Musikalische Reiseerlebnisse im Heimatspielhaus

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Klaus Neubert und Regine Brand bei ihrem Konzert im Münnerstädter Heimatspielhaus.
Klaus Neubert und Regine Brand bei ihrem Konzert im Münnerstädter Heimatspielhaus.
Hartmut Hessel

Freitagabend. Ich hatte nichts Besseres vor. Erst ein wenig um die Stadtmauer oder gleich ins Weinlokal? Die Heimatspielgemeinde lädt zu einem...

Freitagabend. Ich hatte nichts Besseres vor. Erst ein wenig um die Stadtmauer oder gleich ins Weinlokal ? Die Heimatspielgemeinde lädt zu einem Konzert ins – ihr nicht gehörende – Heimatspielhaus am Anger ein. Auch so ein pandemiegeschädigter Ort für die kleine Muse. Also die Gelegenheit nutzen, denn Wein trinken und reden, geht ja immer.

Claudia Kind, die Vorsitzende der Münnerstädter Institution rund um Schauspiel und kulturelle Tupfer bringt es in der Begrüßung auf den Punkt. Der Bayerische Tonkünstler-Verband verteilt staatliche Gelder für die Förderung von Künstlern und Künstlerinnen, denen in den vergangenen Jahren Auftrittsmöglichkeiten genommen wurden.

Eine wohl sehr sinnvolle Aktion, denn gerade die Klein(e) Kunst hatte sehr unter der Pandemiezeit gelitten. Mit gut fünfzig Gästen war der Konzertraum dann auch sehr gut gefüllt. Regine Brand (Würzburg) und Klaus Neubert (Haßfurt) haben sich für ein Projekt zusammengefunden, in dem sich verschiedene Musikrichtungen wiederfinden und die beim Publikum kleine musikalische Reiseerlebnisse mit Gitarre und Viola (Bratsche) ermöglichen. Also einfach zurücklehnen und Augen schließen? Mitnichten. Ein bisschen Quiz musste schon sein: „Kennen Sie den Titel?“ Wer Star Treck oder Raumschiff Enterprise intus hatte, konnte sich an die Themenmelodien erinnern, oder an die des legendären Zauberers Catweazle.

Raum zum Tanzen

Punkte gab es dafür nicht aber die Konzentration war da. Oder einfach aufstehen und tanzen mit dem Tangorhythmus von Astor Piazzolla (1921-1992) oder Carlos Gardel (1890-1935). Hätte hat man können, im Nebenraum war ja Platz. Spätestens hier war das Heimatspielhaus in seiner Multifunktion als Eventlocation wieder mitten in seiner Bestimmung. Denn selbst bei einem Strauss-Walzer gemixt mit der Neubert’schen Komposition „Walzo Mordido“ wäre Raum genug gewesen.

Das fränkische Duo platzierte die Stücke nach dem Motto „erst leicht und gediegen“, später „mehr funkig und rockig“. Ob das immer ein geeignetes Stimmungsbarometer ist, beantwortete auch dieses Konzert nicht endgültig. Jedenfalls konnte mit „Dance of the Souls“ und einem Tribute an Stevie Wonder („I wish“) etwas schwarze Musik durch die Gitarre und die Viola gehört werden. Sehr passend und anregend die Stimmungen mit Kompositionen aus der Musik von Sinti und Roma. Dafür waren die Instrumente die Idealbesetzung.

Überhaupt haben die jazzigen Arrangements, die sich auch in mehreren eigenständigen Eigenkompositionen niederschlagen, dem Konzert eine besondere Qualität verliehen. Es war das angenehme Flair einer Geozeitreise, mitten in der fränkischen Denkmalhistorie des Heimatspielhauses. Und als ob es nicht schon himmlisch genug gewesen wäre, tauchte mit „Moon River“ in Gedanken das Frühstück auf, das ich „bei Tiffany“ mit Audrey Hepburn gerne eingenommen hätte.

Mit Künstlerfreund Markus Zink am Saxofon setzten dann Regine Brand und Klaus Neubert den Schlusspunkt mit „Summertime“ aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin (1898-1937). Dessen als Wiegenlied in der Oper angelegtes Stück führt auf eine ukrainische Volksweise zurück.

Wir wachen wieder in der Gegenwart auf und sind dankbar über einen sehr unterhaltsamen Freitagabend mit einem Glas Wein.