Fürth: Gegen die Einsamkeit von Senioren - Stadt stellt drei "Plauderbänke" auf
Autor: Strahinja Bućan
Fürth, Samstag, 16. Sept. 2023
Seit Anfang des Monats stehen drei "Plauderbänke" in Fürth. Sie sollen ein Ort sein, an dem man zwanglos zusammenkommen, sich kennenlernen und einfach mal plaudern soll. Die Sache hat aber einen ganz ernsten Hintergrund.
Fürth hat drei neue Parkbänke - eine im Südstadtpark, zwei weitere in der Friedensanlage in Ronhof. Doch dabei handelt es sich aber nicht um ganz gewöhnliches Stadtmobiliar. Ganz groß steht auf den Rückenlehnendie Aufschrift "Plauderbank" - und verrät schon den ernsten Hintergrund der Anschaffung.
"Das Konzept des Ganzen ist, dass Bänke da sind, wo die Menschen wissen: Wenn da jemand sitzt, dann will er sich unterhalten", erläutert Christiane Schmidt, was es mit den "Plauderbänken" auf sich hat. Sie ist Beauftragte für Seniorinnen und Senioren der Stadt Fürth. "Die gibt es in verschiedenen Städten in Deutschland. Ich weiß, dass es im Stuttgarter Raum eine gibt, aber auch an anderen Orten. Ich habe immer mal wieder davon gehört und mir gedacht: Das wäre auch was sehr Schönes für Fürth!"
Neue "Plauderbänke" in Fürth - zwanglos gegen Einsamkeit
Der Hintergrund der "Plauderbänke" ist aber nicht, einfach nur eine schöne Möglichkeit zum Ausruhen zu haben. Das Konzept hat einen ernsten Hintergrund. "Die Plauderbänke sind eingebettet in eine Gesamtaktion zur Prophylaxe von Einsamkeit. Menschen gehen im Park oder Grünanlagen spazieren, aber jeder setzt sich auf eine Bank. Da ist immer eine Vorsicht dabei und die Angst, abgelehnt zu werden. Nun gibt es einen Ort, an dem die Leute reden wollen. Und da wird man auch nicht abgelehnt, wenn man sich dazusetzt", erläutert Schmidt.
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Vor allem bei den Seniorinnen und Senioren in Fürth ist Einsamkeit laut der Fachbeauftragten ein Problem. "Es ist natürlich so, dass niemand kommt und sagt: Ich bin einsam. Das stigmatisiert ja auch und die Leute würden das nie so machen. Aber es ist immer wieder zu erleben", schildert Schmidt ihre Erfahrungen. In der Kleeblattstadt leben rund 30 Prozent der Über-65-Jährigen allein - und "wenn dann keine Familie im Umfeld ist oder aber keine gute Nachbarschaft, dann vereinsamen die sehr." Der große Vorteil der "Plauderbänke" ist, dass sich da niemand als einsam outen muss. Man setzt sich einfach hin und kommt ins Gespräch.
Aus diesem Grund wurden die Orte für die "Plauderbänke" auch so gewählt, dass das Angebot vor allem ältere Fürther Mitbürgerinnen und Mitbürger erreicht. Eine steht deshalb im Südstadtpark nahe dem dortigen Seniorenheim. Die anderen beiden in der Friedensanlage in Ronhof - unweit des Friedhofs. "Gerade da gibt es auch sehr viele einsame Menschen, die trauern, jemanden verloren haben und vielleicht jetzt allein sind. Denen wollten wir die Möglichkeit bieten, auch außerhalb des Friedhofs Kontakte zu knüpfen." Abgesehen davon haben die Bänke ein seniorengerechtes Design - sie haben eine erhöhte Sitzfläche und ermöglichen durch spezielle Stützen ein leichteres Aufstehen.
Unverbindlicher Treffpunkt für Senioren - aber nicht nur
Die "Plauderbänke" richten sich aber nicht nur an die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. "Das ist natürlich für die ganze Bevölkerung offen – ganz selbstverständlich", stellt Schmidt klar. Einsamkeit sei ein Thema, das nicht nur Seniorinnen und Senioren betrifft. Christiane Schmidt ist froh darüber, dass auch jüngere Menschen das Angebot nutzen. So habe sie auch Mütter mit ihren Babys dort sitzen und plaudern sehen. Und man merkt laut der diplomierten Sozialpädagogin auch, dass die Bänke quer durch die Bevölkerung auf Interesse stoßen. "Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen". Und auch weitere Stadtteile haben schon nachgefragt, ob man bei ihnen eine der Bänke aufstellen könne. Wenn die Finanzierung klappt, wäre das laut Schmidt auch ein Ziel.
Zwei der Bänke wurde vom bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert, eine weitere konnte dank Spenden aufgestellt werden. Eine "Plauderbank" kostet im Schnitt 900 bis 1000 Euro. Doch sie sind nicht die einzige Initiative, mit der die Stadt Fürth der Einsamkeit seiner Seniorinnen und Senioren begegnen will. Beispielsweise gibt es vom örtlichen Freiwilligenzentrum Initiativen, bei denen Besuche und Telefongespräche organisiert werden. Außerdem hat das Büro der Seniorenbeauftragten ein sogenanntes "Freunde-Speeddating 60+" ins Leben gerufen. "Da geht es gezielt darum, dass Menschen andere Menschen kennenlernen können. Das ist angeglichen an die Speeddatings zur Partnersuche, hat aber natürlich eine andere Ausrichtung. Es geht mehr um Gruppen – es werden keine zwei Leute gematcht, sondern kleine Gruppen. Die wechseln in sich durch, damit man auch immer andere Menschen kennenlernt."