Andrea Chudaks Plädoyer für den Komponisten Giacomo Meyerbeer

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Andrea Chudak bei einem Konzert in Neustadt Foto: Archiv/Jochen Berger
Andrea Chudak bei einem Konzert in Neustadt Foto: Archiv/Jochen Berger

Coburg — Durch einige sehr erfolgreiche Auftritte mit dem Orchester der "Musikfreunde Neustadt" und dem "Musizierkreis Neustadt" hat sich die Sopranistin Andrea Chudak in der Regio...

Coburg — Durch einige sehr erfolgreiche Auftritte mit dem Orchester der "Musikfreunde Neustadt" und dem "Musizierkreis Neustadt" hat sich die Sopranistin Andrea Chudak in der Region Coburg in kurzer Zeit einen tadellosen Ruf ersungen. Neben stimmlicher Qualität bewies sie dabei immer wieder ihr Talent zum szenischen Agieren.
Dass sie freilich auch im heiklen Lied-Fach bestehen kann, beweist die in Berlin lebende Sängerin mit einer außergewöhnlichen CD-Veröffentlichung. Gewidmet ist sie Giacomo Meyerbeer, der im 19. Jahrhundert als Meister der "Grand opéra" eine europäische Berühmtheit war, seinen Ruhm zu Lebzeiten freilich mit gründlicher Missachtung durch die Nachwelt bezahlte.Wer schließlich weiß heute noch, dass Meyerbeer auch dem Lied huldigte? Andrea Chudaks Auswahl umfasst insgesamt 25 Lieder aus knapp zwei Jahrzehnten, die einem scheinbar ganz naheliegenden Reihungsprinzip folgen - sie sind schlicht ihrer Entstehungszeit nach angeordnet.


Poetische Miniaturen

Damit wird diese CD zum klingenden Zeitraffer, der interessante kompositorische Entwicklungen Meyerbeers hörbar werden lässt. Natürlich finden sich unter diesen Liedern auch Vertonungen mit durchaus opernhaftem Gestus, bei denen Andrea Chudak ihr Gespür für gleichsam szenisch deutliches Singen geschickt zur Geltung bringt.
Daneben aber gibt es viele Beispiele, die deutlich belegen, wie ernst es Meyerbeer mit dem Genre Lied war. Da gelingen ihm einfühlsame und poetische Miniaturen, in denen Musik und Text eine enge Verbindung eingehen. Unter den Dichtern, die Meyerbeer vertonte, finden sich auch der lange Jahre in Coburg lebende Friedrich Rückert sowie Johann Wolfgang von Goethe und Wilhelm Müller, der seinen Nachruhm vor allem den Vertonungen Schuberts verdankt.
Die ausgewählten 25 Lieder entfalten eine große Fülle an Ausdrucksnuancen und geben Andrea Chudak die Gelegenheit, große stimmliche Wandlungsfähigkeit zu demonstrieren. Sorgfältig ist ihre Textbehandlung, stets sicher geführt ihr beweglicher Sopran. Zudem überzeugt Andreas Schulz als ebenso feinfühliger wie differenziert agierender Partner am Klavier.


Zu Unrecht vergessen

Mit dieser Veröffentlichung gelingt Andrea Chudak und Andreas Schulz ein überzeugendes Plädoyer für einen zu Unrecht weitgehend in Vergessenheit geratenen Komponisten. J.B.