Beweggründe für die uneigennützige Hilfe

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Boguslow Imiolczyk und seine Ehefrau Margarete Foto: Sonja Werner
Boguslow Imiolczyk und seine Ehefrau Margarete  Foto: Sonja Werner

von unserer Mitarbeiterin Sonja Werner Burghaslach — Boguslow Imiolczyk, Spätaussiedler aus Polen und ein Jahr vor der Wende nach Deutschland geflüchtet, kennt das Schicksal von Im...

von unserer Mitarbeiterin Sonja Werner

Burghaslach — Boguslow Imiolczyk, Spätaussiedler aus Polen und ein Jahr vor der Wende nach Deutschland geflüchtet, kennt das Schicksal von Immigranten aus eigener Erfahrung. Auch deshalb nahm der seit 17 Jahren mit Ehefrau Margarete in Burghaslach Lebend am Treffen des Burghaslacher Unterstützerkreises für Flüchtlinge mit großem Enthusiasmus teil.


Froh in Deutschland zu sein

"Meine Großeltern und Eltern sprachen noch Deutsch. Ich aber, als 25-jähriger damals, kein Wort" so erinnert er sich. "Die Anfangszeit war schwer - obwohl wir deutsche Wurzeln haben, galten wir als "Ausländer." Dass er gelernter Maschinenbautechniker war, das interessierte seinerzeit niemanden. "fürs Putzen war ich gut genug, mehr traute man mir nicht zu." Es war ein langer Kampf, bis er im gelernten Beruf als vollwertige Arbeitskraft anerkannt war.
"Ich bin so froh, dass das heute in Deutschland anders gesehen wird. Es sieht doch so aus, als ob die Arbeitskraft der Menschen geschätzt wird. Das ist auch wichtig fürs Selbstbewusstsein, um sich als vollwertiger Mensch zu fühlen. Ich bin meiner Firma heute noch dankbar, dass sie mich sehr unterstützt hat. Die Ankömmlinge heute haben es hoffentlich leichter - wenn man diese Unterstützung hier in Burghaslach sieht."
Aus beruflichen Gründen ist Imiolczyk heute viel im Ausland unterwegs. "Viel Zeit, um Unterstützerkreis mitzuhelfen, habe ich also nicht. Aber heute will ich schauen, wo und wie ich mich trotzdem einbringen kann."
Michael Kreuzer, Vorstand des Steigerwaldclubs in Burghaslach, einer Vereinigung von Wanderern, ist für seinen ganzen Verein gekommen. "Wir wollen Hilfe leisten, wo es möglich ist. Im Geiste sind schon gemeinsame Wanderungen geplant, um die Menschen möglichst gut und schnell in die Gemeinschaft zu integrieren. Wer von ihnen Lust hat, kann mitkommen. Wer lieber seine Ruhe haben möchte - auch die sei im gegönnt."


Schnelle Hilfe statt Bürokratie

Manfred Tropschuh, Vorsitzender des Vereins "Musical Cooperation Franken" nahm als bereits Handelnder an der Veranstaltung in Burghaslach am Donnerstag teil. Der Verein in Oberrimbach, einem Ortsteil von Burghaslach, stellt seit dem 7. September bereits seine Vereinsräume 20 Flüchtlingen zur Verfügung.
Das Haus in Oberrimbach ist von Schirmherrn Herbert Schöller aus Würzburg gemietet und die Räume waren ursprünglich als Probe- oder Seminarräume gedacht. Angesichts der herrschenden Unterbringungsnot im gesamten Landkreis beschloss der Verein kurzfristig in Absprache mit dem Besitzer einmütig, auf die geplante Nutzung zu verzichten. Neue Umbauarbeiten waren nicht mehr nötig - das Landratsamt als zukünftiger Mieter konnte sofort zugreifen. "Innerhalb einer Woche waren die Räume aufnahmebereit", so Tropschuh.
"Und wir kommen bestens mit unseren Gästen zurecht. Sie kommen aus Syrien und aus Afghanistan - dennoch sind wir innerhalb der kurzen Zeit, in der sie jetzt da sind, schon eine große Familie geworden. Es ist hier nicht nur "Unterbringung", wir unternehmen auch viel gemeinsam. Das Ganze soll auch keine Eintagsfliege werden, wir wollen uns alle langfristig engagieren, so dass hier ein richtiger "Ort der Begegnung" entsteht. So etwas möge auch in Burghaslach selbst gelingen."