Die Kälte, die Sprache, das Essen - alles war anders, als Dorcas Flomo vor fast einem Jahr nach Stammbach kam. Nun geht ihr Praktikum in der Kindertagesstätte "Pusteblume" zu Ende. Sie freut sich zwar...
Die Kälte, die Sprache, das Essen - alles war anders, als Dorcas Flomo vor fast einem Jahr nach Stammbach kam. Nun geht ihr Praktikum in der Kindertagesstätte "Pusteblume" zu Ende. Sie freut sich zwar auf Liberia. Vor allem ihre Schwester hat sie vermisst. Aber der Abschied fällt ihr trotzdem nicht leicht.
"Wir müssen noch Eier bemalen", drängt sie. Diesen Brauch zu Ostern hat sie in Deutschland kennengelernt, sie möchte ihn nach Liberia mitnehmen. Dort wird Ostern nicht so ausgiebig gefeiert wie in Europa. Ein großes Fest ist dagegen Weihnachten. Dorcas ist Christin und in der evangelisch-lutherischen Partnerkirche des Dekanats Münchberg aktiv.
Sie kommt aus dem Ort Salala. Heiligabend ist dort das große Fest der gesamten Kirchengemeinde. Die Kinder bekommen ihre Geschenke in der Kirche, nicht von den Eltern oder Großeltern, sondern vom Pfarrer, so Dorcas. Dabei überstrahlt ihr Lächeln das ganze Gesicht. Das steckt an und ist der direkte Weg zu den Herzen der Kinder.
"Die Kleinen und sie sind eins geworden", berichtet Erzieherin Ramona Jäkel. Dorcas ist die zweite Freiwillige aus Liberia im Kindergarten. Leiterin Tanja Rakowitz hat sie von Anfang an Ramona Jäkel zur Seite gestellt. Dorcas umarmt ihre Kollegin. Die Erzieherin ist ihr eine gute Freundin geworden.
"Dass Dorcas aus Afrika kommt, war für die Kinder generell nicht das Thema", sagt Tanja Rakowitz. "Ich kenne dich: alles okay", sei das Kriterium, mit dem die Kleinen den Menschen begegnen. Und deshalb sei es wichtig, dass die Jungen und Mädchen früh positiven Kontakt auch zu fremden Kulturen haben. "Das ist ein Baustein dafür, dass die Kinder einmal zu toleranten und weltoffenen Menschen werden."
Positiv überrascht war das Team, als einige Kinder plötzlich mit Dorcas erste Worte auf Englisch wechselten. "Sie bringt ihnen Lieder und Verse bei, und die Kinder nehmen das sofort auf", sagt Tanja Rakowitz.
Für eine erste Begegnung mit dem Deutschen hatte die Landeskirche mit einem Schnellkurs in Neuendettelsau gesorgt. Den hat Kebeh Gayflor ebenfalls besucht. Die nun dritte Praktikantin aus Liberia ist bereits da. Seit fünf Jahren ermöglicht das Programm "Mission Eine Welt" Jugendlichen aus fernen Ländern den Freiwilligendienst in Deutschland. Neben dem Staat beteiligt sich auch das Dekanat Münchberg an der Finanzierung der Aufenthalte, erklärt Pfarrerin Susanne Sahlmann.