Fürth: Traditions-Schuhgeschäft Oehrlein schließt nach 128 Jahren - "tränenreiche Entscheidung" - großer Ausverkauf
Autor: Daniel Krüger
Fürth, Freitag, 17. Februar 2023
Nach 128 Jahren schließt das Schuhhaus Oehrlein. Betreiberin Rosemarie Worzer-Oehrlein berichtet von großer Traurigkeit unter den Stammkunden - doch dem Familiengeschäft sei keine große Wahl geblieben.
- Fürth: Schuhhaus Oehrlein in der Altstadt macht nach 128 Jahren zu
- Stammkunden des Familiengeschäfts "sehr, sehr traurig"
- "Wie lange halte ich das noch durch?": Chefin erklärt Entscheidung
- "Richtiger Ansturm" auf Ausverkauf - Rabatte bis 50 Prozent und mehr
In der Fürther Altstadt wird es bald eine Institution weniger geben: Das Schuhhaus Oehrlein in der Gustavstraße 29 wird am 31. März 2023 für immer schließen. Chefin Rosemarie Worzer-Oehrlein berichtet gegenüber inFranken.de von einer "tränenreichen Entscheidung", das Familiengeschäft nach 128 Jahren aufzugeben. Doch dies sei "manchmal der einzig sinnvolle Weg", sagt die 56-Jährige - und erklärt die Hintergründe für das Aus des Geschäfts.
Corona-Lockdown "tödlich": Fürther Traditionsgeschäft muss nach Pandemie schwer kämpfen
"Unser Geschäft gibt es seit 1895, ich bin mittlerweile die vierte Generation", erzählt sie. "Mein Urgroßvater und mein Großvater haben die Schuhe noch selber angefertigt. Ich selbst bin seit 39 Jahren im Betrieb und quasi im Geschäft aufgewachsen", berichtet die Chefin mit Wehmut. Gemeinsam mit ihrem Vater Rudolf (82) leite sie das Traditions-Schuhhaus in der Gustavstraße. Das Sortiment: "Damen- und Herrenschuhe in modischer, aber auch in orthopädischer Ausführung. Unser Fokus lag dabei immer auf Markenqualität." Dass das Schuhhaus nun schließt, habe "sicher nichts mit dem Warensortiment zu tun", so die Einschätzung der 56-Jährigen.
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Aktuell laufe ein Ausverkauf. Man erlebe hier einen "richtigen Ansturm", berichtet Worzer-Oehrlein und fügt hinzu: "Wenn wir nur einen Anteil davon vorher gehabt hätten, müssten wir sicherlich nicht aufhören." Doch die Kundschaft habe nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie bis heute deutlich abgenommen, die Kosten hingegen seien immens hoch gewesen. "Den ersten Lockdown hätten wir noch schaffen können. Aber die zweite Schließung war tödlich", sagt sie. Das Kaufverhalten habe sich - so ihre Beobachtung - "immer weiter online verlagert, viele Kunden waren verunsichert wegen der Termin-Pflicht und den unterschiedlichen Inzidenzen und Regelungen".
Gleichzeitig habe man mehrere Kredite aufnehmen müssen und sei auf der Ware, die lange im Voraus bestellt worden war, sitzengeblieben. "Die Kunden kamen nach der Öffnung dann nicht mehr so zurück wie vorher", erzählt die 56-Jährige. "Manche hatten Angst, andere wollten keine Maske tragen und dann ging es mit dem Krieg los, die Menschen waren wegen der Verteuerung bei den Lebensmitteln zurückhaltend." All dies habe letztlich zu der Entscheidung geführt, das Familiengeschäft zu schließen. "Ich sehe keine grundlegende Besserung in nächster Zeit. Da stellt sich dann immer die Frage: Wie lange halte ich das noch durch? Und dann ist eine Schließung manchmal der einzig sinnvolle Weg, bevor alles noch schlimmer wird."
"War unser Leben": Schließung von Schuhhaus Oehrlein stimmt Chefin traurig - Ausverkauf läuft
Es sei eine "tränenreiche Entscheidung" gewesen. "Viele unserer langjährigen Stammkunden sind - genauso wie wir - sehr, sehr traurig". erzählt Worzer-Oehrlein. Gerne erinnere sie sich daran zurück, wie sie bereits als Kindergartenkind im Lager hinter dem Schuhgeschäft der Eltern gespielt habe. "Man ist hier einfach verwurzelt. Das Schuhgeschäft war unser Leben, auch das Haus gehört unserer Familie." Wie es nach der Schließung weitergeht? Darüber könne und wolle sich die Chefin des Traditionsladens aktuell noch keine Gedanken machen.
"Ich habe dafür momentan gar nicht den Kopf frei. Aber ich bin mir sicher, dass sich etwas ergeben wird", sagt sie. Auch ein möglicher Nachmieter stehe noch nicht fest. "Es kann auch sein, dass wir das Haus komplett verkaufen, aber hier sind noch keine Entscheidungen getroffen worden", erklärt die 56-Jährige. Den drei Teilzeitangestellten und zwei Aushilfen habe man gekündigt, eine Kollegin habe bereits seit Februar eine neue Stelle, weiß Worzer-Oehrlein zu berichten.