Fürth: Traditionsbetrieb Wickels stellt Produktion ein - Aus nach über 120 Jahren
Autor: Ralf Welz
Fürth, Montag, 02. Dezember 2024
Erneut verschwindet ein geschichtsträchtiges Unternehmen aus Franken: Die 1902 gegründete Firma Wickels stellt den Betrieb ein.
Für die hiesige Industrie waren die Zeiten schon einmal wesentlich rosiger als gegenwärtig, denn etlichen Akteuren steht das Wasser bis zum Hals. Der Bayreuther Heizungsbetrieb Thermoheld ist schwer angeschlagen, die Zukunft alles andere als sicher. Auch Schmauser in Schwabach kämpft ums Überleben - das Unternehmen ist laut eigenen Angaben die älteste Nadelfabrik der Welt. Ein weiterer in Franken beheimateter Traditionsbetrieb muss nun sogar ganz aufgeben: Die Fürther Firma Wickels blickt auf eine mehr als 120 Jahre währende Unternehmensgeschichte zurück. Schon bald ist damit allerdings Schluss.
"Die Produktion wird zum 15.12. eingestellt", kündigt Geschäftsführer Ralph Schlotter am Montag (2. Dezember 2024) gegenüber inFranken.de an. Der Grund dafür seien gravierende Absatzeinbußen. Der Chef des auf den Bereich der Papier- und Folienveredelung spezialisierten Unternehmens verweist auf den Verlust von zwei Großkunden, deren Aufträge demnach rund ein Viertel des Umsatzes einbrachten. Im Zeitraum von November 2023 bis Januar 2024 habe es dadurch einen "starken Umsatzeinbruch" gegeben.
Folgenschwere Insolvenz: Firma Wickels in Fürth hat keine Zukunft - Grundstück wird verkauft
Der geschichtsträchtige mittelfränkische Industriebetrieb wurde 1902 vom Ingenieur Fritz C. Wickel gegründet. Die innovative Idee: Teure Zinnfolie, die seinerzeit für die Verpackung von Lebensmitteln verwendet wurde, sollte durch qualitativ hochwertiges Metallpapier ersetzt werden. Auch bis zuletzt umfasste das Portfolio der Firma Wickels die Papierveredelung. Produziert wurden entsprechende Papiere, Kartons und Folien, wie der Unternehmenswebseite zu entnehmen ist.
Eine Zukunft hat die Wickels Papierveredelungs-Werke Buntpapierfabrik GmbH, wie der Betrieb inzwischen heißt, gleichwohl nicht. Bereits Anfang dieses Jahres meldeten die Verantwortlichen in Fürth Insolvenz an. Im Anschluss daran ging es offenkundig wieder leicht bergauf. Ab März habe eine "positive Entwicklung" eingesetzt, berichtet der Wickels-Geschäftsführer.
Ihm zufolge gab es Gespräche mit mehreren Investoren. Die Erben des 8500 Quadratmeter großen Grundstücks seien allerdings nicht an einer Fortführung interessiert gewesen. "Das Grundstück wird verkauft für Wohnbau", so Schlotter. "Deshalb ist keine Einigung mit Investoren möglich gewesen."
Produktionseinstellung Mitte Dezember - Inventar wird aktuell versteigert
In der Folge kommt es nun Mitte Dezember zur Produktionseinstellung. Das Inventar des fränkischen Traditionsunternehmens soll jetzt im Zuge einer Onlineauktion den Besitzer wechseln. Auf der Plattform restlos.com werden derzeit zahlreiche Gegenstände aus dem Wickels-Fundus versteigert - darunter Metallregale, Container, Werktische, Sackkarren, Rollenschneider oder eine sogenannte Gummiermaschine. In der Auktionsübersicht sind 390 Einzelposten einsehbar.
Nach Angaben des Geschäftsführers hatte der Betrieb zuletzt 25 Mitarbeiter. "Davon sind noch zehn beschäftigt", erklärt Ralph Schlotter. Fünf Angestellte bleiben demnach zur Abwicklung bis Ende Februar.