Wolkenbrüche, Unwetter und Hitze: Spielt das Wetter 2021 verrückt - oder täuscht der Eindruck?
Autor: Max Schmidt, Robert Wagner
Nürnberg, Donnerstag, 08. Juli 2021
Nach der Dürre folgt die Flut: Das Wetter im Jahr 2021 schwankt gefühlt zwischen den Extremen. Auf sommerliche Temperaturen und Angrillen im Februar folgte ein regnerischer Juni mit vielen Gewittern. Bei all den Schwankungen und Wetterextremen stellt sich die Frage: Ist gar kein Verlass mehr auf das Wetter? Oder täuscht der Eindruck?
In den letzten Wochen und Monaten überschlugen sich die Nachrichten über extreme Wetterbedingungen und deren schweren Folgen. Sind diese Meldungen übertrieben - oder spielt unser Wetter wirklich verrückt? Tatsächlich gab es dieses Jahr einige ungewöhnliche Wetterlagen zu beobachten: Nach einigen sehr warmen Tagen im Ausklang des Winters fielen die Temperaturen nach Ostern wieder. Als dann Ende April die Temperaturen deutlich stiegen, sprachen Experten von einem "Blitzsommer". Stattdessen folgte der "Mai-Monsun" mit erheblichen Niederschlägen um die Zeit der Eisheiligen. Der Juni sollte dann ungewöhnlich heiß werden - was er auch war, bis eine ganze Reihe schwerer Unwetter das Sommervergnügen trübte. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass der "Schaukel-Sommer" auch das Wetter im Juli und August bestimmen wird.
Während wir in Franken derzeit über verregnete Tage klagen und die bayerische Stadt Landshut von einer wahren Springflut überschwemmt wurde, ächzen die Menschen auf der anderen Seite der Welt - im Westen Kanadas - bei einer Rekordtemperatur von 49,5 Grad. Ist das alles noch normal? Haben die Experten recht, die in den Wetterkapriolen Auswirkungen des Klimawandels sehen? Oder sind die Meldungen übertrieben und am Ende alles so wie immer?
Temperatursturz zum Sommeranfang: Wie sah der Juni 2021 im Vergleich aus?
Als uns das Wetter bereits Ende Februar 2021 mit sommerlichen Temperaturen überraschte, freuten sich viele Menschen auf ein warmes Jahr. Nach den harten Wintermonaten im Lockdown konnte man endlich wieder mehr Zeit draußen verbringen - mancherorts wurde sogar schon angegrillt. Als dann im Mai und Juni der Sommer eingeläutet werden sollte, kam die Überraschung: Massenhaft Regen ging mit eher milden Temperaturen einher.
Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung ist vor allem der Juni 2021 im Vergleich zum Vorjahr ein warmer Sommeranfang für Franken. Wie man in der Grafik sehen kann, lag die Durchschnittstemperatur im Juni um fast drei Grad höher als noch 2020. Schwankungen um ein paar Grad sind auf jeden Fall eher Regel als Ausnahme. Mit einer Durchschnittstemperatur von rund 19 Grad lag der Juni dabei über dem langjährigen Mittel.
Von 2010 bis 2017 hatte Franken das Glück, dass die Temperaturen im Juni einigermaßen stabil blieben. Ab 2017 traten verstärkt regionale Unterschiede auf und 2019 war ein Jahr mit absoluter Spitzentemperatur - ähnlich wie 2003. Die Grafik zeigt: Eine echte Juni-Temperatur gibt es nicht. Der Sommer läutet sich jedes Jahr anders ein und das Spektrum reicht von warmen 21,5 Grad bis hin zu eher kühlen 13,5 Grad.
Dauerregen und Wolkenbrüche: Ist der Sommeranfang 2021 ins Wasser gefallen?
Was vielen Menschen - zusätzlich zur gefühlten Kälte - aufs Gemüt schlägt: Regen im Sommer. Die vielen Unwetterwarnungen und zahlreiche örtliche Wolkenbrüche zeichneten das Bild eines verregneten Sommeranfangs. Doch entspricht diese Wahrnehmung auch der Realität? Vergleicht man die Werte aus dem Jahr 2020 mit den aktuellen aus 2021, erkennt man ein klares Muster.
Während das Jahr 2020 mit großen Niederschlagsmengen im Februar begann, war das gesamte Frühjahr 2021 vergleichsweise niederschlagsarm. Im März und April gab es sowohl 2020 als auch 2021 kaum Niederschlag. Der Mai beider Jahre konnte einen Anstieg der Wassermenge beobachten, welcher fließend in eine Niederschlagsspitze im Juni überging.