Große Anlaufschwierigkeiten
Für die Kommunalpolitiker hieß es dann "Augen zu und durch". Und das trotz aller Widrigkeiten: 1981 erschütterte ein hollywoodreifer Skandal das Rathaus - der damalige Geschäftsleitende Beamte veruntreute einen sechsstelliger Betrag, in den Gemeinderatssitzungen ging es hoch her: Ränkeschmiede, Frust, Zank und eigene Interessen kollidierten im Sitzungssaal.
Desolat war auch der Blick in die Kasse. Rund 13 Millionen Mark Schulden hatte die Kommune damals. Wie hoch diese genau waren, wusste man im Rathaus nicht. Bürgermeister Rudolf Rost konnte einem Regierungsbeamten aus München nur eine ungefähre Summe nennen. Und: Ein Teil der Orte machte vor der Eingemeindung noch Schulden - aus Angst, dass die eigenen Projekte sonst nicht mehr umgesetzt werden. "Im Gemeinderat herrschte Krieg", sagt Otmar Zehnter.
"Es ist extrem gefährlich gewirtschaftet worden", sagt er. Ein Beispiel dafür ist die Straße von Premich nach Wollbach. "Damals hat es geheißen, dass sie mit Zuschuss erst im nächsten Jahr gebaut wird. Dann hat der Gemeinderat sich dazu entschieden, sie doch noch schnell auszubauen. Das hat natürlich die Schulden hochgetrieben."
Hinzu kam noch eine weitere Hürde. "Es hat überall Personal gefehlt, von einer Verwaltung konnte man damals nicht sprechen", sagt er.
Zeit heilt alle Wunden?
Vom Schuldenberg und einer fehlenden Verwaltung hat sich die Kommune am Fuß der Schwarzen Berge mittlerweile weit entfernt. Seit fast zehn Jahren liegt der Schuldenstand bei Null. Und: So verkracht die Verhältnisse auch damals waren - mittlerweile sind die Gräben verschüttet. "Wir sind ein Markt", betont Daniel Wehner.
Eines der besten Beispiele dafür ist die Rhönfesthalle in Stangenroth. Hier war Erich Metz, damals 2. Bürgermeister von Stangenroth, federführend beteiligt. Der Ort war damals noch nicht Teil des Marktes, sondern eigenständig. Trotz knapper Kasse schlug er einen fünfstelligen Zuschuss der Gemeinde aus.
Er wollte nicht, dass die Kommune Miteigner des Gebäudes wird - es sollte lediglich den Stangenrother Vereinen gehören. Seine Vision ging auf. Allerdings spielte die Zeit ihr eigenes Spiel.
Was einst als Stangenrother Halle gedacht war, hat sich längst überlebt. Mittlerweile feiern dort wochenends nicht nur die Stangenrother, sondern der gesamte Markt Burkardroth und die Dörfer der Umgebung, wenn Livebands oder DJs dort auftreten. Eine Mentalität a la"Wir und die anderen" lässt sich nicht mehr feststellen.
Eine Entwicklung, die Daniel Wehner selbst bei seinen jugendlichen Kindern feststellt. "Da gibt es die Denkweise ,Wir sind einzeln' nicht mehr. Bei der Generation meiner Eltern ploppt das manchmal noch auf - aber das ist nur noch selten der Fall."
Haushalt hilft auf ungewöhnliche Weise
Einigkeit zeigt sich auch im Marktgemeinderat. "Wir sitzen nicht aufgeteilt nach den verschiedenen Ortsteilen." Und: Die finanzielle Lage trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei. "Es gibt schon lange keine angespannte Haushaltssituation mehr. Da tun wir uns erheblich leichter. Und: Dadurch gibt es kein Ortsdenken. Wir haben damit ja die Möglichkeit, überall etwas zu machen." Das zeig3 sich auch am Ortsbild: "Burkardroth und Zahlbach sind mittlerweile zusammengebaut genau wie Katzenbach und Lauter." Dort verbindet ab Sommer sogar ein Baugebiet die beiden Orte. Erste Interessenten gibt es bereits. Selbst die den Markt trennende Bundesstraße sei keine Grenze mehr.