"Bin gerne zur Schule gegangen"

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Eberhard Krieger hat in den vergangenen 30 Jahren die Grund- und Mittelschule Ebermannstadt geprägt.
Eberhard Krieger hat in den vergangenen 30 Jahren die Grund- und Mittelschule Ebermannstadt geprägt.

Eberhard Krieger, Rektor der Grund- und Mittelschule Ebermannstadt, tritt in den Ruhestand. Zum Abschluss spricht er über die Arbeit mit jungen Menschen und die Zukunft des Schulsystems.

Am 28. Juli ist für Eberhard Krieger, den Rektor der Grund- und Mittelschule Ebermannstadt, Schluss mit Schule. 30 Jahre wirkte er an dieser Bildungsstätte, 13 Jahre als Seminarleiter, 19 Jahr als Rektor. Nun beginnen für den engagierten Pädagogen die Dauer-Ferien, denn Eberhard Krieger tritt zum 31. August in den Ruhestand.

30 Jahre an ein und derselben Schule ist eine lange Zeit. Sehen sie das eher positiv oder negativ?
Eberhard Krieger: Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Einerseits kann diese Konstanz in der Schulleitung Sicherheit und Ruhe mit sich bringen: für Kollegen, Eltern und Schüler. Man kennt sich, weiß, was man aneinander hat. Andererseits braucht man Impulse auch von außerhalb. So brachten junge Kollegen Anregungen und Ideen mit, die wir aufgegriffen haben, etwa die Schulversammlungen, die verschiedenen Pausenzonen für Ruhe- und Bewegungssuchende oder das Einrichten von Partnerklassen zwischen Grund- und Mittelschule. Nach 19 Jahren ist es aber schon Zeit, dass neue Akzente in der Schulentwicklung gesetzt werden.

Wie hat sich die Schule in den letzten 30 Jahren verändert?
Die Schule muss auf gesellschaftliche Veränderungen antworten und sich darauf einstellen. Derzeit beschäftigen mich besonders Veränderungen in der Grundschule: Es gibt viel mehr Schüler mit individuellen Besonderheiten als früher. Viele Schüler bringen verstärkt Verhaltensweisen mit in die Schule, die ich in dieser Häufigkeit nicht kenne. Sie sind mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussiert. Auch die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft klaffen immer mehr auseinander. Die Klassen sind heterogener geworden. Das Leistungsgefälle innerhalb einer Klasse ist größer geworden, was bedeutet, dass die erzieherische Arbeit zugenommen hat.

Wo trägt die Grund- und Mittelschule auch nach Ihrem Abschied noch ihre Handschrift?
Ich glaube, dass ein vertrauensvoller, respektvoller und offener Umgang zwischen Lehrern, Schülern und Eltern wesentlich ist für die Atmosphäre an einer Schule und damit auch für den Lernerfolg. "Die Schüler fühlen sich bei Ihnen an der Schule gut aufgehoben", sagte einmal eine Psychologin über uns. Ein ganz großes Lob für die Arbeit des gesamten Kollegiums."

Konnten Sie die Ziele verwirklichen, die Sie sich vorgenommen hatten, als Sie an die Schule gekommen sind.
Mein wichtigstes Ziel war, dass sich Lehrer und Schüler an der Schule wohl fühlen können. Davon profitieren alle. Ich bin jedenfalls jeden Tag gerne zur Schule gegangen. Und das habe ich versucht, weiter zu vermitteln. Bemerkenswert finde ich, dass dies in der Literatur viel zu wenig gewürdigt wird. Aber ebenso wichtig sind klare Regeln und Strukturen. So konnten wir viele Probleme gemeinsam bewältigen, allerdings mit einer sehr hohen Belastung für die Lehrkräfte verbunden.

Werden Sie der Institution Schule auch weiterhin nahe bleiben?
Ja, dafür sorgt schon allein der Beruf meiner Frau, die in gleicher Funktion wie ich tätig ist und noch ein paar Jahre arbeitet. Außerdem interessieren mich Schule allgemein und "meine" Schule im Besonderen viel zu sehr, als dass ich mich ganz davon zurückziehen würde.

Möchten Sie noch einmal ganz von vorne anfangen (dürfen)?
Nein. Ich habe es aber nie bereut, dass ich diese Laufbahn eingeschlagen habe, auch wenn ich zunächst Pharmazie studiert habe. Aufgrund meines Einsatzes als Ausbilder bei der Bundeswehr habe ich geglaubt, dass mir der Umgang mit jungen Menschen Spaß machen würde - und ich habe mich nicht getäuscht.

Alles ist im Wandel, auch die Institution Schule. Wie glauben Sie, sieht eine Schule der Zukunft aus?
Das ist eine spannende Frage, die mich auch ein wenig mit Sorge erfüllt. Da heuer einige Tausend Lehrer aus dem Dienst ausscheiden und nur sehr wenige nachrücken, ergibt sich ein eklatantes Personalproblem. Wie schon in diesem Schuljahr müssen Hunderte von Stellen in Bayern durch Lehrkräfte ohne zweite Staatsprüfung oder mit der Ausbildung für eine andere Schulart (Realschule, Gymnasium) besetzt werden. Das kann auf Dauer nicht gut gehen und erhöht unter anderem die Belastungen für die etablierten Kräfte als auch die "Neuen" enorm. Ob die Mittelschule in ihrer jetzigen Art aufrecht erhalten werden kann, ist eine politische Entscheidung. Die Frage ist, ob man am dreigliedrigen Schulsystem festhalten will oder ob ein zweigliedriges System sinnvoller ist.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich habe Haus und Garten. Da ist in den letzten Jahren viel liegen geblieben. Da habe ich jede Menge zu tun. Außerdem fotografiere ich sehr gerne. Da wird es mir nicht langweilig. Außerdem habe ich Aufgaben beim Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) und der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) übernommen.

Die Fragen stellte Josef Hofbauer.