Baumannswirtshaus lebt neu auf

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Aus welchem Jahr das Bild der alten Wirtschaft stammt, konnte Karin Wagner, einst Wirtstochter in der Gastwirtschaft, nicht sagen. Es zeigt die Besitzer, Brauer und Helfer vor der Gastwirtschaft mit den großen Holzfässern, in denen das Bier in andere Orte geliefert wurde. Repro: Helmut Will
Aus welchem Jahr das Bild der alten Wirtschaft stammt, konnte Karin Wagner, einst Wirtstochter in der Gastwirtschaft, nicht sagen. Es zeigt die Besitzer, Brauer und Helfer vor der Gastwirtschaft mit den großen Holzfässern, in denen das Bier in andere Orte geliefert wurde.  Repro: Helmut Will
Karin Wagner hält das Braubuch aus dem Jahr 1882 in Händen, in dem die Bierlieferungen der Brauerei vermerkt sind. Foto: Helmut Will
Karin Wagner hält das Braubuch aus dem Jahr 1882 in Händen, in dem die Bierlieferungen der Brauerei vermerkt sind.  Foto: Helmut Will
 

In Untermerzbach wurde eine bekannte Gaststätte nach einem Dornröschenschlaf und Sanierung wieder eröffnet.

Fünf Wirtshäuser gab es früher in Untermerzbach, erinnert sich Udo Reg. Er zählt sie auf: Das Gasthaus Nembach, da war auch Tanz, die Gasthäuser Schleicher und Kneuer, die "Hunneneiche" der Familie Heubisch und das Wirtshaus der Baumanns.

Untermerzbach wurde vom allgemeinen Trend nicht verschont. Nach und nach schlossen die Wirtshäuser, so dass zuletzt nur noch die Gaststätte von Helmut Kneuer am Marktplatz übrig blieb. Und nun ist das Baumannswirtshaus wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht.

"Das war früher ein gutes Wirtshaus", sagt eine 80-jährige Frau aus Untermerzbach, die als Heimatvertriebene 1946 in der Baumannswirtschaft unterkam. Sie will nicht, dass ihr Name geschrieben wird. "Ja, und Bier wurde dort auch gebraut", sagt die Rentnerin.

Eine, die sich gut erinnert, ist die heute 77-jährige Karin Wagner aus Kemmern. Deren Mutter, Else Morgenroth, eine geborene Baumann, führte die Gastwirtschaft über viele Jahre.

Seit wann es die Baumannswirtschaft überhaupt gab, kann Karin Wagner allerdings nicht sagen. Sie zuckt die Schulter, holt ein altes Buch hervor, in das die Bierlieferungen eingetragen waren. "Hier steht, dass im Jahr 1882 von unserer ehemaligen Brauerei in Untermerzbach schon Bier ausgeliefert wurde. Allerdings dürfte die Wirtschaft noch viel älter sein", mutmaßt Karin Wagner.

Es ist dort zu lesen, dass Bier nach Gereuth, Lichtenstein, Poppendorf und auch an viele Privathaushalte geliefert wurde. Karin Wagner und die 80-Jährige, die viel bei den Baumanns war, wissen, dass im Baumannswirtshaus früher die Kirchweih groß gefeiert wurde, auch Bauern- und Feuerwehrversammlungen wurden dort abgehalten.

"Die Karpfen der Baumanns, blau oder gebacken, waren damals weithin als Delikatesse bekannt", sagt die 80-Jährige. Karin Wagner ergänzt die frühere Speisekarte: "Entenpfeffer, Sauerbraten und Wild gab es auch immer an den Kirchweihen."

Sie erinnert sich, dass viele Gäste aus dem Raum Coburg kamen, solche, die viel Geld hatten. "Manchmal standen vor unserer Wirtschaft mehrere Sportwagen, was im Dorf für Erstaunen sorgte."

Anfang der 90er Jahre wurde das Wirtshaus geschlossen. "Meine Mutter ist 1996 gestorben und Nachfolger gab es nicht", sagt Karin Wagner. Jetzt ist sie froh, dass ihr Sohn Lorenz das Wirtshaus nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder eröffnet hat. "Da wurde ganz schön viel Geld reingesteckt", sagt die 77-jährige Seniorin, die mithin in der Gaststätte aushilft.

Lorenz Wagner hatte 2016 begonnen, das Wirtshaus zu renovieren. Angefangen hat er mit der Scheune, auf die ein neuer Dachstuhl aufgesetzt wurde. Die Gaststätte selbst wurde im Jahr 2018 umgebaut und im März 2019 neu eröffnet. Sie bietet Platz für etwa 50 Gäste und hat vor dem Haus einen idyllischen Biergarten.

Wirt Lorenz Wagner, der mit seiner Frau Bettina nun das Wirtshaus betreibt, stammt aus einer typisch fränkischen Brauerfamilie. Verwandtschaftlich verbunden ist er mit den Wagnerbrauereien in Roßstadt, Merkendorf und Kemmern. Das Wirtshaus wird auch als Plattform für Künstler und Sammler angeboten, die im Obergeschoss und im alten Kühlschiff ausstellen können sowie in Teilen des alten Brauhauses.

Bettina Wagner ist nicht nur in der Küche tätig. Sie hat auch eine künstlerische Ader und malt. Und Lorenz Wagner ist seit seiner Kindheit den Schmetterlingen zugetan, hat eine umfangreiche Sammlung und will damit die Artenvielfalt, dies es früher gab, aufzeigen.