Christian Ude schreibt seiner SPD deutliche Worte ins Stammbuch
Autor: Andrea Spörlein
Bamberg, Montag, 04. Februar 2019
Zum traditionellen Neujahrsempfang hatten die SPD-Kreisverbände Bamberg-Stadt und -Land ins Zentrum für Innovation und neue Unternehmen eingeladen. Rund 130 Gäste waren der Einladung gefolgt. Bundesta...
Zum traditionellen Neujahrsempfang hatten die SPD-Kreisverbände Bamberg-Stadt und -Land ins Zentrum für Innovation und neue Unternehmen eingeladen. Rund 130 Gäste waren der Einladung gefolgt. Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz (SPD) hieß zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und von den Wohlfahrtsverbänden willkommen. Neben vielen Behördenvertretern war auch der evangelische Stadtdekan Hans-Martin Lechner gekommen. Verbindet doch die SPD mit den christlichen Kirchen der "Glaube und die Hoffnung an die Wiederauferstehung", wie es der ehemalige Strullendorfer Bürgermeister süffisant in seinem Eingangsstatement formulierte. Schwarz erinnerte an die vielen Aufs und Abs im letzten Jahr und an eine Gesellschaft im Wandel. "Die Menschen möchten einfache Antworten, die es oft nicht gibt", sagte Schwarz, und wahre Worte seien nicht immer schön.
Selbstkritisch sprach Schwarz davon, dass "Politiker mehr zuhören sollten und besser werden müssen". Das erwarteten die Menschen in Deutschland zurecht von ihren gewählten Volksvertretern.
"Versagen der Volksparteien"
Als Festredner an diesem Abend analysierte der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude redegewaltig die aktuelle politische Situation vom Erstarken der Rechtspopulisten in ganz Europa bis hin zum "unerträglichen Versagen der Volksparteien und das nicht nur in Deutschland". Für Ude ist die Lage ernst und es bleibe eigentlich keine Zeit für politische Spielchen und Gleichgültigkeit. Er sprach von einer Krisensituation und meinte damit nicht nur die prognostizierten Wahlergebnisse für die Volksparteien in den anstehenden drei Wahlen in Ostdeutschland. Gleichzeitig rief er dazu auf, sich zu engagieren, damit es besser wird, und "nicht alles schlechter zu reden als es eh schon ist".
Christian Ude hat fast eine Vorlesung zur Zeitgeschichte gehalten, ohne dabei mit verschachtelten Nebensätzen und oberlehrerhaften Phrasen aufzuwarten. Er hat klar und deutlich Ross und Reiter genannt, die eigene Partei nicht geschont und ihr deutliche Worte ins Stammbuch geschrieben. So forderte er die SPD auf, sich selbstbewusst ein deutliches Profil in Sachen Ökologie, Wirtschaftskompetenz und in Fragen der Inneren Sicherheit zu verschaffen und dieses an konkreten Projekten auch umzusetzen. Das würden die Menschen von einer Volkspartei mit einer über 150-jährigen Tradition verlangen, sagte Ude und forderte die Partei dazu auf, sich ihrer Werte wieder bewusster zu werden.
Willy Brand zitiert
Er erinnerte an die Reformen unter dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brand und dessen Zitat: "Wer morgen sicher leben will, der muss heute für Reformen sorgen." Dies habe von seiner Aktualität auch 2019 nichts verloren.
Der Festredner warb für Europa, trotz der großen Europaskepsis in vielen Bereichen. Dafür müsse man Verbündete suchen, dürfe dabei aber "nicht in die Rolle des deutschen Oberlehrers schlüpfen".
"Den Frieden zu sichern in einer immer riskanteren Welt und unsere freiheitliche demokratische Grundordnung zu schützen und zu bewahren geht nicht ohne die SPD." Dessen war sich der ehemalige Münchner Oberbürgermeister vollkommen sicher. Die aktuelle Krise zu meistern werde nur möglich sein, "wenn die Volksparteien zusammen an einem Strick ziehen, endlich etwas dagegen machen und auf das sonst übliche kleinkarierte Hickhack verzichten".