Schnee zum Fest? Experte legt sich fest: So wird das Wetter an Weihnachten in Franken

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Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten in Franken? Der fränkische Wetterexperte Stefan Ochs gibt einen Ausblick.

"Schneeflöckchen, Weißröckchen" und "Leise rieselt der Schnee" wird derzeit wieder geträllert - mit der Realität haben solche Lieder immer weniger zu tun. Im Zuge der Klimakrise werden weiße Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember in den meisten Regionen Deutschlands zum Beispiel immer seltener, wie es vom Deutschen Wetterdienst (DWD) heißt. Die meisten Menschen können sich demnach im Mittel nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Tagen freuen. 

Dass die Vorstellung von weißen Weihnachten so stark in unseren Köpfen verankert ist, hat Experten zufolge womöglich schlichtweg damit zu tun, dass es auf Weihnachtskarten, in Kinderbüchern und bei Werbung für Wintermode besser aussieht als der dann eher übliche Nieselregen. Aber gibt es Weihnachten 2024 vielleicht mal wieder weiße Weihnachten? Nach den eher unsicheren Prognosen der letzten Tage legt sich jetzt zumindest der fränkische Wetterexperte Stefan Ochs fest.

Wetter am Wochenende: Franken bleibt trüb 

Demnach werden zunächst die eher milden Luftmassen am frühen Donnerstagabend (19.12.2024) von einer Kaltfront verdrängt. Bei Temperaturen bis zu 10 Grad sei es laut Ochs überwiegend stark bewölkt. Im Laufe des Donnerstags nehmen die zunächst sporadischen Regenfälle zu und es gibt stürmische Windböen aus Nordwest.

Ein paar Schneeflocken sollen dann in der Nacht auf Freitag fallen: Wenn die 0-Grad-Grenze auf 500 m sinke, könnten einzelne Schauer Schneeflocken bis in tiefe Lagen bringen. Dies setzt sich dann auch im Laufe des Freitags fort: Es wird wechselnd bewölkt mit vereinzelten Schneeschauern. Die 0-Grad-Grenze steigt wieder etwas an und im Regnitztal werden +4 Grad erreicht. Der in Böen starke Westwind lässt nachmittags nach und dreht auf Südwest.

Am Samstag gibt es laut Ochs weiter zeitweise leichte Niederschläge. Zunächst in Form von Schnee und später dann Regen. Eine weiße Schneeschicht wird man dadurch aber kaum sehen: Nur in der Fränkischen Schweiz bleibt der Schnee kurzzeitig liegen.  Die Temperaturen schwanken zwischen 1 Grad am Vormittag und 5 Grad ab Mittag. Der in Böen frische Wind weht aus Südwest.

Weiße Weihnachten: Schneedecke an Heiligabend nur in einigen Gebieten

Am Sonntag und Montag weht ein in Böen stürmischer Westwind. Die Temperaturen sinken im Laufe des Sonntags von maximal 6 Grad auf nur noch 2 Grad. Die zeitweiligen Niederschläge gehen dann laut Ochs in Schnee über und in höheren Lagen bleibt der Schnee auch liegen.

Und an Weihnachten selbst? Der Dienstag bringt laut Stefan Ochs tagsüber zeitweilige Schneefälle, wobei die Temperaturen unterhalb von 500 m leicht positiv sind. Doch schon am Heiligen Abend schnellt die 0-Grad-Grenze auf 2000 m hoch und es nieselt zeitweise bei +2 Grad. Dies hält dann auch die beiden Weihnachtsfeiertage an: Es baut sich ein Hoch auf. Es wird trüb bei Temperaturen um +4 Grad und zumindest anfangs häufigen Nieselregen.

Nach den aktuellen Berechnungen haben wir am Heiligen Abend also tatsächlich eine 5-10 cm hohe Schneedecke - allerdings nur oberhalb von 450 bis 500 Metern. Unterhalb werde sich laut Ochs gar keine Schneedecke bilden. Aber auch in höheren Lagen bleibt der Schnee nicht lange liegen: Im Laufe der Feiertage werde auch dort die Schneedecke langsam abgebaut.

Waren weiße Weihnachten schon immer eher ein Mythos?

Insgesamt scheint das Weihnachtswetter 2024 also dem Trend zu folgen. Denn auch wenn sich viele das ideale Weihnachten vor einem festlich geschmückten Baum vorstellen, während sich draußen die Schneemassen türmen: Sonderlich häufig waren weiße Weihnachten noch nie. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter.

Experten sprechen von einer sogenannten Singularität. Die Eisheiligen im Mai gehören dazu, die Schafskälte im Juni sowie der Altweibersommer, eine warme, sonnige Phase, die oft Mitte September bis Anfang Oktober auftritt. Und eben auch das sogenannte Weihnachtstauwetter: Um den 24. Dezember herum gibt es den DWD-Daten zufolge etwas häufiger milde Temperaturen, die Schnee wegtauen oder gar nicht erst liegenbleiben lassen.

Vom Mythos zur Wahrheit werden weiße Weihnachten auch künftig nicht - eher ist noch mehr Illusion vonnöten. Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, wie es vom DWD heißt. Auch außerhalb der Weihnachtszeit hat der Klimawandel einer aktuellen Auswertung zufolge bereits Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte demnach dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahre in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel.

Klimawandel verändert den Winter

"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton. "Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren – mit verheerenden Folgen für Mensch und Tierwelt", warnte Dahl.

Das Autorenteam untersuchte für hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken. Berücksichtigt wurden Daten des Jahrzehnts von 2014 bis 2023 aus 123 Ländern der Nordhalbkugel, für Deutschland wurden sechs Städte einbezogen.

Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr, als es ohne Klimawandel geschehen wäre. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.

Mehr Trockenheit, Krankheiten und Allergien?

Climate Central geht auch auf potenzielle Folgen solcher Veränderungen ein, etwa für die Wintersport-Industrie und die Landwirtschaft. Wärmere Winter können demnach die Schneedecke in den Bergen verringern, eine wichtige Quelle für das Schmelzwasser im Frühjahr - mit Auswirkungen etwa für die Bewässerung von Feldfrüchten.

Wärmere, kürzere Winter können die Gesundheitsrisiken durch Krankheitserreger verschlimmern und die Wachstumszeit für Pflanzen und damit die Leidenszeit für Allergiker verlängern. "Schnee, Eis und kalte Temperaturen, die früher die Wintersaison kennzeichneten, verschwinden vielerorts schnell", sagte Dahl. Das bedrohe Ökosysteme, Volkswirtschaften und kulturelle Traditionen. rowa/mit dpa

Vorschaubild: © Sebastian Willnow/dpa