Alkoholfund gibt Rätsel auf

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Symbolbild: Christian Delbert, Dan Race (beide adobe.stock) / Collage: Dagmar Klumb
Symbolbild: Christian Delbert, Dan Race (beide adobe.stock) / Collage: Dagmar Klumb

Im Ausbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg Ost tauchten im Sommer 2017 massenweise Wein und Schnaps auf, obwohl Alkohol dort eigentlich streng verboten ist. Was wirklich los war, könnte vor Gericht rauskommen.

Weiß- und Rotwein, Sekt, Whisky und Wodka - daran herrschte offenbar im Sommer 2017 kein Mangel im Ausbildungszentrum der Bundespolizei. Warum wurden in der Lehreinrichtung weit über 600 Flaschen Alkoholika gelagert? Dieser Frage geht das Amtsgericht in einem Prozess gegen zwei Mitarbeiter des Ausbildungszentrums und einen Getränkelieferanten aus Mittelfranken nach. Die Anklage lautet auf Untreue.

Eine umfassende Reinigungsaktion aller Wirtschaftsgebäude am 4. August 2017 bringt es an den Tag: In zwei Räumen finden sich kistenweise Alkoholika. Beim Durchzählen sind es immerhin 262 Dreiviertel-Liter-Flaschen Grauburgunder (Weißwein) und 272 ebenso große Flaschen Lemberger (Rotwein), sowie 101 Flaschen Sekt cuvee. Hinzu kommen fünf Literflaschen amerikanischen Whiskys und 50 Flaschen mit US-Wodka (0,7 Liter).

"Ich war empört", so die neue Leiterin der Wirtschaftsabteilung, die das Großreinemachen angeordnet hatte. Zumal man wenige Meter entfernt in einem Büro des Stabsgebäudes noch einmal vier Kartons mit 24 Flaschen des gleichen Weißweines aufstöbert. Dass es sich nicht um private Reserven handelt, macht schon das Bundespolizei-Logo klar, das auf der Vorderseite prangt.

Polizei-Logo auf den Etiketten

Später wird sich eine dubiose Rechnung finden, in der statt der rund 4500 Euro, die Wein und Schnaps eigentlich kosten müssten, eine glatte Null geschrieben steht. "So ein hundertprozentiger Rabatt ist aber schon ungewöhnlich", so Strafrichter Matthias Schmolke.

Weshalb die Staatsanwaltschaft Bamberg erst auch wegen des Verdachts der Korruption ermittelt hatte. Im Laufe der Zeit bis zum Fund sind einige der "Beweismittel" hochprozentigen Inhalts bereits verschwunden. Insgesamt 42 Flaschen Wein, 13 Sektpullen sowie fünf Whisky- und vier Wodka-Flaschen.

Gelage im Partykeller?

Einer der Verteidiger, Rechtsanwalt Thomas Gärtner (Bamberg), brachte eine provisorische Grillhütte auf dem Standortgelände ins Gespräch, in deren Umfeld der Alkohol versickert sein soll. Näheres auch zu einem ominösen Partykeller dürfte der Prozess im Herbst zutage fördern. Dann wird eine Vielzahl an Zeugen auch dazu befragt werden, ob der Ausschank von Alkoholika eine übliche Praxis war und wer für die Beschaffung verantwortlich zeichnete. Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann sieht die Angeklagten als Drahtzieher, die auf eigene Faust und auf Kosten des Steuerzahlers die Alkoholika geordert hätten.

Während der Getränkelieferant und der zweite Mitarbeiter, ein Polizeibeamter, sich in Schweigen hüllten, bestritt der dritte Angeklagte, ein Küchenmeister mit zwei Jahrzehnten Berufserfahrung im öffentlichen Dienst, die Anklagepunkte. Vielmehr sei sein Vorgesetzter, der Vorgänger der jetzigen Wirtschaftsleiterin, auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob es möglich sei, alkoholische Getränke zu ordern. "Bei meiner Einweisung hatte man mir nichts von einem Alkoholverbot am Standort erklärt."

Immerhin habe es drei Monate nach dem Gespräch die offizielle Einweihung des Ausbildungszentrums der Bundespolizei gegeben. Dann die Vereidigung der Polizeianwärter und schließlich die Weihnachtsfeier. Außerdem habe er gedacht, es handle sich um Geschenke. Der Küchenmeister erklärte auch, der Standortleiter habe von der Bestellung gewusst, habe ja sogar das Etikett mit dem Bundespolizei-Logo ausgewählt, das hernach aufgeklebt wurde. "Wenn mein Chef mir einen Auftrag erteilt ..." Im Übrigen habe er am Bundespolizei-Standort in Eschwege auch Alkohol gesehen.

Teure Feier für Polizeidirektor

In einem zweiten Anklagepunkt geht es um die Abschiedsfeier eines Polizeidirektors, die dieser aus eigener Tasche zahlen wollte. Für das fränkische Büffet war ein Budget von 750 Euro vorgesehen, das allerdings deutlich überschritten wurde. Am Ende waren es über 1300 Euro.

Der Küchenmeister gab in seiner Einlassung an, mit der Abwicklung nichts zu tun gehabt zu haben. Ein junger Kollege habe seinen Rat ausgeschlagen, die Sache per Catering zu erledigen, weil der zeigen wollte, was er könne, und sich verkalkuliert.

"Der stand nach der Veranstaltung mit der Rechnung vor mir und sagte: Ich habe Scheiß gebaut." Dann habe er versucht, die überzähligen Lebensmittel, die man noch gebrauchen konnte, auf andere Bereiche umzubuchen. "Damit wir nichts wegwerfen müssen." Später habe sein Kollege versucht, ihm das Ganze in die Schuhe zu schieben.

Nach nur wenigen Stunden war dann aber der Prozess vor dem Amtsgericht geplatzt. "Schuld" daran war die Einsicht aller Seiten, dass man angesichts des abgestrittenen Untreue-Vorwurfes mit nur zwei Verhandlungstagen und unfassbar vielen Zeugen nicht zurande käme. Im Herbst soll der Prozess noch einmal neu aufgerollt werden. Dann dürfte es mindestens vier volle Tage dauern.

Das Bamberger Ausbildungszentrum der Bundespolizei wurde 2016 eröffnet. Bei Vollauslastung bietet es Platz für bis zu 2600 Auszubildende und Studierenden (von denen sind bis zu 2200 ständig vor Ort) sowie etwa 900 Mitarbeiter.