"Da fahre ich in die andere Richtung zum Einkaufen": Fränkische Gemeinde startet Tempo-30-Pilotprojekt - Bürger gespalten

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Tempo 30
Auf einer der Hauptstraßen in Cadolzburg gilt ab jetzt Tempo 30. Am Montag startet ein entsprechendes Pilotprojekt in der mittelfränkischen Marktgemeinde.
Tempo 30
Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

Ab Montag ist auf der Ortsdurchfahrt in Cadolzburg nur noch Tempo 30 zulässig. Die bayerische Staatsregierung hat grünes Licht für ein einjähriges Pilotprojekt gegeben. Die Marktgemeinde verspricht sich mehr Sicherheit - doch nicht alle sind begeistert.

Lange wurde dafür gekämpft, nun wird es Realität. Auf einer der Hauptverkehrsachsen in Cadolzburg - der Staatsstraße 2409, beziehungsweise der Nürnbergerstraße - gilt ab Montag (26. Juni 2023) Tempo 30. Vorausgegangen war ein Beschluss des Landtags, der das Pilotprojekt erst ermöglicht hat. Die neue Geschwindigkeitsbegrenzung gilt vorerst bis 30. Juni 2023. Eine entsprechende Beschilderung soll noch in dieser Woche angebracht werden.

Eine parteiübergreifende Bürgerinitiative in Cadolzburg fordert seit langem, dass innerorts nur noch Tempo 30 gilt. Vor gut zwei Jahren gab es sogar eine Petition, die von über 1600 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet wurde. In Empfang nahm diese der Fürther Landrat Matthias Dießl (CSU). Auch er zeigt sich zufrieden, dass das Landratsamt das Tempolimit nun auf Grundlage des Landesbeschlusses durchgesetzt hat: "In den letzten Monaten haben intensive Planungen u. a. mit dem Markt Cadolzburg, der Polizei und dem Staatlichen Bauamt stattgefunden und auch eine Abstimmung mit der Bürgerinitiative wurde durchgeführt. Ich freue mich, dass der weitere Verkehrsversuch nun startet und damit der Petition aus der Bürgerinitiative Rechnung getragen werden kann", erklärte der Politiker.

Tempo 30 auf Hauptachse - Pilotprojekt in Cadolzburg startet

Auch der erste Bürgermeister der mittelfränkischen 10.000-Seelen-Gemeinde, Bernd Obst (CSU), begrüßt den Beschluss - übt aber auch Kritik an Land und Bund: "Ich freue mich sehr, dass die Tempo-30-Regelung endlich kommt. Gewünscht hätte ich mir, dass wir vor Ort tatsächlich ein Mitspracherecht eingeräumt bekommen bei derartigen Verkehrsanordnungen, aber vielleicht wird mit dem jetzigen Verkehrsversuch dieser Prozess ja eingeleitet. Die Richtung stimmt!" Das Pilotprojekt soll von einer Reihe von Erhebungen begleitet werden. Laut der Marktgemeinde soll verstärkt die Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt gemessen und auch die Zahl der Radfahrer erfasst werden. Zudem ist eine Bürgerbefragung zum subjektiven Sicherheitsempfinden und der generellen Akzeptanz für Tempo 30 geplant. 

Die Cadolzburger über die neue Höchstgeschwindigkeit auf der Hauptverkehrsachse? Zumindest in den sozialen Medien zeigt sich die Öffentlichkeit gespalten. "Es ist der Hammer, naja dann werde ich in Zukunft in die andere Richtung zum Einkaufen fahren!", schreibt zum Beispiel ein User. Andere wiederum sind der Meinung, dass sich eigentlich nicht so viel ändert: "Ich schaffe da nie 50.... bergrauf mit zig Ampeln und AbbiegerInnen morgens, abends im Schneckentempo Berg runter wegen AbbiegerInnen und Ampeln!", sagt dazu ein Facebook-Nutzer. Es gibt aber auch Stimmen, die durchaus Sinn hinter dem Beschluss sehen - "Cadolzburg ist so eng. Gerade der obere Bereich mit den Kurven kann kaum schneller als mit 30-40km/h befahren werden. Ständig muss man dort damit rechnen, dass einem Fußgänger vor das Fahrzeug laufen", meint ein dritter User.