind für 2020 komplett verloren."
Auch die Absage vieler Feste und Veranstaltungen bedeuten für die Brauereien Umsatzeinbußen. Eine Hoffnung bleibt: "Vielleicht bekommen wir durch den langsam anlaufenden Tourismus, der sich dann hoffentlich in Deutschland und auch hier bei uns abspielt, wieder den einen oder anderen zusätzlichen Impuls."
Eine ähnliche Situation ist bei der Püls Bräu KG in Weismain entstanden: Der Gastronomiebetrieb, der ein wichtiger Absatzpartner für die Produkte der Brauerei ist, laufe derzeit erst langsam wieder an, so die Beobachtungen des Geschäftsführers Hans Püls. Er führt als Beispiel die Stammtische an, die erst seit kurzem wieder möglich sind.
Limonade läuft auch nicht
Dass die Menschen nun zu Hause mehr Bier konsumieren, glaubt er nicht: "Corona macht keinen Durst, sondern hemmt die Lust am Leben. Ein Bier in geselliger Runde zu genießen, das verleiht Lebenslust. Das ist ein Teil unserer fränkischen Kultur!" Aber auch andere Getränke wie Limonaden oder das Weismainer Mineralwasser aus dem Brunnen der Weismainer Püls Bräu sind betroffen. Die Belieferung von Vereinsheimen oder die Aufstellung eines Kühlwagens mit Getränken auf Festen und Veranstaltungen seien nahezu zum Erliegen gekommen: "Alle unsere Kühlwagen stehen noch im Lager, obwohl wir Steuer und Versicherung zahlen", berichtet Sohn Johannes Püls.
Zwar habe die Brauerei eine Umsatzsteigerung beim "Getränkeheimdienst" verzeichnen können, ebenso ein leichtes Plus beim Verkauf der Getränke im Lebensmittel- und Getränkemarkt. Diese Zunahmen können jedoch die Umsatzeinbußen von rund der Hälfte fehlenden Absatzes nicht aufwiegen - denn auch die Getränkebelieferung an Betriebskantinen, Schulen und Exportpartner im Ausland musste auf ein Minimum heruntergefahren werden. "So eine Krise verkraften sicherlich große Brauereien und Marken besser als Brauereien in unserer Region", erklärt Hand Püls. "Sie vertreiben mehr über den Handel, auch überregional. Wir Brauereien sind dagegen in unserer Region präsent."