Nach den aktuellen Berechnungen haben wir am Heiligen Abend also tatsächlich eine 5-10 cm hohe Schneedecke - allerdings nur oberhalb von 450 bis 500 Metern. Unterhalb werde sich laut Ochs gar keine Schneedecke bilden. Aber auch in höheren Lagen bleibt der Schnee nicht lange liegen: Im Laufe der Feiertage werde auch dort die Schneedecke langsam abgebaut.
Waren weiße Weihnachten schon immer eher ein Mythos?
Insgesamt scheint das Weihnachtswetter 2024 also dem Trend zu folgen. Denn auch wenn sich viele das ideale Weihnachten vor einem festlich geschmückten Baum vorstellen, während sich draußen die Schneemassen türmen: Sonderlich häufig waren weiße Weihnachten noch nie. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter.
Experten sprechen von einer sogenannten Singularität. Die Eisheiligen im Mai gehören dazu, die Schafskälte im Juni sowie der Altweibersommer, eine warme, sonnige Phase, die oft Mitte September bis Anfang Oktober auftritt. Und eben auch das sogenannte Weihnachtstauwetter: Um den 24. Dezember herum gibt es den DWD-Daten zufolge etwas häufiger milde Temperaturen, die Schnee wegtauen oder gar nicht erst liegenbleiben lassen.
Vom Mythos zur Wahrheit werden weiße Weihnachten auch künftig nicht - eher ist noch mehr Illusion vonnöten. Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, wie es vom DWD heißt. Auch außerhalb der Weihnachtszeit hat der Klimawandel einer aktuellen Auswertung zufolge bereits Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte demnach dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahre in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel.
Klimawandel verändert den Winter
"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton. "Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren – mit verheerenden Folgen für Mensch und Tierwelt", warnte Dahl.
Das Autorenteam untersuchte für hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken. Berücksichtigt wurden Daten des Jahrzehnts von 2014 bis 2023 aus 123 Ländern der Nordhalbkugel, für Deutschland wurden sechs Städte einbezogen.
Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr, als es ohne Klimawandel geschehen wäre. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.
Mehr Trockenheit, Krankheiten und Allergien?
Climate Central geht auch auf potenzielle Folgen solcher Veränderungen ein, etwa für die Wintersport-Industrie und die Landwirtschaft. Wärmere Winter können demnach die Schneedecke in den Bergen verringern, eine wichtige Quelle für das Schmelzwasser im Frühjahr - mit Auswirkungen etwa für die Bewässerung von Feldfrüchten.
Wärmere, kürzere Winter können die Gesundheitsrisiken durch Krankheitserreger verschlimmern und die Wachstumszeit für Pflanzen und damit die Leidenszeit für Allergiker verlängern. "Schnee, Eis und kalte Temperaturen, die früher die Wintersaison kennzeichneten, verschwinden vielerorts schnell", sagte Dahl. Das bedrohe Ökosysteme, Volkswirtschaften und kulturelle Traditionen. rowa/mit dpa
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