An der geplanten Ortsumgehung von Döllnitz sollen auch Lerchenfenster und Hop-Overs für Fledermäuse geschaffen werden. In einer Mammutsitzung behandelte der Gemeinderat 31 Einwendungen gegen das Millionen-Projekt.
Mammutsitzung in Kasendorf: 31 Einwendungen wurden gegen die geplante Ortsumgehung Döllnitz vorgebracht, 24 von Trägern öffentlicher Belange, sieben von Privatleuten. "Wir müssen alle Einwendungen zum Planfeststellungsverfahren vollumfänglich behandeln und zu jeder eine Stellungnahme abgeben", erklärte Bürgermeister Bernd Steinhäuser am Montagabend das rechtliche Prozedere.
Und so dauerte die außerordentlichen Sitzung des Marktgemeinderats, der auch einige Döllnitzer beiwohnten, denn auch mehr als vier Stunden. Berthold Hübner und Stefan Friedl vom Staatlichen Bauamt verlasen alle Einwände und brachten mit den Gemeinderäten - jeweils einstimmig - die entsprechenden Stellungnahmen auf den Weg.
Eine Eingabe ausgeklammert Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen die privaten Einwendungen. Ausgeklammert wurde eine dreiseitige Eingabe von Werner Stamm. "Wir hatten bereits ein dreistündiges Gespräch und müssen noch einige Punkte abklären", erklärte Steinhäuser dazu. Stamm ist vor allem mit der Anbindung der Felder nicht einverstanden.
Auf dem Grundstück von Bernd Rahm soll eine Überflughilfe für Fleder mäuse, ein sogenannter Hop-Over geschaffen werden. Dabei handelt es sich um acht Bäume, die in der Höhe Richtung Straße ansteigen. "Da sich Fledermäuse an den Landschaftsstrukturen orientieren, werden sie so geleitet. So ein Hop-Over soll verhindern, dass Fledermäuse mit Autos zusammenstoßen", erklärte Berthold Hübner den Hintergrund.
Kein Eintrag ins Grundbuch Rahm drängte darauf, dass die Pflege dieser Überflughilfe durch den Markt Kasendorf sichergestellt wird. Weitere Befürchtungen wie eine Durchnässung von Grundstücken durch die Verlegung des Baches seien unbegründet, so die Experten.
Auf dem Grundstück von Birgit Pichl sollen drei Lerchenfenster angelegt werden, unbewachsene Flächen, die sich positiv auf die Population der gefährdeten Feldlerche auswirken sollen.Pichl und der Pächter haben nichts gegen diese Fenster, wohl aber gegen die Verankerung im Grundbuch. Als Lösung soll nun ein privater Vertrag - vorerst bis 2024 - geschlossen werden. So lange läuft der Pachtvertrag.
Flächentausch? Andreas Günther befürchtet, dass es in Döllnitz bei starken Regenfällen zu einer Hochwasserkatastrophe kommen könnte. "Eine wesentliche Verschlechterung der derzeitigen Situation ist durch die geringfügige Veränderung der Abflussverhältnisse nicht zu erwarten", entgegnete der Experte.
Heike und Harald Unger monierten den enormen Flächenverbrauch und die Teilung und Zufahrten zu den Grundstücken. Außerdem regte das Ehepaar einen Flächentausch für die vorgesehene Ausgleichsfläche an. Dies sei möglich, allerdings müsste dann der Markt Kasendorf weitere Grundstücke zum Ausgleich zur Verfügung stellen.
Waltraud Jarosch von der Jarosch Forstverwaltung wünschte sich eine ganz andere Trassenführung. Dies ist laut Hübner nicht realistisch. Bedenken wegen der Entwässerung der Grundstücke äußerte schließlich noch Wilhelm Gäbelein. Auch hier konnten die Planer den Bedenkenträger beruhigen.
Gefährdete Fischarten Der Bauernverband forderte namens aller Landwirte, generell auf Ausgleichsmaßnahmen zu verzichten, weil eine enorme Nachfrage nach landwirtschaftlichen Grundstücken herrsche.
Umfassende Kommentare hatten die Fischerei-Fachberatung des Bezirks Oberfranken und der Landesfischereiverband abgegeben. Im betroffenen Friesenbach würden Bachforellen vorkommen, die bereits auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten stehen, dazu Mühlkoppen, Neunaugen sowie die äußerst schützenswerten Äschen und dreistachligen Stichlinge. Deshalb dürfe das Gewässer auf keinen Fall während der Bauphase trocken fallen, auch durch Geländeabtrag dürften keine "Fischfallen" entstehen, eine Verschmutzung sei zu vermeiden. Während der Laichzeit von April bis Mitte Juni sollte nicht gebaut werden, ebenso nicht mehr nach Ende Oktober.
Nach der vollständigen Behandlung aller Einwendungen wird es Ende des Jahres noch einen Erörterungstermin geben. Dann geht das Verfahren in die nächste Runde.