Druckartikel: Mega-Bahnstreik: Nahverkehr in Franken stark betroffen - auf diesen Strecken stehen die Züge still

Mega-Bahnstreik: Nahverkehr in Franken stark betroffen - auf diesen Strecken stehen die Züge still


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Franken, Mittwoch, 15. November 2023

Der Bahnverkehr wird ab dem Abend bundesweit von der Lokführer-Gewerkschaft GDL bestreikt. Die Deutsche Bahn rechnet mit enormen Auswirkungen - auch für Franken.


Update vom 15.11.2023, 16 Uhr: DB arbeitet an Notfallfahrplänen für S-Bahn-Linien

Der Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn wird auch im bayerischen Regionalverkehr massive Einschränkungen zur Folge haben. Für den Fernverkehr gibt es einen Notfahrplan, im Regionalverkehr ist demnach Ziel, "ein stark reduziertes Angebot zu fahren", wie eine Sprecherin von DB Regio in München am Mittwoch (15. November 2023) erklärte.

"In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark." Die DB appellierte an die Fahrgäste, sich vor Beginn ihrer geplanten Fahrt zu informieren. "Die möglichen Fahrpläne werden gerade erarbeitet." Die Münchner S-Bahn München strebt demnach weitgehend einen Stundentakt an, zum Flughafen sollen die Bahnen alle 20 Minuten fahren.

In Franken werden derweil einige S-Bahn-Linien komplett still stehen. Sechs Linien betreibt die DB insgesamt im Raum Nürnberg. Nur für die S1 bis S4 erarbeitet die Bahn Notfallfahrpläne. Die S5 zwischen Nürnberg und Allersberg sowie die S6 zwischen Nürnberg und Neustadt an der Aisch werden am Donnerstag gar nicht fahren. Einzelheiten zu den S-Bahn-Fahrplänen wollte die DB auf ihren Webseiten im Laufe des Nachmittags bekannt geben.

Lokführer streiken - Reisende steigen auf Busse und Mietwagen um

Der ADAC warb für seine Pendlernetz-App, über die verhinderte Bahnfahrgäste Mitfahrgelegenheiten im Auto suchen können.

Zahlreiche Reisende wollen auf Busse oder Mietwagen umsteigen. "Wir sehen durch den angekündigten Streik sowohl bei FlixBus als auch bei FlixTrain eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Tickets", sagte ein Sprecher der Fernbus- und Bahnplattform Flix in München der Deutschen Presse-Agentur.

"Wir haben aber genug Kapazitäten, sodass DB-Reisende auch kurzfristig noch auf unsere Angebote umsteigen können." Bei Bedarf würden zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, berichtete der Sprecher weiter. "FlixTrain ist vom Streik nicht betroffen und verkehrt wie gewohnt."

Streik könnte auch private privaten Eisenbahnunternehmen treffen

Auch Mietwagen werden gut gebucht. "Wir erleben aktuell eine hohe Nachfrage bei Europcar", teilte Tobias Zisik, Geschäftsführer der Europcar Mobility Group in Deutschland, auf Anfrage in Hamburg mit. "Da parallel im Norden und Westen große Messen stattfinden, sind insbesondere dort die Verfügbarkeiten knapp." Mehr Fahrzeuge gebe es dagegen in den südlichen Bundesländern.

Dem Bundesvorsitzenden des Verkehrsclubs (VCD) bereiten der Streik und die Möglichkeit weiterer Arbeitsniederlegungen Sorgen. "Viele werden genötigt sein, das Auto zu nutzen, obwohl sie eigentlich klimaschonend mit der Bahn fahren wollen", erklärte Matthias Kurzeck. "Für Menschen ohne Auto besteht die Gefahr, dass sie Weihnachten nicht bei Ihren Liebsten verbringen können."

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Der Streik soll am Mittwochabend um 22 Uhr beginnen und am Donnerstagabend enden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser auch die privaten Eisenbahnunternehmen in Bayern trifft, die nicht bestreikt werden. In Bayern fahren auf mehreren viel genutzten Strecken nicht Züge der DB, sondern anderer Eisenbahnunternehmen.

Private Eisenbahnunternehmen äußern sich zu Betrieb während des Streiks

Dazu zählen die Bayerische Regiobahn (BRB), Go Ahead oder die Länderbahn mit ihren Alex-Zügen. Die BRB fährt unter anderem von München über Rosenheim nach Salzburg, Go Ahead auf der Strecke Augsburg-München, die Alex-Züge verbinden München mit Regensburg und Prag. Sollten nicht nur DB-Lokführer streiken, sondern auch Fahrdienstleiter und andere Mitarbeiter der DB Netz, würde der Streik auch diese Verbindungen treffen.

Die Länderbahn betonte: "Es ist davon auszugehen, dass der reguläre Betrieb nach den derzeit gültigen Fahrplänen stattfinden wird." Kurzfristige Verspätungen und Ausfälle sind demnach aber möglich. Auch die BRB schloss Verspätungen und Zugausfälle nicht aus. Ein Sprecher von Go Ahead in Augsburg betonte: "Wir werden tun, was wir können."

Optimistisch äußerte sich Agilis: "Wir fahren", erklärte das Unternehmen auf seiner Webseite. "Punktuell kann es zu Beeinträchtigungen kommen, wenn sich Mitarbeitende in den Stellwerken am Warnstreik beteiligen. Die DB geht jedoch davon aus, dass es sich dabei nur um vereinzelte Mitarbeitende handelt." Agilis bedient unter anderem die Verbindungen von Regensburg entlang der Donau, sowohl in Richtung Schwaben als auch nach Niederbayern.

U-Bahnen und Straßenbahnen nicht von Streik betroffen

Das Umsteigen auf Züge der Österreichischen Bundesbahnen wird für Fahrgäste in Südbayern wohl ebenfalls keine Option sein. Der Bahnverkehr von und nach Deutschland werde während des Streiks voraussichtlich eingestellt, teilten die ÖBB am Mittwoch mit. Das gilt auch für die Nightjet-Nachtzüge nach Deutschland, Belgien und in die Niederlande. Fahren sollen jedoch die ÖBB-Züge von Innsbruck nach Salzburg, die mangels geeigneter Bahnstrecke durch die Alpen auf bayerischem Geleise über Rosenheim verkehren.

Die GDL fordert bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn unter anderem 555 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3000 Euro. Nicht betroffen sein werden U-Bahnen und Straßenbahnen in den großen Städten Bayerns, da diese nicht zur DB gehören und auf eigenen, separaten Gleisen unterwegs sind.

Ursprungsmeldung 15.11.2023, 06.24 Uhr: Großer Bahnstreik beginnt schon heute: Etliche Zugausfälle drohen - DB nennt konkretes Zeitfenster

Der angekündigte Warnstreik bei der Bahn wird am Mittwoch und Donnerstag (15. und. 16. November 2023) bundesweit zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und im Fernverkehr führen. Die Deutsche Bahn hat für den Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) einen Notfahrplan im Fernverkehr erstellt. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", hieß es.

Die GDL hat für Mittwochabend, 22 Uhr, bis Donnerstagabend, 18 Uhr, zu einem 20-stündigen Warnstreik aufgerufen. Damit verschärft Gewerkschaftschef Claus Weselsky schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte mit scharfer Kritik auf den Schritt der Gewerkschaft. Der Warnstreik sei "völlig unnötig" und eine Zumutung für Bahnreisende.

Warnstreik am Mittwoch und Donnerstag: Bahn setzt auf Notfahrplan im Fernverkehr

Im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge ebenso versuchen, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. "In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben", teilte der Konzern mit.

Die Fahrgäste wurden gebeten, während des Warnstreiks auf nicht unbedingt notwendige Reisen mit der Bahn zu verzichten oder die Reisen zu verschieben. Tickets für Fahrten am Mittwoch und Donnerstag könnten auch zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Die Zugbindung sei aufgehoben. "Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden", hieß es.

Die GDL fordert bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn unter anderem 555 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3000 Euro. Besonders wichtig ist Weselsky zudem eine Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.

Die Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung für nicht realisierbar und lehnt bisher jede Verhandlung darüber ab. DB-Personalvorstand Martin Seiler bot stattdessen in der ersten Verhandlungsrunde eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie zeigte er sich bereit. "Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", war Weselskys Kommentar zum Arbeitgeberangebot. Die Verhandlungen sollten eigentlich am Donnerstag und Freitag fortgesetzt werden. Ob es dabei bleibt und dann parallel zum laufenden Warnstreik verhandelt wird, war zunächst offen.

Der Aufruf zum Warnstreik der GDL richtet sich nicht nur an Beschäftigte der Deutsche Bahn, sondern auch an Angestellte anderer Unternehmen, mit denen die Gewerkschaft derzeit über neue Tarifverträge verhandelt. Die Deutsche Bahn ist aber in Deutschland das mit Abstand größte Eisenbahnunternehmen - der bundeseigene Konzern steht daher beim Warnstreik im Fokus.

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