Mit süßem Genuss gegen Ausbeutung und Raubbau

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Johanna Stumpner, 2. Vorsitzende der Eine-Welt-Gruppe, bedankt sich bei Dr. Arno Wielgoss für den intensiven und anregenden Vortrag über das wegweisende Projekt Perú Puro, bei dem die Produktion von Kakao mit sozialer Verantwortung, Fairness und Ö...
Johanna Stumpner, 2. Vorsitzende der Eine-Welt-Gruppe, bedankt sich bei Dr. Arno Wielgoss für den intensiven und anregenden Vortrag über das wegweisende Projekt Perú Puro, bei dem die Produktion ...
Johanna Stumpner, 2. Vorsitzende der Eine-Welt-Gruppe, bedankt sich bei Dr. Arno Wielgoss für den intensiven und anregenden Vortrag über das wegweisende Projekt Perú Puro, bei dem die Produktion von Kakao mit sozialer Verantwortung, Fairness und Ö...
Dirk Hönerlage

Unter dem etwas merkwürdigen Titel „Regenwaldschutz durch Genuss“ lud die Eine-Welt-Gruppe Bad Brückenau dazu ein, Wissenswertes über den Anbau von Kakao und die Produktion von Schokolade zu erfahren. Hintergrund dieses Info-Angebotes ist die Überzeugung, so der Vorsitzende Dirk Hönerlage, dass die fair erzeugten und gehandelten Waren wie ein Medium fungieren, das eine Verbindung, einen Kommunikationskanal, zwischen Produzenten und Konsumenten ermöglicht, heißt es in der Pressemitteilung.

Keine Kinderarbeit tolerieren

Kein Wunder also, dass aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des örtlichen Weltladens nicht nur thematisiert wird, dass man in Bad Brückenau fair einkaufen kann, sondern dass der Fokus auch auf das Leben der Menschen gerichtet ist, die ein Produkt herstellen – und zwar unter Bedingungen, die ein gerechtes Auskommen (Bildung und Gesundheit inklusive) gewährleisten und keine ausbeuterische Kinderarbeit tolerieren, sowie zudem einen umweltverträglichen Anbau fördern.

Am Beispiel des Kakao-Anbaus in Peru führte Dr. Arno Wielgoss, Agrarökologe aus Nüdlingen, in die Problematik von Monokultur und Brandrodung ein. Denn damit einher gehen eine massive Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und eine große Anfälligkeit für Schädlinge, mehr noch aber eine Beschleunigung des Klimawandels sowie ein ungeheurer Rückgang der Biodiversität, dessen langfristige Folgen für die Menschheit noch gar nicht absehbar sind. Wie kann angesichts einer solchen Ausgangslage, ein „Regenwaldschutz durch Genuss“ aussehen?, fragten sich die zahlreichen Zuhörer im Evangelischen Gemeindehaus.

Das steckt hinter Peru Puro

Peru Puro, das von Wielgoss initiierte Projekt, und seine peruanischen Partner haben in 20 Jahren ein sogenanntes Agroforstsystem entwickelt, bei dem Kakaopflanzen zusammen mit bis zu 70 anderen Baumarten als Mischkultur gedeihen und der Boden durch Bodendeckerpflanzen geschützt wird. Sie halten das Erdreich fest, durchlüften den Boden, reichern ihn mit Nährstoffen an und verhindern ein Austrocknen. So können diese Flächen dauerhaft bewirtschaftet werden – weitere Brandrodungen werden obsolet. Das landwirtschaftliche Areal dient zudem neben der Kakao- auch der Nahrungsmittel- und Holzproduktion.

Die nachhaltige Einkommensquelle der Bauern und ihrer Familien wird ergänzt durch Gewinne, die der produzierte, qualitativ besonders wertvolle Kakao ermöglicht. Außerdem gelang es Peru Puro, eine kleine Weiterverarbeitungsanlage für reine Kakaoprodukte zu installieren, so dass die Wertschöpfungskette vor Ort verankert ist. Eine Kombination von Ökologie und Fairness.

Billig heißt Zerstörung

Und der Preis für eine Tafel Schokolade von Peru Puro? Der mag manchem hoch erscheinen, verglichen mit der auf den Markt geworfenen Massenware. Aber „konventionelle Schokolade ist nur deshalb billig, weil die Kosten der Regenwaldzerstörung und die Ausbeutung der Menschen sich nicht im Preis wiederfinden“, erläuterte Arno Wielgoss.

Ein Abend mit bitteren Wahrheiten, der aber bei einer abschließenden Schokoladenverköstigung dennoch ein wenig versüßt wurde, weil eben der einzelne die konkrete Möglichkeit aufgezeigt bekam, durch gezielten Einkauf einen Beitrag zu sozialer und ökologischer Entwicklung zu leisten. red