Die Sommerferien halten Einzug in Bayern. Der Bauernverband warnt Urlauber davor, die Schweinepest einzuschleppen. Eine Tierrechtsorganisation warnt dagegen vor einer Hetzjagd.
Schweinepest in Europa: Seit Montag (29. Juli 2019) sind in Bayern Sommerferien. Die Urlaubssaison ist in vollem Gange, Familien aus dem Freistaat verreisen ins Ausland. Dies nimmt der Bayerische Bauernverband zum Anlass vor der Ausbreitung der sogenannten Schweinepest zu warnen. Doch wie gefährlich ist das Virus wirklich?
Ausbreitung der Schweinepest: "Weggeworfene Wurstsemmel" reicht aus
"Um eine Einschleppung der Tierseuche zu verhindern, sollten Urlauber bitte kein Schweinefleisch und keine Wurstwaren aus Osteuropa, Asien oder Sardinien mitbringen", heißt es von Seiten des Bauernverbandes. Die afrikanische Schweinepest kursiert insbesondere im osteuropäischen Raum.
Dabei handelt es sich um ein aggressives Virus, das durch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) als "anzeigepflichtige Tierseuche" klassifiziert wird. Das Virus wird durch "ASP" abgekürzt und wird ursprünglich durch Lederzecken übertragen: Die Milbenart spielt in Europa allerdings keine Rolle - was nicht bedeutet, dass es keine Fälle der Schweinepest gibt: Eine Karte des FLI zeigt, welche Regionen betroffen sind.
Meist überträgt sich das Virus in Europa durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren: Neben der Übertragung durch Sekrete, Blut sowie Sperma spielt der Bayerische Bauernverband auf die Übertragung auf andere Weise an: Die Aufnahme von Speiseabfällen und Schweinefleischerzeugnissen kann ebenfalls zur Infizierung führen. Das Virus überlebt relativ lange in Fleisch- und Wurstwaren. Speiseabfälle wie eine "weggeworfene Wurstsemmel" können so heimische Wild- oder Hausschweine anstecken.
Kein Impfstoff: Müssen betroffene Schweine sterben?
Bisher gibt es keinen gängigen Impfstoff auf dem Pharmaziemarkt, der das Virus wirkungsvoll eindämmen könnte. Es gibt jedoch immer wieder Vorstöße für Tests verschiedener Präparate: Beispielsweise gibt es Pläne des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums einem experimentellen Impfstoff die Lizenz zu erteilen. Auch eine Studie des spanischen "Visavet Health Surveillance Centre" macht in diesem Zusammenhang Hoffnung: Der potenzielle Impfstoff könnte schon bald getestet werden.
Aktuell existiert jedoch noch keine Lösung für das Problem. Für den Bayerischen Bauernverband ist die Lage eindeutig: "Nur durch die konsequente Tötung von betroffenen Schweinebeständen und Schwarzwildpopulationen und eine anschließende seuchenhygienisch sichere Entsorgung und Verarbeitung von Kadavern" sei eine Bekämpfung des Virus möglich.
Tierschützer widersprechen Verband
Die Tierschutzorganisation "Animal Rights Watch" widerspricht dem Verband deutlich. "Statt überlegt wirksame Maßnahmen zu treffen, lässt sich die Politik vom Alarmismus der Bauernverbände treiben", moniert die Organisation. Es gebe keinerlei Hinweise, dass Wildschweine den Virus in Tierhaltungsbetriebe hineintragen, heißt es weiter. "Animal Rights Watch" hält das Risiko durch bereits infiziertes Schweinefleisch für deutlich höher. Die Nicht-Regierungsorganisation beruft sich dabei auf eine Risikobewertung des Friedrich-Löffler-Instituts aus dem Jahr 2018.