Solidarität Obwohl die geplante NPD-Kundgebung in dem Ortsteil von Schlüsselfeld am Vorabend verboten worden war, zeigten viele Bürger am Samstag Präsenz in der Ortsmitte. Es war alles bereit für eine Gegenkundgebung und eine Menschenkette vor einer Flüchtlingsunterkunft.
von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger
Aschbach — Die Aschbacher waren vorbereitet: Sie hätten der geplanten NPD-Kundgebung auf einem Parkplatz in der Ortsmitte einiges entgegengesetzt. Dann aber war am späten Nachmittag zu hören, dass die Kundgebung durch das Landratsamt verboten wurde. Was man der NPD schon mündlich mitgeteilt hatte, sei gegen 20 Uhr in einem entsprechenden Bescheid verfasst worden, teilte Landrat Hans Kalb (CSU) am Samstagmittag in Aschbach mit. Der zur Stadt Schlüsselfeld gehörende Ort war sicher nicht zufällig gewählt worden. In Aschbach leben seit geraumer Zeit etwa 80 Asylbewerber in einer ehemaligen Pension.
Trotz des Verbots der Kundgebung schien jedoch niemand dem Frieden so recht zu trauen. Neben dem Landrat hatten sich auch Bürgermeister Johannes Krapp (CSU) und etliche Bürger eingefunden.
Es hätte ja sein können, dass kleine Gruppen oder auch Einzelpersonen das Verbot zu umgehen versuchen. Daher sah man auch immer wieder Polizeifahrzeuge im Ort. "Die Polizei ist hier, um zu überwachen, dass das Verbot eingehalten wird und es zu keinen Störungen kommt", erklärte Polizeichef Albert Häfner von der Inspektion Bamberg Land. Es blieb aber alles ruhig und aus der rechten Szene ließ sich augenscheinlich niemand blicken.
Wie der Landrat berichtete, hatte Axel Michaelis, der Landessgeschäftsführer der NPD, 20 bis 30 Personen angemeldet. In Gesprächen von Landratsamt und Polizei wurde am Freitagnachmittag entschieden, die Veranstaltung zu verbieten. Der Platz in der Kurve direkt an der Kreisstraße sei aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht geeignet und auch zu klein, wurde das Verbot begründet.
Diesem Parkplatz genau gegenüber liegt das ehemalige, jetzt leer stehende Gasthaus "Mach". Das Gebäude war vor einiger Zeit im Gespräch, um weitere Asylbewerber aufzunehmen. Dann hatte das Landratsamt davon abgesehen, weitere Flüchtlinge in Aschbach einzuquartieren.
Dezentrale Unterbringung Insgesamt leben nach den Worten des Landrats derzeit 370 Asylbewerber im Landkreis Bamberg. Ziel sei es, die Flüchtlinge über den Landkreis verteilt dezentral unterzubringen.
Die befragten Aschbacher zeigten sich solidarisch mit "ihren" Asylbewerbern. Es gibt einen Arbeitskreis, den Runden Tisch, der sich in regelmäßigen Abständen trifft, gemeinsam mit den Flüchtlingen über anstehende Probleme diskutiert und nach Lösungen sucht.
"Das ist eine Frechheit, dass da fremde Leute (die NPD, Anmerkung der Redaktion) kommen und Unruhe stiften wollen", sagte Jutta Hassler dem FT. "Die Bewohner des Heims machen bei Festen, ja sogar beim Weihnachtsmarkt mit." Sie hätten gebacken und den Erlös ihres Verkaufsstandes für "Brot für die Welt" gespendet. Und Margarete Seidel findet: "Die sind so freundlich und die Kinder sagen immer Hallo, wenn ich ihnen begegne!" Auch Aschbachs evangelischer Pfarrer Johannes Kestler bezog Position: "Wir hätten eine Gegenkundgebung gemacht. Die verschiedenen Bündnisse waren bereits informiert und sie wären auch gekommen." Als sichtbares Zeichen des Schutzes hätte es außerdem eine Menschenkette vor dem Asylantenheim gegeben.
Froh darüber, dass die Versammlung nicht stattfand, war natürlich Schlüsselfelds Bürgermeister Johannes Krapp.
Er hatte nach dem Bekanntwerden der geplanten Kundgebung umgehend Stadträte und Öffentlichkeit informiert. Der gesamte Stadtrat habe seine eindeutige Ablehnung gegenüber den von der NPD proklamierten Zielen und Ansichten kundgetan, erklärt der Bürgermeister in einem Schreiben.