An seinem neuen Arbeitsplatz wird Andreas Einwag jeden Morgen von quakenden Fröschen begrüßt. Der Agraringenieur und Diplompolitologe aus Ebern ist der Neue am Becken im Naturfreibad in Autenhausen . Nicht nur als erfahrener Rettungsschwimmer und Taucher ist der 53-Jährige prädestiniert für den Job als Bademeister, er bringt auch über zwölf Jahre Erfahrung als Badeaufsicht für die Wasserwacht im Eberner Freibad mit. „Ich liebe es, in der Natur zu sein und mit Wasser zu arbeiten“, schildert er seine Beweggründe für den neuen Job.

„Für jemanden, der Natur liebt, ist das ein sehr entspannender und entdeckungswürdiger Ort!“ Auch Wiebke Langguth war gleich bezaubert, als sie zum ersten Mal den Weg zum „Autilus“ fand. Die Berlinerin berichtet, dass sie während eines Besuchs bei ihren Eltern im Coburger Land in der Zeitung von der Ausschreibung der Stadt Seßlach für einen Pächter oder eine Pächterin für den Kiosk im Bad gelesen hatte. Erfolgreich bewarb sich die Naturkostkauffrau mit langjähriger Erfahrung in der Lebensmittelbranche für die Stelle und übernahm die Verpflegung der Badegäste.

Mitsommerfest am Samstag

Damit steht der Jubiläumsfeier des bereits seit 1972, also seit 50 Jahren bestehenden Bades nichts mehr im Wege. Gefeiert werden soll das Jubiläum gemeinsam mit dem Mittsommerfest am Samstag, 25. Juli.

Welch’ Publikumsmagnet das chlorfreie Schwimmbad werden kann, deutete sich schon in der kurzen Sommersaison 2021 an. Obwohl es erst kurzfristig zum ersten Sommerferientag öffnete und mit Beginn der Schule wieder schließen musste, wurde das Naturbad sehr gut angenommen. Rund 3000 Euro konnten in den knapp sechs Wochen an Eintrittsgeldern eingenommen werden, trotz teils widriger Wetterbedingungen.

„Das ist ein erstaunlich gutes Ergebnis“, freute sich Andreas Gsänger, der Vorsitzende des „ Fördervereins Freibad , Freizeitanlage Autenhausen “ bei der letzten Mitgliederversammlung. Die Rückmeldungen der Badegäste waren durchweg positiv: Vor allem die breite Wellenrutsche und der Sprungstein kamen gut an. Statt konventionell wird das Wasser des Beckens nun biologisch-mechanisch über das benachbarte 50 Quadratmeter große Aquakultur-Regenerationsbecken mit einer Trockenfilteranlage gereinigt. Infolgedessen ist es nicht mehr so klar wie beim Einsatz von Chemikalien, dafür aber „sehr angenehm für die Haut“, wie Badegäste berichten.

Aus gesundheitlichen Gründen fiel der ursprünglich eingestellte Bademeister für die vergangene Saison aus, weshalb das Bad trotz Hygienekonzepts nur für die Ferien öffnen konnte. 70 Personen durften sich gleichzeitig in der Anlage aufhalten, 26 Badegäste konnten gleichzeitig das Schwimmbecken benutzen. Zwölf Ehrenamtliche aus den Reihen des Fördervereins übernahmen während der kurzen Premierensaison als Rettungsschwimmer die Badeaufsicht, andere Mitglieder kümmerten sich um den Betrieb des Kiosks. Die Stadt unterstützte ebenfalls, sie stellte Bauhofmitarbeiter und Ferienarbeiter ab. „Eine ganze Saison halten wir so aber nicht durch“, gab sich Gsänger im Anschluss realistisch.

Dass nun mit Andreas Einwag und Wiebke Langguth die Richtigen die Aufgaben übernommen haben, davon zeigt sich Gsänger überzeugt: „Ihnen gefallen nicht nur die Anlage und das Naturbadkonzept, beide zeigen sich obendrein sehr engagiert.“

Viel Arbeit für den Förderverein

Um das in die Jahre gekommene Bad fit für die Zukunft und den Umbau bezahlbar zu machen, wartete auf die Aktiven vom Förderverein vieles an Arbeit. Allein im letzten Jahr mussten alle mit dem Leader-Programm der EU geförderten Arbeiten abgeschlossen werden, die u.a. den Umbau des Kiosks und die Umgestaltung des Außenbereichs einschlossen. Sehen lassen können sich die Sanitärcontainer hinter dem Schwimmbecken, die innen vorzeigbar hergerichtet und außen mit einer schönen Lärchenverschalung versehen wurden. Von den Containern wurde ein Übergang zur Freizeitanlage modelliert und gepflastert. Neben dem Kiosk wurde der Personalraum mit Behindertentoilette hergerichtet.

Zurecht ist Gsänger stolz auf das Erreichte. Sein Dank gilt allen, die zur Verwirklichung des Traums vom Autilus beigetragen haben, von den Ämtern über Bürgermeister Neeb, Verwaltung, Stadtrat und Bauhof , bis hin zu Sponsoren und Zuschussgebern. Nicht zu vergessen die Vereinsmitglieder, die mit ihren Mitgliedsbeiträgen, vor allem aber mit vielen unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden, von der Grünpflege über Aufräumaktionen bis hin zum Bau von Sitzbänken und eines Tores zum Zeltplatz zur Realisierung beigetragen haben. Die Freizeitanlage wurde terrassiert und begradigt, um das Aufstellen von großen Gruppenzelten zu erleichtern. Neu angepflanzte Hecken sollen einen Sichtschutz zur Straße schaffen und als „Naschhecken“ Gäste mit Beeren versorgen.

Zukunft stand auf der Kippe

Begonnen hatte der Umbau zum Naturbad „Autilus“ vor genau drei Jahren. In den Jahren 2016 bis 2019 hatte die Zukunft des Bades immer wieder auf der Kippe gestanden. 2015 drohte wegen hoher Sanierungskosten bereits die Schließung. Dann gründete sich ein Förderverein und entwickelte die Idee des Umbaus zum Naturschwimmbad. Inzwischen zählt dieser Verein über 200 Mitglieder.

Mit Hartnäckigkeit und viel Engagement hielten die Engagierten um Vorsitzenden Andreas Gsänger, seine Stellvertreterin Martina Kilian und Architekt Josef Starkl an ihrem Plan fest. Nachdem der Stadtrat im Februar 2018 nach langen Diskussionen Haushaltsmittel bewilligt hatte, schien eine plötzliche Finanzierungslücke die Umgestaltung erneut zu gefährden. Bis das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) die Förderung des Projekts als „einfache Dorferneuerungsmaßnahme“ – und damit Mittel von 325.000 Euro in Aussicht stellte. Auf die Stadt Seßlach entfielen somit nur rund 40 Prozent der Umbaukosten von circa 540.000 Euro.