Immer wieder oben in Negativ-Rankings: Ist Fürth wirklich so hässlich? Das sagt der Oberbürgermeister dazu

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Hat Fürth seinen schlechten Ruf verdient?
Fürth landet immer wieder ganz oben in Negativ-Rankings. Was sagt OB Thomas Jung dazu?
Fürth Rathaus
Daniel Krüger/inFranken.de (Archivbild)

Immer wieder bekommt das mittelfränkische Fürth den Stempel einer der hässlichsten Städte Deutschlands aufgedrückt. Ist das gerechtfertigt? Wir haben den Oberbürgermeister der Kleeblattstadt, Thomas Jung, dazu befragt.

Erst kürzlich hat das Magazin BrandEins eine Ausgabe zum Thema Städte herausgegeben. Begleitet wurde dies von zahlreichen Posts auf Facebook. Einer davon war auch ein Ranking zu den hässlichsten Städten Deutschlands. Und wieder einmal war auch Fürth vorne mit dabei. Die Kleeblattstadt kam auf den vierten Platz, noch vor Wiesbaden und hinter Mönchengladbach.

Tatsächlich stammt das Ranking vom Nachrichtenmagazin Focus. Dieser bereitete dafür eine Umfrage von Statista auf - aus dem Jahr 2013. Dort heißt es, dass das Stadtbild Fürths durch die Industriebauten der großen Spielwarenhersteller verschandelt würde. Ist es denn tatsächlich so schlimm?`inFranken.de hat beim Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung nachgefragt. Und dieser hat eine eindeutige Meinung: "Das ist eigentlich wirklich abwegig. Das kann nur jemand geschrieben haben, der nicht in Fürth war", so der SPD-Politiker im Gespräch. Die einzigen großen Industriebauten in Fürth seien die ehemaligen von Grundig am Stadtrand und die seien gute Bausubstanz. Die Spielzeughersteller Simba und Bruder befänden sich im Vorort Burgfarrnbach, weit weg von der Skyline.

Hat sich stark verändert - Ist Fürth immer noch eine der hässlichsten Städte?

Das Ranking ist aber nicht das einzige, bei dem Fürth schlecht wegkommt. Bei einem weiteren kommt die zweitgrößte Stadt Frankens sogar auf Platz drei. Den Fürtherinnen und Fürthern dürfte aber vor allem das ominöse Hässliche-Städte-Quartett eines Münchner Verlages im Gedächtnis geblieben sein. Fürths OB Jung kann sich aber ganz gut erklären, wie es eigentlich sein kann, dass eine Stadt mit sage und schreibe 2000 Baudenkmälern immer wieder in solchen Negativ-Vergleichen vorkommt: "Nur waren in Fürth diese Denkmäler lange Zeit verwahrlost und nicht instandgesetzt. Daher kommt auch der Ruf, das hat ja einen Grund."

Und auch, dass die besagten Rankings oft aus einer Zeit von vor über zehn Jahren stammen, trägt zum schiefen Fürth-Bild bei. "Naja, ich habe schon mehrere Problemlagen vorgefunden. Einmal eine hohe Arbeitslosigkeit – da war die Grundig-Pleite, dann ging auch Quelle insolvent. Wirtschaftliche Probleme, Überschuldungsprobleme, sehr wenig Einzelhandel. Gerade das war auf dem Niveau einer 40.000-Einwohner-Stadt. Kein kommerzielles Kino. Es waren schon bittere Situationen – und auch von der Häusersubstanz", erläutert Thomas Jung, in welchem Zustand Fürth bei seinem Amtsantritt im Jahr 2002 war. Außerdem habe gut die Hälfte der Altbauten in Rathausnähe lediglich eine Toilette im Hof oder eine pro Stockwerk gehabt - eine erschreckend hohe Zahl für eine westdeutsche Großstadt damals.

Tatsächlich hat sich seitdem viel getan in Fürth - die Stadt ist lebenswerter geworden. OB Jung nennt die Meilensteine: "Für den Stadtteil Südstadt ein eigener Park – der Südstadtpark. Jetzt kommt die Sanierung der Hornschuchpromenade. Wir haben die Fußgängerzone erweitert und saniert. Einen neuen Wochenmarkt gebaut. Wir freuen uns, dass wir ein Thermalbad errichten konnten. Eine eigene Uferpromenade zum Flanieren direkt am Fluss. Das sind einige Beispiele." Ganz wichtig ist in den Augen Jungs aber die Zusammenarbeit mit den privaten Hauseigentümern. Die haben ebenfalls massiv in ihre Altbauten investiert - so wurden mehrere Hundert Baudenkmäler im Stadtzentrum saniert.

"Genug Selbstbewusstsein" - Fürth ist stolz auf seine Vorzüge

Was macht das aber mit dem Oberbürgermeister, wenn man seine Stadt trotz der vielen Arbeit immer wieder in Negativ-Rankings sieht? "Also, vor 20 Jahren hätte ich mich noch furchtbar aufgeregt. Mittlerweile weiß ich, wie schön sich Fürth entwickelt hat, wie viele Menschen hierherkommen und sich positiv äußern. Wir haben genug Selbstbewusstsein mittlerweile, um das locker wegzustecken. Wir wissen, dass wir in eine ganz andere Kategorie gehören – nämlich der schönsten Städte Deutschlands", so der gebürtige Fürther.

Was macht die Stadt aber, um ihr Image aufzupolieren? Sie setzt auf moderne Kommunikationswege: "Wir haben natürlich unsere Marketingaktivitäten über die Touristinfo mit hundert Tausenden Zugriffen. Wir haben mittlerweile auch Influencer eingeladen, die Fürth besuchen und ihr Millionenpublikum informieren. Es läuft jetzt viel über soziale Medien", erläutert der Oberbürgermeister. "Wer da mal einen Image-Film über Fürth gesehen hat, der weiß: wunderschön, ganz klasse." 

Mittlerweile scheint das auch ganz gut zu klappen. Denn vor allem in einer Sache zeigt sich laut Jung, dass man es wohl richtig macht: "Allein mit den Zuzugszahlen. Ich bin etwa 20 Jahre im Rathaus und seitdem hat Fürth 23.000 Einwohner mehr. Jedes Jahr kommen im Schnitt 1000 Menschen dazu. Auch eine Überschusswanderung aus Nürnberg, dem Umland und ganz Deutschland. Das zeigt ja, dass wir in jedem Fall eine gewisse Attraktivität als Wohnstadt haben."

Positives Feedback von den Bürgern - aber es gibt noch Baustellen

Auch die Fürtherinnen und Fürther scheint ihre Stadt immer mehr am Herzen zu liegen. Das sieht man nicht nur an den entsetzten und verteidigenden Kommentaren unter dem BrandEins-Post auf Facebook. Der OB schätzt an seinen Bürgerinnen und Bürgern, dass sie durch schnelles Feedback zu einer gelungenen Gestaltung der Stadt beitragen. "Fürth ist überschaubar. Wir sehen die Ecken tatsächlich, wo es Handlungsbedarf gibt. Man kriegt auch sehr schnell Rückmeldungen. Wenn man also vorm Rathaus etwas aufstellt, dann kommen die Leute zu mir und sagen: 'Thomas, das gefällt mir' oder 'Thomas, das kann man besser machen'." 

Nichtsdestotrotz räumt Jung ein, dass es noch einiges zu tun gibt in der Kleeblattstadt. Auch wenn sich die Stadt mittlerweile von der Grundig- und der Quelle-Pleite erholt hat, bleibt die Wirtschaft immer noch eine Baustelle. "Als Stadt insgesamt haben wir nicht genug Arbeitsplätze vor Ort. Das muss man ganz klar sagen. Wenn man als Vergleichsstadt Erlangen nimmt: Da gibt es bei 120.000 Menschen auch 120.000 Arbeitsplätze. In Fürth sind es bei 130.000 Menschen nur 50.000 Arbeitsplätze. Gut, Erlangen ist schon extrem stark. Wir sind aber schon unter Durchschnitt – da kann man sicher noch was machen", erläutert Jung. Und auch das Angebot für die Jugend ist noch ausbaufähig. "Unsere Jugendlichen gehen abends auch oft in Nürnberg aus, wo mehr Clubs und Angebote sind. Da würde ich noch den größten Nachholbedarf sehen."

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