Ambulante Pflege in Zeiten wie diesen

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Einiges hat sich durch das Coronavirus in der ambulanten Pflege verändert, erklären Pflegedienstleitung Nadja Stöcker (links), Stella Basler (Mitte) und Nadine Stromberger (rechts) von der Diakoniestation Michelau. Es fehle an Aufklärung. Foto: Diakoniestation Michelau
Einiges hat sich durch das Coronavirus in der ambulanten Pflege verändert, erklären Pflegedienstleitung Nadja Stöcker (links), Stella Basler (Mitte) und Nadine Stromberger (rechts) von der Diakoniestation Michelau. Es fehle an Aufklärung.  Foto: Diakoniestation Michelau

Bei vielen Patienten regiert während der Corona-Krise die Angst. Das bekommen auch die Fachkräfte der Diakonie zu spüren.

Tour-Ausfälle, strengere Hygienemaßnahmen und notwendige Beruhigung: Noch verzeichnet die Diakoniestation Michelau keine Engpässe. Sie fordert aber einheitlich geregelte Schutzmaßnahmen und eine bessere Aufklärung zu Covid-19 für alle.

Ein Hausarzt beispielsweise hat seine Praxis gänzlich geschlossen, ein anderer vergibt nur vereinzelt Termine und fordert einen Mundschutz für jeden, bei einem anderen spürt man fast gar nichts von der Corona-Pandemie. Nicht nur vor einem Arztbesuch seien viele der Gepflegten irritiert. "Wie sollen wir da unsere Patienten vernünftig aufklären? Und wie Ängste nehmen?", fragt Nadja Stöcker, Pflegedienstleitung der Diakoniestation in Michelau im Diakonischen Werk Kronach-Ludwigsstadt/Michelau.

Große Verunsicherung

Gerade in der ambulanten Pflege herrsche derzeit große Verunsicherung bei den Patienten: "Viele Leute haben Angst vor Corona", berichten Nadine Stromberger und Stella Basler, die jeden Tag in der Region unterwegs sind. Alle ihrer Kolleginnen und Kollegen tragen derzeit im Patientenkontakt einen Mundschutz, waschen und desinfizieren häufig die Hände. "Trotzdem haben einige Patienten, die noch relativ fit sind, unseren Besuch abgesagt. Da werden dann Angehörige helfen, schätzen wir. Durch die Kurzarbeit beispielsweise sind ja auch mehr Leute zu Hause."

Manche haben richtige Panik

Die Fachkräfte der Diakoniestation Michelau kaufen auch für ihre Patienten ein, wenn diese es wünschen und keine Angehörigen verfügbar sind. Sie hängen die voll bepackten Taschen dann aber meist an die Haustür, viele Menschen möchten jeglichen Kontakt zu gut wie möglich vermeiden. "Manche haben richtige Panik und verstehen zum Beispiel nicht, dass es oftmals schon reicht, wenn man den gebotenen Abstand zum Gegenüber wahrt und regelmäßig die Hände wäscht. Viele fühlen sich einfach sicherer, wenn man in voller Vermummung kommt." Dabei kann ein solches Verhalten, bei aller gebotenen Vorsicht, auch einsam machen. Viele Angehörige von Patienten vermeiden in dieser Zeit selbst den Kontakt zu ihnen - auch per Telefon. Das ist schlimm für einige.

Die Mitarbeiter der Diakoniestation Michelau versuchen die Menschen zu beruhigen, ihnen die Fakten und Regelungen zum Coronavirus zu erklären und Hoffnung auf bessere Zeiten zu machen. Außerdem leiten sie an, wie man sich selbst möglichst gut schützen kann, ohne zu übertreiben und mit großer Ehrlichkeit. Denn Nadja Stöcker und ihre Kolleginnen haben zwar keine Angst vor dem Virus, aber einen gesunden Respekt: "Ich habe schon vor den offiziellen Ausgangsbeschränkungen soziale Kontakte möglichst gemieden, um meine Patienten, mein Personal und mich zu schützen", verrät sie. "Auch jetzt sind wir im Büro. Wir halten unseren Mitarbeitern jetzt die Stange." Nadine Stromberger und Stella Basler stimmen zu: Wenn man sich beispielsweise nach der Arbeit nicht ins Gedränge stürze und die meisten Kontakte meide, beuge man schon sehr viel vor. Sie machen sich eher Sorgen um das, was durch die Corona-Krise mitschwingt: Wie wirken sich die Ausgangsbeschränkungen auf die eigenen Kinder, gerade kleinere, aus? Fällt uns irgendwann die Decke auf den Kopf? Kann es uns vielleicht doch treffen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei älteren Menschen um ein Vielfaches größer ist? Was, wenn ..? Diese Gedanken scheinen allzu menschlich in dieser Zeit.

Aufklärung wichtig

Deshalb wünschen sich die Pflegekräfte vor allem eine bessere Aufklärung rund um das Coronavirus und einheitliche Maßnahmen. Das gilt für Patienten, die Menschen um sie herum und Mitarbeiter. Wenn zum Beispiel bei einem Angehörigen ein Verdacht auf eine Infizierung mit Covid-19 besteht, kommt er dann in Quarantäne? Wird er getestet? Wenn ja, wann? Würde ein Mitglied des Pflegeteams che Symptome bemerken, würden dann alle Mitarbeiter auch getestet werden? In welchen Abständen? Hier herrsche viel Informationsbedarf.

Sicher ist, dass das Diakonische Werk Bayern einen Notfallplan vorsieht, sollte sich ein Teammitglied einer Diakonie-station mit dem Virus infizieren. Wie dieser genau aussieht, ist Nadja Stöcker jedoch nicht bekannt.

Dafür kann sie sich darauf verlassen, dass ihre Mitarbeiter sehr gut über die Symptome und Anzeichen zu Covid-19 Bescheid wissen und schon in der Vergangenheit oftmals unter Beweis gestellt haben, dass sie bei Personallücken flexibel sind und sich gegenseitig aushelfen. Auch der Vorrat an Hygienematerial sei derzeit, anders als in anderen Einrichtungen Bayerns, gut bestückt.

Außerdem haben sie kürzlich erst vom Diakonischen Werk Bayern die Bestätigung erhalten, sollte es Engpässe geben, bei einem Anbieter auch ein wenig teurere Mundschutze o. ä. bestellen zu dürfen. "Noch ist der Umgang bei uns mit dem Coronavirus entspannt", schließt Nadja Stöcker.