Ab 2030 sollen Pflanzenschutzmittel in bestimmten Landschaftsschutzgebieten verboten sein. Das sieht ein aktueller Entwurf einer EU-Verordnung vor. Für viele Winzer in Franken würde das ein Ende ihrer Betriebe bedeuten.
Derzeit wird auf EU-Ebene eine Verordnung beraten, mit der die Landwirtschaft nachhaltiger werden soll. Die Biodiversität soll geschützt werden und insgesamt sollen Landwirte schonender mit ihrem Grund und Boden umgehen. Das sieht auch eine nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln vor (im Fachjargon Sustainable Use Regulation, kurz SUR). Bis 2030 soll das Ausbringen von Pestiziden und Herbiziden um die Hälfte zurückgefahren werden, in ausgewiesenen Schutzgebieten sollen sie wiederum komplett verboten werden.
Aus diesem Grund schlagen nun die deutschen - insbesondere die fränkischen - Winzer Alarm. Das Problem: Laut der aktuellen Vorlage der Verordnung würde das komplette Verbot von Pflanzenschutzmitteln auch Landschaftsschutzgebiete wie die Volkacher Mainschleife betreffen. Dieses Gebiet ist jedoch gerade wegen des Weinbaus geschützt und der damit zusammenhängenden Kulturlandschaft. Doch ganz ohne Pflanzenschutzmittel sei Weinbau nicht möglich, sagte beispielsweise DIVINO-Winzer Simon Trost gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR). Man verwende bereits jetzt so wenig wie möglich von den Schutzmitteln - schon allein aus Kostengründen.
Totalverbot von Pestiziden - Winzer schlagen Alarm
Das Problem: Die derzeitige Fassung der Verordnung sieht nicht nur das Verbot der Chemie-Keule vor, sondern auch von biologischen Pflanzenschutzmittel, wie der Deutsche Weinbauerverband (DWV) bemängelt. Die Einschnitte würden somit nicht nur konventionelle Betriebe betreffen, sondern auch Biowinzer müssten auf natürliche Pestizide verzichten. Eines davon ist beispielsweise Kaolin, das zum Schutz vor der Kirschessigfliege ausgesprüht wird. Oder aber Mittel gegen den Echten und Falschen Mehltau, ohne die Weinbau kaum möglich ist.
Franken wäre laut dem Fränkischen Weinbauerverband besonders stark von der Verordnung betroffen. Denn 50 Prozent der Rebflächen befinden sich in ausgewiesenen Landschaftsschutzgebieten. Die EU-Regeln kämen dem Verbandschef Artur Steinmann einem Berufsverbot gleich. Die fränkische Kulturlandschaft wäre dann nicht wiederzuerkennen, meint er gegenüber dem BR. Viele Winzer müssten zum Stichjahr ihre Betriebe aufgeben.
Winzervertreter sind jedoch nicht per se gegen eine nachhaltigere Bewirtschaftung und den Naturschutz - und auch eine Abkehr von Pflanzenschutzmitteln befürwortet man. Dazu müsse man aber Alternativen finden und beispielsweise auf resistentere Rebsorten setzen. Eine Frist bis 2030 ist aber zu kurz gedacht - für entsprechende Transformationen braucht man viel mehr Zeit. "Im Weinbau muss man da eher 40 Jahre nach vorn schauen", erläutert Hermann Schmitt vom Fränkischen Weinbauerverband gegenüber dem BR.
Noch ist die Verordnung in den Kinderschuhen. Frühstens im Oktober sollen die zuständigen Ausschüsse und das EU-Parlament über eine endgültige Fassung abstimmen. Derzeit sollen noch rund 3000 Änderungsanträge auf dem Tisch liegen, die die Lage für die Winzer aber nicht unbedingt verbessern würden. "Momentan habe ich nicht das Gefühl, dass der Weinbau große Fürsprecher im EU-Parlament hat. Manchmal frage ich mich, wo die Entscheidungsträger eigentlich ihr Wissen herhaben", so Steinmann. Und auch von der Bundesregierung fühlen sich die fränkischen Winzer nicht genug gehört in der Angelegenheit.
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