Berufe Kerstin Hauptmann ist eine von 180 Absolventen, die von der Kreishandwerkerschaft freigesprochen wurden. Die Bad Staffelsteinerin besuchte erneut die Berufsschule und darf sich im Alter von 46 Jahren über ihren zweiten Gesellenbrief freuen.
von unserem Mitarbeiter Harald Rieger
Bamberg/Bad Staffelstein — Vor rund 30 Jahren hat Kerstin Hauptmann schon einmal eine Freisprechung mitgemacht. Damals ließ sie sich zur Bäckerin ausbilden. Nach ihrer Gesellenprüfung arbeitete sie einige Jahre in ihrem erlernten Beruf, ehe sie zwei Kinder zur Welt brachte.
Nach einer längeren Pause - in dieser Zeit erzog sie ihre Kinder - wollte die Staffelsteinerin wieder zurück in die Arbeitswelt. "Obwohl es mir immer Spaß machte, als Bäckerin zu arbeiten, war ich aber zu lange aus meinem Beruf draußen. Daher entschloss ich mich, als Verkäuferin in einer Bäckerei anzufangen", erläutert sie. Nach 13 Jahren dort wollte sie aber nicht länger als ungelernte Kraft arbeiten. Zumal sie hin und wieder auch die Filialleitung übertragen bekommt.
"Ich wurde aber immer nur als ungelernte Kraft bezahlt. Dies wollte ich ändern.
Und da ich noch rund 20 Jahre arbeiten muss, denke ich, hat es sich gelohnt, noch einmal die Schulbank zu drücken", schildert Kerstin Hauptmann ihre Motivation.
Unterstützung fand sie auch bei ihrem Arbeitgeber, der Bäckerei Fuchs. Dieser hat ihr immer genügend Freizeit eingeräumt, damit sie ihre Ausbildung neben ihrem Beruf absolvieren konnte.
Die ersten beiden Berufsschuljahre konnte die 46-Jährige überspringen. Allerdings musste sie sich die Lerninhalte dazu in ihrer Freizeit und am Wochenende selbst beibringen. Lediglich im letzten Ausbildungsjahr musste sie noch einmal die Schulbank drücken. "Es war schon eine Umstellung, nach über 30 Jahren wieder in die Berufsschule zu gehen und zu lernen", erzählt die Bäckereifachverkäuferin.
Aber sie wollte unbedingt ihr Ziel, einen zweiten Abschluss, erreichen und hat sich daher voll in die Sache gestürzt und angestrengt.
Der Altersunterschied, die meisten Mitschüler hätten ihre Kinder sein können, wie sie selbst sagt, habe aber niemanden gestört. "Wir hatten eine gute Klassengemeinschaft. Auch wenn ich jetzt nicht mit meinen Berufsschulkollegen nachts um die Häuser gezogen bin", erzählt sie lachend.
Letztendlich haben sich ihr Fleiß und ihr Wille auch ausgezahlt. Denn Kerstin Hauptmann gehört sogar zu den Prüfungsbesten. "Ich bin stolz darauf, es geschafft zu haben. Denn im Alter tut man sich mit dem Lernen schon etwas schwerer.
Aber ich würde jederzeit wieder so handeln", resümiert sie.
Neben Kerstin Hauptmann wurden in der Konzerthalle ferner unter anderem 21 Bäckergesellen und 27 Bäckerei-Fachverkäuferinnen, 19 Schreinergesellen, sieben Holzfachwerker, 23 Friseurgesellen, 13 Malergesellen, sechs Bauten- und Objektbeschichter, vier Metzgergesellen, zehn Fleischfachverkäuferinnen, neun Feinwerkmechaniker sowie sieben Maurer von Kreishandwerksmeister Manfred Amon freigesprochen.
In seiner Festansprache hob Matthias Graßmann, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken, die hervorragende Qualifikation der Handwerker in Deutschland hervor. "Alleine die Weiterbildung zum Handwerksmeister ist europaweit einzigartig und genießt weltweiten Vorbildcharakter", so Graßmann.
Dennoch gelte es auch weiterhin junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern.
Daher setze die Handwerkskammer auch ihre Imagekampagne weiter fort.
Bambergs Bürgermeister Christian Lange (CSU) und Landrat Johann Kalb (CSU) gratulierten den neuen Gesellen zu ihrem Abschluss. Sie alle hätten den richtigen Weg gewählt. "Sie haben nunmehr die größten Zukunftschancen und ihnen stehen viele Türen offen. Denn die Gesellschaft braucht nicht nur Abiturienten und Studenten, sondern Handwerker wie sie, die anpacken", unterstrich Kalb. Und Lange ergänzte, dass gerade Handwerksbetriebe das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt Bamberg seien.