Durch Unterfranken geht eine der stärksten Sprachgrenzen im deutschen Sprachraum, die Germersheimer Linie oder sogenannte appel-apfel-Linie, die auch landläufig als „Äppel-Äquator“ bezeichnet wird. Sie trennt das Oberdeutsche vom Mitteldeutschen und durchkreuzt in Unterfranken den Spessart in nordöstlicher Richtung, verläuft weiter nach Norden durch die Rhön. Östlich spricht man ostfränkisch apfel – also Oberdeutsch – und westlich appel, also mitteldeutsch. Nach dieser aufwendigen Arbeit für den Sprachatlas von Unterfranken gab es endlich in Unterfranken „keinen weißen Dialektfleck“ mehr.
Nach diesen Einblicken in die Dialektforschung verschaffte Mundartdichter Conny Albert mit seinem Akkordeon den Zuhörern eine Pause mit seinem Lied „Hast Du schon amal nochgedacht?“, welches er in schönstem hiesigen Dialekt vortrug.
Fränggisch gredd!!
Danach ging es darum, in Dialekträtseln die Vielfalt der Dialekte in Unterfranken und ihre Unterschiede aufzuzeigen. Die Referentin präsentierte, wie sich die appel-apfel-Linie in der Praxis darstellt. Nach einer Quizfrage zu dem Dialektwort schdumb, einer Aussprachevariante aus Ruppertshütten, wurde eine Lautkarte mit den verschiedenen mundartlichen Bezeichnungen für „Pfanne, Apfel, Strumpf“ vorgestellt und erläutert.
Eine andere Quizfrage war: Was bedeutet stüret? Als Antwortmöglichkeiten gab es A: wählerisch beim Fressen, B: dickköpfig und C: neugierig. Die Zuhörer waren verblüfft, wie variantenreich die Bezeichnungen für „wählerisch beim Fressen“ sind: von schnäkig im Westen über schnäubet und schnippisch bis heikel und herrisch im Osten. Die Atlaskarten aus den Dialekträtseln mit Wortbeispielen hat vermutlich jeder Anwesende zunächst überprüft, ob er das Wort in seiner Heimatregion kennt, heißt es weiter.
Überraschend war, dass die Anwesenden auch die Dialektwörter aus den Nachbarregionen oft richtig zuordneten, obwohl diese teilweise schon stark vom heimischen Ausdruck abwichen. Der Quark heißt in Hammelburg Matte und in der Ochsenfurter Region Biebeleskaas. Für Zuckerbonbons gibt es hier Gutsle, Leckerle und Zückerle, aber ausschließlich in der Schweinfurter Gegend Bombom. Mit dabei war auch die Frage nach der Bedeutung von Griiseli, eines von dreizehn erhobenen Mundartwörtern für den Schnittlauch, weitere sind beispielsweise Friislaab, Grooseling oder Süri.
An vielen Stellen im Vortrag erwähnte die Forscherin die „Sprachökonomie“ der Franken, soll heißen, dass sie den Sprachaufwand auf das Nötigste reduzieren, was sich nicht nur im Weglassen verschiedener Endungen niederschlägt. Es gilt auch bei der Mehrzahlbildung, wenn teilweise nur Umlaute (Baam – Bömm) genutzt werden statt im Hochdeutschen mit Endung -e die Mehrzahl zu kennzeichnen (Baum – Bäume) – solche Besonderheiten werden im Atlasband zur Formenbildung ausführlich dargestellt, so die Sprachforscherin .
Zusammen mit der Stadtbibliothek wird das Volkshochschul-Büro im Bürgerhaus in Kürze zwei Lesungen geben: am 29. April „Rückkehr nach Rottendorf“ und am 24. Juni „Meine Hoffnung übersteigt alle Grenzen“. red