Zu Unrecht in Verruf: 5 Gründe, warum ich mein Herz an Fürth verloren habe
Autor: Strahinja Bućan
Fürth, Montag, 29. Mai 2023
Sie ist die zweitgrößte Stadt Frankens und die sechstgrößte Bayerns - und hat bei so einigen keinen sonderlich guten Ruf: die Kleeblattstadt Fürth. Doch das vollkommen zu Unrecht, wie unser Autor meint.
Zugegeben, ich bin ein "Zugraster" und "nur" Wahl-Fürther. Aber auch mir ist schnell etwas aufgefallen – und dazu brauchte es nicht erst das ominöse "Hässliche-Städte-Quartett" eines Münchner Verlages: Fürth scheint nicht den besten Ruf zu haben in der Metropolregion und auch darüber hinaus.
In den Kopf seines Gegenübers kann man ja nicht hineinschauen – aber wenn man sagt, dass man in Fürth lebt, kommt im besten Fall ein leicht schiefer Blick. Im schlimmsten Fall kommt dann noch ein Kommentar hinterher im Sinne von "Es tut mir aber leid, dass du da wohnen musst" oder "Haha, lieber Fünfter als Fürther". Wenn man aber dann auch noch sagt, dass man gerne in der Kleeblattstadt lebt, erntet man von Nürnbergern und Erlangern nur ungläubiges Staunen. Aber ja, es ist einfach so: Ich lebe sehr gerne in Fürth, ich habe tatsächlich mein Herz an die zweitgrößte Stadt Frankens verloren. Und das hat auch gute Gründe - die sicher auch alle Fürth-Skeptiker aus der Nachbarschaft anerkennen dürften. Ganz objektiv natürlich.
#1 Fürth ist lebenswert – für die ganze Familie
An dieser Stelle kann man es schon mal sagen, auch wenn es nicht jeder glauben oder akzeptieren will: Fürth ist schön. Und die Stadt hatte bereits seine schönen Ecken, bevor sie einen "neuen Anstrich" bekommen hat. Hat man erst einmal die Betonklötze am Bahnhof hinter sich gelassen, dann wandert man durch ein gutes Stück Architekturgeschichte. Von den Gründerzeitstraßenzügen zwischen Stadtpark und Bahngleisen sowie rund um die Rednitz bis hin zur fränkischen Fachwerkromantik in der perfekt erhaltenen Altstadt - für jeden ist etwas dabei und es finden sich so einige verwunschene Ecken.
Hier merkt man es schon: In Fürth wohnt man gerne in einer geräumigen Altbauwohnung oder etwas gemütlicher in einem historischen Quartier hinter Fachwerk und unter Holzbalken – dabei ist dieser anspruchsvolle Wohnraum im Gegensatz zu anderen Großstädten in Bayern noch relativ bezahlbar. Laut dem Mietspiegel des Portals wohnungsboerse.net liegt die Miete für eine 60 Quadratmeter-Wohnung im Schnitt bei 10,64 Euro pro Quadratmeter. Das sind knapp vier Euro weniger als man sonst bayernweit im Mittel zahlen muss.
Aber das Beste an den Wohnungen ist: Egal wo man in Fürth wohnt, man ist sofort im Grünen. Ob nun im weitläufigen und gut gepflegten Stadtpark entlang der Pegnitz, in den etwas verwilderten Rednitzauen oder im Stadtwald samt Wildschwein- und Hirschgehege – gute Luft ist garantiert.
#2 Fürth schmeckt und macht Feierlaune
Klein, aber oho, gilt für Fürth, wenn es ums Essen geht. Ob gutbürgerlich oder international, mit viel Fleisch oder vegan – kulinarisch ist in der Kleeblattstadt für jeden was dabei. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche innovative und moderne Restaurants aufgemacht, die weltweite Food-Trends nach Fürth gebracht haben. Gleichzeitig hat sich die Stadt ihre traditionellen und urigen Gasthäuser, Kneipen und Trinkhallen bewahrt. Zünftig steht so neben exotisch und ergibt einen einzigartigen Mix. Ach ja, und was man nicht vergessen darf: Die beste Pizza Deutschlands kommt auch aus Fürth, und der beste Pizzabäcker wohnt auch nur einen Steinwurf weit weg in Veitsbronn.
Auch als Bierstadt nimmt Fürth wieder Fahrt auf, nach dem großen Brauerei-Krach durch die Patrizier-Fusion Anfang der 1970er Jahre. Damals vereinigten sich rund 17 Brauereien unter einem Dach, jedoch nur mit mäßigem Erfolg und auf Kosten der Biervielfalt. In den vergangenen Jahren konnten mit Grüner und Humbser zumindest zwei Marken durch die tatkräftige Unterstützung von Tucher aus Nürnberg wiederbelebt werden, und das mit ausgezeichneter eigener Gastronomie.